Wege in Europa

Südtiroler Frühlingstour 3: 1000-Stufen-Schlucht

Die Fakten
10 (+4) km 457 hm 688 hm
Start: Giggelberg (Bergstation der Texelbahn)
Ziel: Bergstation der Unterstell-Seilbahn

Vielleicht vorweg eine Erklärung zur Kilometerangabe: Die 10 km beziehen sich auf die „eigentliche“ Wanderung, wie sie unten auf der Karte zu sehen ist. Die weiteren 4 km ergaben sich durch Wege zu Seilbahn, Bussen, Unterkunft …

Denn der heutige Tag bot eine Mischung aus Wandern und Museen. Ich habe mir die letzten Tage ziemlich den Kopf zerbrochen, wie ich Wanderungen und Besichtigungen im Hinblick auf Schließtage der Museen, Wetter (morgen soll die Schneefallgrenze stark sinken) und einem Streik der Busse, Bahnen und Seilbahnen am Donnerstag unter einen Hut bringen sollte.

Bereits der Start heute war anders als gedacht: Eigentlich hätte ich auf etwa 1.600 m Höhe von der Nasereithütte starten wollen. Das hat mir die Schnelage vereitelt und damit sah ich auch die Hoffnung auf die 1000-Stufen-Schlucht schwinden. Aber der Hüttenwirt versicherte mir, dass dieser Abschnitt komplett schneefrei wäre. Um trotzdem auch noch die anvisierten Museen unterzubringen (die morgen geschlossem sind), nahm ich heute Seilbahnen zu Hilfe.

Nach meinem Frühstück in der Unterkunft ging ich also zur Texelbahn, wo ich um 9 Uhr die einzige Person in der Gondel war. Vom Giggelberg hatte ich dann bereits eine wunderbare Sicht auf die Berge über dem Nebel.

Erstaunlicherweise war es auf 1.500 m Höhe bereits wärmer als unten im Tal und so startete ich gleich mit kurzen Ärmeln. Nun wieder auf dem Meraner Höhenweg ging es über einen Pfad am Berghang entlang und auch schon über die ersten Stufen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob die bereits zur 1000-Stufen-Schlucht zählen. Da diese aber angeblich auch „nur“ 987 Stufen hat, ist es eh nicht so genau.

Nach einem kurzen Abschnitt auf einer Forstraßen und Wiesenwegen, der tolle Ausblicke bot, ging es an einem Wasserfall vorbei. Abgesehen von einem älteren Paar, das meist in Sichtweite vor mir war, war es sehr ruhig.

Nach dem Wasserfall ging es so richtig hinein in die Schlucht, mit Stufen hinab und hinauf und der Querung einer Hängebrücke.

Die Schlucht ist sehr abwechslungsreich zu gehen und über weite Strecken mit Ketten gesichert. Höhenangst sollte man bei all den Blicken in die Tiefe trotzdem nicht haben, schon gar nicht bei der Hängebrücke. Außerdem nimmt die Schlucht mehr Zeit in Anspruch als die Höhenmeter vermuten lassen. Erst recht, da die Stufenhöhe wohl nur für 1,80 m große Personen mit langen Beinen angenehm sein dürfte. Trotzdem ein ganz wunderbarer Weg!

Nach etwa 6 Kilometern war dann der anstrengende Teil geschafft und es ging auf einer Forststraße durch den Pirchhof und weiter zu einer zweiten Hängebrücke.

Ein kleiner Pfad führte nun bis zur Aussichtsplattform Unterstell, auf der es so windig war, dass ich die Aussicht nur kurz genoss. Hier war nun auch etwas mehr los.

Den Unterstellhof erreichte ich gerade zur Mittagszeit und da ich heute nicht mehr viel Wandern vor mir hatte und es abends eh nicht viele Einkehrmöglichkeiten gäbe, beschloss ich hier zu essen. Zu meiner erhofften Knödeltris (die üblicherweise aus Käse-, Spinat- und Bohnenknödel besteht) kam ich zwar nicht, aber es gab immerhin sehe gute Käseknödel mit Salat.

Nach dem Essen ging es mit der Unterstellbahn ins blühende Tal zurück.

Damit war meine eigentliche Tagestour abgeschlossen, aber noch nicht das heutige Programm. Ich ging etwa 20 Minuten zum Vinschger Bauernladen bei Staben, wo ich den Shuttlebus zum Schloss Juval nahm. Dabei handelt es sich um eine mittelalterliche Burg, die nun Sommerwohnsitz von Reinhold Messner ist und auch eines seiner sechs Museen beherbergt. Die Messner Mountain Museen sind in Südtirol verteilt und behandeln jeweils einen Aspekt rund um den Berg. Ich kenne bereits jenes auf Schloss Sigmundskron (Mensch und Berg), das mich total begeistert hat, und jenes auf dem Kronplatz (traditioneller Alpinismus), das mich abgesehen von der Lage eher enttäuscht hat. Im Schloss Juval geht es um den „Mythos Berg“ – um heilige Berge, Messners Kunst- und Maskensammlungen und um Glaubensvorstellungen rund um Berge. Es gibt auch Einblicke in einige Privaträume wie etwa die Bibliothek. Da Fotografieren nur im Außen- und Ruinenbereich gestattet ist (was alle ignoriert haben und ich auch erst auf dem Weg hinaus gelesen habe), gibt es hier von den Innenräumen keine Eindrücke.

Die Ausstellung im Schloss Juval ist sehr liebevoll angelegt und mit dem Außenbereich auch als Gesamtes sehr schön. Trotzdem kann es auch im Hinblick an den Informationsgehalt nicht ganz mit Sigmundskron mithalten.

Als letzter Punkt stand der Besuch der St. Prokulus Kirche samt zugehörigem Museum auf dem Programm. Die kleine Kirche beherbergt einen vorromanischen Freskenzyklus etwa aus dem 8. Jh., der im 14. Jh. übermalt wurde. Jene gotischen Fresken hat man dort, wo sie die älteren Bilder überdeckt haben, abgenommen und im Museum ausgestellt. Ich kam gerade zusammen mit drei Radfahrern in die Kirche und wir bekamen eine spontane und aufschlussreiche Führung. Auf den Fotos sieht man unten die freigelegten alten Fresken und im oberen Bereich die gotischen.

Fazit: Ein sehr ereignisreicher Tag mit einer ganz tollen Wanderung. Die 1000-Stufen-Schlucht gehört zu einem der schönsten Wege, die ich je gegangen bin, aber auch das restliche Programm hat sich sehr gelohnt. Morgen wird es wohl wetterbedingt etwas gemütlicher.

4 Comments

  • Konstanze

    Du hast recht, es gab hier so einige Fotos, die mir wirklich Unbehagen bereitet haben. Irgendwann möchte ich gern mal erklärt bekommen, wieso so viele Aussichtsplattformen Gitterböden haben … *seufz*

    Aber es ist schön zu lesen, dass du den Tag so genossen hast und all deine Pläne aufgegangen sind. Wie ärgerlich, dass gerade in der Woche gestreikt wird, aber du scheinst das ja in deine Planung ganz gut einzubinden. 🙂

    • Judith

      Zum Glück wurde nicht den ganzen Tag gestreikt und es gab ein paar garantierte Pendlerzüge, so konnte ich in der Früh zu meinem Ausgangspunkt. Aber für mehr Fahrten über den Tag verteilt wäre es eben nicht gegangen. Hat aber letztendlich alles gut so gepasst! 🙂

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