Weitwanderwege

Moselcamino 5: Bullay – Traben-Trarbach

Die 5. Etappe führte beständig rauf und runter und hatte wettermäßig von Nebel bis Hitze fast alles zu bieten.

Die Fakten
27,5 km 859 hm 820 hm
Start: Bullay
Ziel: Traben-Trarbach

Dank schnarchender Mitbewohnerin und unbequemer Matratze schlief ich nicht besonders gut und wurde bereits um kurz nach 6 Uhr wach. Sehr leise raffte ich alles Zeug zusammem, um meinen Rucksack in der Küche zu packen – nur um dort unseren dritten Zimmergast auf dem Sofa vorzufinden. Er hatte uns in der Nacht nicht mehr stören wollen, aber nun musste ich ihn hier stören.

Nachdem ich gefrühstückt hatte und der etwas kuriose Herr mir dabei die Ohren vollgelabert hatte, machte ich mich auf zum Bahnhof, um wieder zurück nach Bullay zu fahren. Ich fotografierte noch den Bücherraum am Bahnhof (leider hatte er um diese Zeit geschlossen) und startete um kurz vor halb 9 bei dichtem Nebel.

Nach einem Stück bergauf auf einem schönen Waldweg zur Bildungsstätte Marienburg sah es kurz so aus, als würde der Nebel sich lichten, aber dann zog gleich wieder alles zu.

Nach etwa eineinhalb Stunden erreichte ich Zell, wo gerade ein Mittelaltermarkt ist. Am Vormittag waren aber die meisten noch am Aufbauen der Stände.

Obwohl ich noch nicht so lange unterwegs war, machte ich hier eine Pause, da ich in der Früh noch keinen Kaffee gehabt hatte und hoffte, dass der Nebel sich inzwischen lichten würde. Mein Plan ging auf. Als ich den Aufstieg zum Beinter Kopf hinter mich gebracht habe, präsentierte sich mir die Moselschleife im strahlenden Sonnenschein.

Danach ging es weiter bergauf zur Schutzhütte „Schöne Aussicht“, wo zahlreiche Bänke zur Pause einluden. Da es noch weiter bergauf ging, wollte ich den restlichen Anstieg aber noch hinter mich bringen und beim Bummkopf eine Rast machen. Irgendwie dachte ich, hier wäre eine Aussichtsplattform, aber stattdessen war hier nur eine Straßenkreuzung mit einem Schild. Offensichtlich war der Aussichtspunkt bereits bei der „Schönen Aussicht“ gewesen – wer hätte das gedacht! Zumindest gab es aber eine Bank.

Von hier ging es nun über Waldwege gemütlich Richtung Enkirch. Ehe der Weg bergab führte, gab es noch weitere Raststellen und Ausblicke. Die Dichte an Schutzhütten und Bänken war auf dieser Etappe enorm.

In Enkirch, das sich als weitere hübsche Ortschaft entpuppte, machte ich einen Abstecher zum Campingplatz zwecks WC und Auffüllen der Wasserflaschen.

Das Wasser hatte ich später auch notwendig, denn die Sonne brannte herab und es regte sich kein Lüftchen, als es über Stiegen und steile Pfade wieder bergauf ging. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob der Weg nicht einfach hätte oben bleiben können ….

Als Belohnung für den schweißtreibenden Aufstieg gab es nicht nur neuerliche Fernblicke, sondern die Kirche von Starkenburg mit Pilgerstempel und Pilgertauschecke. Noch dazu war es hier drinnen herrlich kühl.

Immerhin ging es ab jetzt nicht mehr bergauf, sondern zunächst eben dahin und schließlich hinunter nach Traben-Trarbach. Oberhalb der Ruine Grevenburg gab es eine Abkürzung, den „Franzosensteig“, der mal wieder Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzte und sich als nicht weiter schlimm entpuppte.

Von hier ging es nun auf einem Waldweg den letzten Kilometer nach Traben-Trarbach, wo ich ein Bett in der Pilgerherberge „Alte Lateinschule“ habe.

Hier wurde ich nicht nur von der Herbergsbetreiberin sehr freundlich empfangen, sondern es gibt alles, was man sich bei einer Pilgerherberge so vorstellt: Schlafsaal, Gemeinschaftsraum mit Küche, Garten und alles sehr liebevoll hergerichtet.

Außer mir übernachten hier vier Radfahrer (Freunde, die seit ihrem Studium jedes Jahr einen gemeinsamen Urlaub machen) und eine Pilgerin aus Dresden – die erste, die ich treffe. Sie selbst war die letzten Tage mit einer anderen Pilgerin unterwegs, die aber mittlerweile abgebrochen hat.

Obwohl es mich die letzten Tage nicht gestört hatte alleine zu sein, war es sehr schön sich mal mit jemandem austauschen zu können. Wir plauderten eine Weile im Garten miteinander, ehe Lydia sich ans Tagebuchschreiben setzte und ich mich ans Bloggen. Ob wir hier allzu bald Ruhe finden werden, ist aber fraglich: Gleich unterhalb der Herberge findet ein Hoffest mit lauter Musik statt.

Fazit: Erneut eine schöne und abwechslungsreiche Etappe, bei der das Wetter erstaunlich schnell in den Hochsommermodus zurückkehrte. Die vielen Anstiege waren in der Sonne ziemlich mühsam, aber dafür gibt es als Belohnung eine schöne Herberge.

5 Comments

  • Konstanze

    Die ersten Fotos, in denen die Sonne durch den Nebel bricht, sind wunderschön!

    Und ich fürchte, dass du deine restlichen Wanderetappen auch bei sommerliche Hitze hinter dich bringen darfst. Die Wettervorhersage hat steigende Temperaturen angekündigt … Ich hoffe, du findest genügend schattige Wege und Wasserstellen, um deine Trinkflasche aufzufüllen.

    • Judith

      Heute hätte ich schon einige schattige Wege mehr brauchen können. Aber mir kann man es halt auch nicht recht machen – gerade erst habe ich noch über Regen gejammert. *g*

        • Julian

          Dank idealem Foto- (wenn auch nicht unbedingt Wander-)Wetter die schönsten Aussichten bisher, wie ich finde. Und augenscheinlich auch die beste Herberge. Apropos ‚die Ohren vollgelabert‘: Wie kommst Du eigentlich mit dem moselfränkischen Dialekt zurecht? Ich finde ihn teilweise nicht leicht zu verstehen…

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