Weitwanderwege

Moselcamino/ Moselsteig 4: Ediger-Eller – Bullay

Die 4. Etappe hatte vieles zu bieten: einen Klettersteig, Europas steilsten Weinberg, Nebel, Regen und ein wundervolles Café.

Die Fakten
20 km 816 hm 796 hm
Start: Ediger-Eller
Ziel: Bullay

Als ich an diesem Morgen aufwachte, verhieß der Blick aus dem Fenster nichts gutes: Der Regen prasselte gegen die Scheiben und die Weinberge waren im Nebel verschwunden. Da machte es nichts, dass es erst ab 8 Uhr Frühstück gab. Ich ließ mir gemütlich Zeit und machte mich um kurz nach 9 Uhr auf den Weg, als es etwas freundlicher wurde.

Kurz nach dem Start, als der Nebel immer mehr aufriss, musste ich mich bei der Galgenlay-Hütte entscheiden, ob ich auf den Calmont (das ist jener steile Weinberg) die Originalroute des Moselsteigs nehmen wollte oder den Calmonter Klettersteig.

Dieser Steig ist durchgängig Schwierigkeitsstufe A und erfordert keine Ausrüstung, dürfte also etwa wie die einfachen Steige auf die Hohe Wand sein, die ich schon gegangen bin. Allerdings dauert der gesamte Klettersteig sehr lang und mit schwerem Rucksack hat man auch eine andere Balance. Ich entschied mich dafür, das erste Stück auf dem Klettersteig zu gehen und dann wieder auf den Originalweg zu wechseln.

Der Steig führte am Hang entlang bergauf und bergab, stellenweise seilversichert oder über Leitern, die man aber teilweise auch umgehen könnte.

Schließlich ging es vom Klettersteig weg bergauf zur Eller Todesangst, einem Aussichtspunkt, bei dem der Name zum Glück nicht Programm ist. Hier hatte ich tolle Blicke auf die Moselschleife.

Von hier führte nun der Weg steil bergauf und es gab nochmal schöne Ausblicke, ehe ich wieder auf den Originalweg stieß.

Es ging nun am Hügelrücken entlang, vorbei an einer Schutzhütte und einer Aussichtsplattform zur Rekonstruktion eines gallorömischen Umgangstempels. Die Reste eines entsprechenden Bergheiligtums hatte man 2005 ausgegraben.

Danach tauchte ich immer mehr in den Nebel ein und erreichte das Gipfelkreuz des Calmont bei Nieselregen.

In der Hoffnung, dass der Nebel weiter aufreißen würde, machte ich hier eine Pause, aber das Gegenteil war der Fall. Die Wanderer, die kurz nach mir von der anderen Seite nach oben kamen, konnten fast nichts mehr sehen, aber wir hatten Spaß dabei uns gegenseitig zu fotografieren („Etwas weiter rechts, sonst sieht man das Panorama nicht“).

Da keine Besserung in Sicht war und der Regen immer stärker wurde, machte ich mich auf den Weg hinab nach Bremm. Kurz nach Verlassen des Calmont fing es an zu schütten und wurde bis nach Bremm nicht besser. Alles tropfte und meine Hose klebte nasskalt an meinen Beinen.

Da ich unbedingt etwas trocknen wollte, suchte ich in Bremm ein Café und stieß auf „Os Kellerchen“, ein entzückendes Selbstbedienungscafé mit frischem Kuchen, einer Kaffeemaschine und Getränken. Der perfekte Ort bei diesem Wetter! Das Motto „the trail provides“ bewahrheitet sich immer wieder, das hatte ich schon auf dem Olavsweg festgestellt. Und umso mühsamer es vorher war, umso größer ist dann das Glück in solchen Momenten.

Nach Kaffee und Nusskuchen und einer längeren Pause fühlte ich mich wieder bereit für den restlichen Weg, zumal der Regen inzwischen aufgehört hatte. Es ging nun über eine Brücke nach Neef und durch die Weinberge (teils über Stufen) hinauf zunächst zum Aussichtspunkt Eulenköpfchen und dann zu einem Gipfelkreuz.

Leider setzte nun wieder Regen ein, der mich auf den restlichen etwa 9 Kilometern nicht mehr verließ. Es war zum Glück kein Wolkenbruch mehr, eher die Sorte Salzburger Schnürlregen.

Viele Fotos machte ich auf diesem Abschnitt nicht – es ging erneut durch Weinberge und durch Wälder, auf ständigen Kurven und immer wieder bergauf und bergab, bis ich schließlich oberhalb von Bullay den Moselsteig verließ. Natürlich hörte es genau jetzt, am Ende meiner Etappe, zu regnen auf.

Da ich in Bullay keine bezahlbare Unterkunft mehr gefunden hatte (inzwischen weiß ich auch warum: hier in der Gegend sind zahlreiche Weinfeste dieses Wochenende), fuhr ich mit dem Zug nach Traben-Trarbach, wo ich in der „Monkey Factory“, einem Art Hostel, noch ein Bett gefunden hatte. Ich bin in einem Dreibettzimmer und habe zum Glück das Einzelbett. Im Stockbett schläft unten eine Ukrainerin, mit der ich mich mehr schlecht als recht verständigen kann, und oben wird recht spät noch ein weiterer Gast kommen. Um zur Dusche zu kommen, musste ich durch die Küche der Gastgeberfamilie, außerdem wohnen hier noch ein paar junge Leute in einer Art WG zur Untermiete. Eine interessante Unterkunft also! Den Abend verbrachte ich in der Gästeküche mit kochen, essen und schreiben.

Mein Einzelzimmer im Hotel gestern war zwar angenehmer, aber 25 Euro sind ein unschlagbarer Preis und es schadet ja nie die eigene Komfortzone zu verlassen.

Fazit: Eine an sich sehr schöne Etappe, die etwas vom Wetter getrübt wurde. Zum Glück gab es einige Highlights, die das alles wieder wettgemacht haben.

5 Comments

  • Karin

    Bin erst heute in deine Wanderberichte eingestiegen und habe deshalb gleich die ganzen 4 Etappen auf einmal gelesen und angeschaut. Das ist ja eine traumhafte Landschaft und so wunderschöne idylische kleine Orte! Da kriegt man richtig Lust, dort auch einmal hinzufahren. Hoffentlich bot die nächste Etappe wieder besseres Wetter.

  • Konstanze

    Oh, wie schade, dass du solch schlechtes Wetter hattest und so nicht nur einen Teil der Strecke durchnässt, sondern auch ohne die wunderschöne Aussicht hinter dich bringen musstest. Deine Übernachtungsmöglichkeit klingt wirklich interessant – ich hoffe, du hast gut schlafen und dich nach dem ungemütlichen Tag erholen können. (Wobei das Selbstbedienungscafé wirklich eine hübsche Möglichkeit zur Einkehr ist!)

    • Judith

      Der Regen war echt mühsam. Die Moselschleife im Nebel hatte irgendwie auch was, wobei mich die fehlende Aussicht wohl mehr enttäuscht hätte, wenn ich nicht vorher schon sehr schöne Blicke vom Klettersteig gehabt hätte.

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