Wege in Österreich

Myrafälle und Steinwandklamm

Die Fakten
19,5 km 703 hm 703 hm
Start und Ziel: Bahnhof Pernitz-Muggendorf

Vergangenen Samstag wollte ich trotz mangelnder Wandermotivation das winterliche Wetter nutzen und machte mich auf den Weg zum Bahnhof Pernitz-Muggendorf, um durch die Myrafälle zu wandern, die ich bisher erst einmal im Sommer gesehen hatte.

Es begann etwas holprig: Nach knapp zweistündiger Anreise wollte ich im Zug noch das WC nutzen, aber die Idee hatten so viele andere, dass mir das Warten zu lang wurde. Kein Problem, dachte ich mir, am Bahnhof Pernitz-Muggendorf gibt es ein WC. Tja, nur hat das im Winter geschlossen … Also versuchte ich mein Glück beim Gemeindeamt, wo mir ein Mann, der gerade beim Schneeräumen war, den Tipp gab, dass es beim Friedhof ein Öffentliches WC gibt (das auch im Winter geöffnet ist). So war es dann auch, allerdings hatte ich nun schon einen ziemlichen Umweg gemacht und änderte meinen Plan: Anstatt wieder zum Gemeindeamt zurückzugehen und direkt durch Pernitz zu den Myrafällen zu gehen, wollte ich auf kleinen Pfaden durch den Wald wandern.

Als es von der Blättertalstraße in den Wald ging, kam ich zur letzten von vierzehn Stationen des Biedermeier Erlebnisweges.

Ich verließ den Weg aber gleich wieder und bog in eine Forststraße ein. Vielleicht hätte ich aber besser dem Erlebnisweg bzw. dem Wiener Alpenbogen folgen sollen, denn der Weg im Wald war nicht markiert und wurde bald so schmal, dass er im Schnee kaum mehr zu erkennen war. Daher war ich teilweise querfeldein unterwegs, bis ich auf einen schmalen Pfad stieß, der mich aber lediglich auf eine Schafweide führte.

Mithilfe von Handy und gps-Uhr navigierte ich mich weiter und stieß schließlich wieder auf den Pfad, der nach Muggendorf führte.

Als ich den Eingang der Myrafälle erreichte, war es schon später als geplant. Mein Weg durch den Wald war mehr als doppelt so lang gewesen als der Weg durch Pernitz, trotz der Irrwege aber sehr schön.

Die Myrafälle sind im Winter offiziell geschlossen, können aber auf eigene Gefahr begangen werden. Daher entfiel auch der Eintrittspreis, der sonst für die Instandhaltung der Wege entrichtet werden muss.

Außer mir waren auch noch ein paar andere Wanderer unterwegs und uns empfing eine Wunderwelt aus Schnee und Eis.

In den letzten Jahren waren die Myrafälle mehrmals ausgetrocknet, daher hatte ich bezweifelt, ob sie derzeit Wasser führen würden. Dementsprechend hatte ich auch nicht mit solchen grandiosen Eiszapfen gerechnet. Ich konnte mich kaum an den Eisgebilden sattsehen und bei all dem Fotografieren waren auch meine Finger bald reinste Eiszapfen.

Die Stege und Treppen waren relativ gut zu gehen – zwar voller Schnee und Eis, aber dank Geländer kein Problem (und ich hatte zur Sicherheit auch noch meine Grödel im Gepäck). Daher war ich, als ich das obere Ende der Myrafälle erreichte, noch ausreichend motiviert für eine Fortsetzung meiner Wanderung zur Steinwandklamm. Über eine Forststraße ging es gut zwei Kilometer bergauf bis zum Gasthof Jagasitz und von hier einen weiteren Kilometer bergab zum Eingang in die Steinwandklamm.

Beim Eingang der Steinwandklamm war ich überrascht, dass nicht nur das Drehkreuz in Betrieb war, sondern es dort auch eine beheizte Hütte mit Getränkeverkauf gab. So musste ich also doch noch Eintritt zahlen, aber dafür beriet mich der dort Zuständige auch für den weiteren Weg und beschrieb mir eine kaputte Treppe in der Klamm. Als er allerdings meinte, dass die Gehzeit durch die Klamm etwa eine Stunde wäre („bei Sommerbedingungen“), überlegte ich, ob ich nicht lieber gemütlich ein Getränk in der Hütte trinken und dann von hier wieder zurückgehen sollte. Es war inzwischen schon fast halb drei und ich hatte noch nicht einmal eine Gelegenheit für eine Pause gehabt – ich hatte lediglich im Gehen eine Banane verspeist.

Aber nach dem tollen Erlebnis in den Myrafällen war ich sehr gespannt auf die Klamm im Schnee und so ging ich ohne Pause zügig weiter. Zum Glück, denn erneut bot sich mir ein grandioses Zusammenspiel aus Brücken, Schnee und Eiszapfen.

Kurz nachdem ich einer kleinen Wandergruppe begegnet war, erreichte ich das „Türkenloch“, eine Durchgangshöhle, in der es kurz stockdunkel ist. Eine Stirnlampe kann hier hilfreich sein oder man tastet sich für ein paar Schritte am Sicherungsseil entlang, ehe man bereits den Ausgang erkennen kann.

Nach diesem Mini-Höhlenabenteuer ging es nur noch über wenige Stege, ehe ein einfacher Waldweg zurück zum Gasthof Jagasitz führte. Ich hatte für die Steinwandklamm nicht einmal annähernd eine Stunde gebraucht und konnte nun also ganz gemütlich zurück zu den Myrafällen gehen. Der Rückweg führte mich zunächst über eine Straße, die sich im Nebel vorlor, und dann über einen kleinen Waldweg. Dort wurde die Sicht auch gleich wieder besser und ich stapfte etwa zwei Kilometer bergab, bis ich um kurz nach halb vier den Parkplatz am Eingang der Myrafälle erreichte.

Hier gab es genau an diesem Wochenende einen kleinen Adventmarkt und ich wärmte mich bei einem Glühmost auf, während ich überlegte, ob ich nun eine halbe Stunde auf den Bus warten oder lieber zu Fuß zum Bahnhof zurückgehen sollte.

Einerseits taten mir zu dem Zeitpunkt schon ordentlich die Beine weh – entweder vom stundenlangen Stapfen durch den Schnee oder weil ich keine einzige Pause gemacht hatte – und die Aussicht, mich in den Bus zu setzen war verlockend. Andererseits war mir inzwischen schon etwas kalt. Zwar waren die Bedingungen an dem Tag sehr gut gewesen mit Temperaturen um die null Grad und keinerlei Wind, aber beim Stehen begann ich doch zu frieren. Daher entschied ich mich für den Fußweg und erreichte mit perfektem Timing den Bahnhof kurz bevor der Zug nach Wien einfuhr.

Fazit: Eine faszinierende Wanderung und genau die perfekte Wahl für diesen Wintertag. Sowohl die Myrafälle als auch die Steinwandklamm waren im Schnee wunderschön und zudem sehr ruhig (an Wochenenden im Sommer sieht es hier ganz anders aus). Nur beim Weg nach Muggendorf sollte man sich besser nicht an meinem gpx-Track orientieren. Eine gute Alternative wäre es, hier dem Wiener Alpenbogen durch den Eichberggraben zu folgen.

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