Wege in Europa

[Norwegen] Wanderung zum Preikestolen

Nachdem ich zwei Wochen in der Hauptbibliothek in Oslo gearbeitet hatte, hatte ich noch ein paar Tage Urlaub, die ich in Stavanger und am Lysefjord verbrachte. Von Stavanger aus fuhr ich mit dem Bus zum Preikestolen, einer Felsplattform, die etwa 600 Meter steil in den Lysefjord abfällt und zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen in Norwegen zählt. Anfang Juni war hier zwar noch Nebensaison, aber an einem sonnigen Sonntag rechnete ich trotzdem mit einer ganzen Schar von Menschen. Obwohl am Parkplatz der Preikestolen Fjellstue tatsächlich schon einiges los war, verteilte es sich am Wanderweg dann ganz gut.

Die Fakten
9,1 km 485 hm 548 hm
Start und Ziel: Preikestolen Fjellstue

Es ging über Felsen und Stufen bergauf, zwar nicht allzu steil, aber da die Stufen stellenweise anscheinend für Menschen mit mindestens 1,80 m Körpergröße gemacht sind, war es trotzdem ein wenig anstrengend zu gehen.

Zwischendurch führte der Weg durch ein Moor, ehe es weiter bergauf über Felsen ging.

Nach etwa einer Stunde gab es erste Blicke auf den Lysefjord und es wurde deutlich voller auf dem Weg (ich wählte auf dem Hinweg den populären cliff path).

Nun war es nicht mehr weit, ehe auch der Preikestolen ins Blickfeld kam. Es war ein beeindruckender Anblick und das schöne Wetter sorgte für eine Postkartenkulisse.

Auf dem Preikestolen selbst war zwar ein ziemliches Gewusel, aber es war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hätte (und auch nicht so schlimm, wie es auf den Fotos wirkt). Viele warteten geduldig, um ein Foto genau an der Kante zu machen, aber das war mir zu gruselig. Andere legten sich auf den Bauch und fotografierten über die Kante in die Tiefe, aber auch darauf verzichtete ich lieber, da ich fürchtete, dabei mein Smartphone fallen zu lassen. Da mir Julian angesichts der erwarteten Menschenmassen geschrieben hatte „Zum Meditieren wirst du heute dort oben sicherlich nicht kommen“, war für mich natürlich klar, was für ein Foto ich stattdessen machen wollte. 😉

Es kostete mich übrigens einige Überwindung, einen Fremden zu fragen, ob er bitte ein Foto von mir machen könnte, während ich hier meditierte (und umringt von zahlreichen Menschen). Gut, dass ich mit meinen Freundinnen in den letzten Jahren gelernt habe, dass einem für ein kreatives Foto nichts peinlich sein darf (an dieser Stelle ein Gruß an meine McViers)!

Der Blick über den Lysefjord war von hier bereits wunderschön, aber ich stieg noch weiter hinauf Richtung Neverdalsfjell, wo man auch noch einen Blick von oben auf den Preikestolen hat.

Als ich am nächsten Tag mit der Fähre weiter hinein in den Fjord fuhr, konnte ich den Preikestolen auch nochmal von unten sehen:

Für den Abstieg wählte ich auf dem ersten Stück eine alternative Route (den hill path), die wenig beschildert ist und auf der man sich großteils einen eigenen Weg über Steine suchen muss. Dafür war hier gar nichts los und ich konnte in aller Ruhe nach unten wandern. Nach etwa einem Kilometer vereinte sich der Pfad wieder mit demselben Weg wie beim Aufstieg, wo mir viele entgegenwanderten. Es gab aber auch ruhige Phasen, wie man etwa unten auf dem Weg durchs Moor sieht.

Zurück bei der Lodge bezog ich mein kleines „hiker’s nest“ und verbrachte dann den Abend am See, dem Revsvatnet, bis es zu kalt wurde und ich mich mit ein paar anderen Wanderern an eine der gemeinsamen Feuerstellen setzte.

Fazit: Der Preikestolen wird von vielen als überbewertet bezeichnet, aber ich finde, dass sich der Weg sehr gelohnt hat. Natürlich – wer Einsamkeit und Stille sucht, sollte nicht gerade hierher kommen, aber solange man nicht zur Hauptsaison im Hochsommer unterwegs ist, ist es nicht so überfüllt, wie ich befürchtet hätte. Da es abends am Revsvatnet sehr schön ist, kann ich auch die Übernachtung in der Preikestolen Fjellstue empfehlen – es gibt dort außer den Campingnestern Hotelzimmer und ein Hostel. Anbieten würde sich natürlich auch eine Übernachtung am Tag davor; dann kann man sehr früh am Morgen die Wanderung zum Preikestolen beginnen und den Felsen noch etwas ruhiger erleben.

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