Welterbesteig Wachau 9: Melk – Aggsbach Dorf
Die Fakten
17,1 km 528 hm 513 hm
Start: Melk
Ziel: Aggsbach Dorf
Wegbeschreibung und Karte
Der zweite Tag meines kleinen Wanderurlaubs in der Wachau (die beiden Etappen des ersten Tages habe ich hier und hier beschrieben) führte mich nun auf der südlichen Donauseite entlang von Melk nach Aggsbach Dorf. Da ich mir vor meinem Aufbruch noch Stift Melk ansehen wollte, das erst um 10 Uhr öffnete, hatte ich einen sehr gemütlichen Start in den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und einem Stadtbummel durch Melk.
Pünktlich um 10 Uhr betrat ich dann das Stift, wo ich mir die dortige Ausstellung und die Räumlichkeiten anschaute. Da im Stift fotografieren nicht erlaubt war, gibt es hier aber nur Fotos von der Stiftskirche und dem Blick auf Melk vom Stiftsgelände:
Danach schlenderte ich noch durch die Gartenanlage und stattete dem barocken Gartenpavillon einen Besuch ab.
Bis ich mich schließlich auf den Weg machte, war es bereits mittags. Der Weg führte zunächst durch Melk und dann gleich durch Pielachberg, was viel Asphalt, Autos und Häuser bedeutete. Danach wurde es zwar etwas grüner, aber es ging dennoch auf der Straße weiter. Da es sehr windig war und der Weg hinauf auf eine Ebene führte, war es ziemlich ungemütlich zu gehen. Da ich keine Haube mithatte, zog ich die Kapuze meiner Regenjacke fest ins Gesicht und stemmte mich gegen den Wind. Immer wieder traf ich hier auch auf Schilder des Österreichischen Jakobswegs, der allerdings in die entgegengesetzte Richtung verläuft.
Zum Glück führte der Weg nach einigen Kilometern in den etwas geschützteren Wald, aber auch hier war es ziemlich kalt. Da ich mir nicht vorstellen konnte bei diesem Wetter draußen Rast zu machen und mich nach einem heißen Getränk oder einer Suppe sehnte, freute ich mich schon auf Schönbühel an der Donau, wo es ein Gasthaus gab.
Ich hatte vorher extra die Öffnungszeiten recherchiert und laut diesen sollte es auch offen sein, aber als ich mich näherte, sah es verdächtig dunkel aus. Und ein Schild an der Tür verriet mir dann auch, dass das Gasthaus derzeit wegen Personalmangel dienstag und mittwochs geschlossen hatte. Grandios. Ich und mein Glück mit Gasthäusern beim Wandern …
Ich fand zumindest eine Bank mit Blick auf das Schloss Schönbühel, wo ich schnell meine mitgebrachte Jause aß, aber die Kälte trieb mich rasch wieder weiter.
Für die zweite Hälfte der Etappe ging es nun in den Dunkelsteiner Wald, wo mich auch einige Kilometer bergauf erwarteten. Auf diesem Abschnitt war für mich aber ein wenig der Wurm drinnen. Einerseits, weil aus der Pause im Warmen nichts geworden war, andererseits auch, weil ich mich auf einmal seltsam einsam und unwohl im Wald fühlte. Ich war ja auch vorher schon öfter einige Stunden gewandert, ohne jemandem zu begegnen, aber an diesem Tag kam es mir vor, als wäre ich wirklich weit und breit der einzige Mensch. Außerdem kam mir bei der grauen Wolkendecke und bei dem starken Wind der Wald düster, fast ein wenig unheimlich vor. Dabei wirken die Fotos eigentlich recht freundlich, wenn ich diese nun im Nachhinein betrachte.
Aber manchmal hat man einfach Phasen, in denen nichts zu stimmen scheint und eine solche hatte ich an diesem Nachmittag. Ich fragte mich, weshalb genau ich meine Urlaubstage damit zubrachte, alleine durch die Kälte zu wandern und wollte nur noch ankommen.
Das Gute daran war, dass ich wenigstens sehr schnell vorankam, und als ich schließlich den Anstieg großteils hinter mich gebracht hatte, kreuzte ich eine Straße (hurra, ein Zeichen der Zivilisation) und hatte immer öfter wieder Blicke auf die Donau hinunter.
Ab jetzt ging es großteils sanft bergab nach Aggsbach Dorf und ich joggte ein paar hundert Meter zum Aufwärmen. Das ging mit dem Rucksack erstaunlich gut, da dieser so stabil am Rücken sitzt, aber meine Wanderschuhe waren dafür nicht wirklich geeignet. Auf diese Weise erreichte ich Aggsbach Dorf bereits um etwa 16 Uhr und bog gleich mal beim Dorfeingang zur Residenz Wachau ab. Ich war die einzige hier und fühlte mich im fein gedeckten Restaurant auch etwas deplatziert mit meinem Rucksack und den schmutzigen Wanderschuhen. Dafür taute ich bei einer heißen Suppe langsam wieder auf und dann leuchtete auf meinem Handydisplay ein Anruf meines Hausarztes auf, der sich mit einem Impftermin bei mir meldete. Das alles ließ meine Laune gleich wieder steigen und als ich schließlich zu meiner Unterkunft am Dorfende weiterging, war ich wieder ganz gut mit der Welt versöhnt.
Zumindest solange, bis ich mein Zimmer betrat, in dem es eiskalt war, da die Heizung kaputt war – das wäre normalerweise ja Ende Mai kein Problem, aber bei etwa 10 Grad Außentemperatur war das nicht so lustig.
Um also nicht den ganzen Abend frieren zu müssen, machte ich mich nach duschen, Haare föhnen und kurzem Ausrasten noch einmal auf, um Aggsbach Dorf ein wenig zu erkunden und mich mit einer weiteren Suppe aufzuwärmen. Inzwischen wagte sich sogar die Sonne heraus, was mich hoffnungsvoll für den nächsten Tag stimmte.
Meine Suche nach einem warmen Plätzchen für den Abend führte mich ins urige Restaurant Domingo, in dem ich schon wieder die einzige war. Das führte dazu, dass der Wirt mit mir über gefühlt alles zu reden begann (Politik, Corona, Klimawandel, Atomenergie, …) – was gleichmaßen anstrengend und unterhaltsam war.
Fazit: Das war nicht unbedingt meine Lieblingsetappe auf dem Welterbesteig. Zum Teil natürlich wegen des Wetters und der anderen widrigen Umstände (kalte Unterkunft, geschlossene Gasthäuser), aber die lange Asphaltstrecke wäre in jedem Fall mühsam gewesen. Zum Glück wartete am nächsten Tag mit der Ruine Aggstein ein echtes Highlight auf mich.
2 Comments
Tine
Oh Mann, blöd, dass da alles so ungünstig zusammen kam! Aber der Tag endete mit Sonne und einem Impftermin – und das ist ja wohl wirklich grandios! Ich freue mich für dich!!!
Neyasha
Manchmal läuft es halt einfach nicht. Und ja, letztendlich hat der Tag für mich in einer sehr optimistischen Stimmung geendet.