Wege in Österreich

Schneeberg und Klosterwappen (2-Tages-Tour)

1. Tag: Zahnradbahnwanderweg auf den Schneeberg

Die Fakten
11 km 1255 hm 49 hm
Start: Puchberg am Schneeberg
Ziel: Damböckhaus

Seit ich vor vier Jahren mit einer Freundin auf dem Schneeberg war, hatte ich den Wunsch einmal dort oben zu übernachten. Und als ich Anfang August für zwei Tage frei hatte, wollte ich mir diesen Wunsch endlich erfüllen. Anders als damals sollte es dieses Mal aber nicht mit der Zahnradbahn nach oben gehen, sondern ich wollte entlang der Bahn nach oben wandern. 1250 Höhenmeter sind aber deutlich mehr, als ich bis dahin jemals bergauf gewandert war, und um es gleich einmal vorweg zu nehmen: Das war eine der anstrengendsten, aber auch wundervollsten Wanderungen, die ich je unternommen habe.

Voller Vorfreude stieg ich in der Früh in Wien in den Zug, aber als ich in Puchberg etwa 2 Stunden später ausstieg und nach oben zum Schneeberg schaute, rutschte mir das Herz in die Hose.

Da rauf?! Was habe ich mir dabei nur gedacht?

Zu dem Zeitpunkt zweifelte ich sehr daran, dass ich es nach oben schaffen würde und rechnete schon damit, dass ich früher oder später in die Bahn steigen müsste – zumal es bereits am frühen Vormittag gut 30 Grad hatte. Aber ich konnte ja schlecht gleich aufgeben und so schulterte ich meinen Rucksack und folgte der breiten Forststraße, die an der Zahnradbahn entlang hinaufführt.

Es ging stetig, aber zunächst nicht allzu steil bergauf. Allerdings verlief der Weg großteils in der Sonne und so hatte ich schon nach kürzester Zeit das Gefühl schier zu zerfließen. Als ich nach gut einer Stunde die Hengsthütte erreichte, war ich mehr als bereit für eine Pause und ein kühles Getränk und so ruhte ich mich dort erst einmal eine Weile im Schatten aus, wo ich unerwartet Gesellschaft bekam.

Nach der Rast fühle ich mich einigermaßen wieder hergestellt und machte mich an den weiteren Aufstieg. Der Weg führte nun zumindest teilweise in schattigen Wald, es war aber trotzdem heiß und anstrengend und dass mich von Zeit zu Zeit eine Bahn überholte, war nicht unbedingt motivierend – verstärkte es in mir doch die Frage: „Warum tue ich mir das an?“

Nachdem ich eine weitere gute Stunde gegangen war, erreichte ich mit der Haltestelle und dem Schutzhaus Baumgartner eine weitere Rastmöglichkeit, die ich gern nutzte. Hier setzte sich ein Pärchen zu mir, das mindestens ebenso erhitzt und erschöpft aussah wie ich, allerdings bergab unterwegs war. Als sie sich darüber zu unterhalten begannen, wie brutal der Weg hinunter gewesen wäre, stimmte mich das nicht sehr hoffnungsvoll. Kurz erschien es verlockend, hier doch in die Bahn zu steigen (die letzte Möglichkeit dafür), aber jetzt siegte meine Sturheit und ich machte mich wieder auf den Weg.

Tatsächlich wurde der Weg nun sehr viel steiler und steiniger als zuvor. Immerhin machte ich dadurch nun auch schnell etliche Höhenmeter gut und als ich nach einer Weile zurück schaute, konnte ich es kaum glauben, wie weit das Schutzhaus Baumgartner schon unter mir lag.

Auf der Hügelkuppe unter den Bäumen sieht man die Haltestelle Baumgartner

Trotzdem lässt es sich nicht schönreden: Dieser letzte Wegabschnitt hatte es wirklich in sich – umso mehr, da ich allmählich die Baumgrenze hinter mir ließ und der Weg nun wieder großteils in der Sonne verlief. Ich hätte dringend noch einmal eine kurze Pause im Schatten benötigt, aber dafür gab es zwischen den Latschen einfach keine Gelegenheit. Technisch war der Weg trotz allem nicht schwierig – bergauf zumindest.

Schließlich hatte ich aber endlich das Schneebergplateau mit etwa 1800 m Höhe erreicht und konnte das tolle Panorama von hier oben genießen – und das noch viel tollere Gefühl, dass ich endlich den Aufstieg geschafft hatte.

Nachdem ich eine Weile die Ausblicke genossen hatte, ging ich die letzten paar hundert Meter weiter zum Damböckhaus, meinem Quartier für die Nacht. Hier bewunderte ich erst einmal das unglaubliche Panorama, das sich mir vom Fenster meines kleinen Zimmers bot – nämlich direkt auf den Klosterwappen (höchster Punkt von Niederösterreich und mein Ziel des nächsten Tages).

Nach einer Dusche und einem sehr frühen Abendessen (es war nun etwa 16 Uhr) fühlte ich mich wie ein neuer Mensch und bereit, den Schneeberg weiter zu erkunden. Um diese Zeit verließen die meisten Tagesausflügler, die mit der Zahnradbahn gekommen waren, schon den Berg und so hatte ich das Gipfelkreuz des Waxriegels auf knapp 1900 m und die Elisabethkapelle ganz für mich alleine.

Bei der Elisabethkapelle las ich ein Weilchen gemütlich, bis beim Berggasthof Hochschneeberg, wo sich einige Leute für die letzte Abfahrt der Bahn versammelten, ein Hubschrauber landete. Soweit ich es aus der Ferne mitbekam, war einem Wanderer die Hitze zu viel geworden.

Es war tatsächlich auch in dieser Höhe in der Sonne noch immer gewaltig heiß. Als ich aber weiter draußen las und die Sonne allmählich hinter dem Klosterwappen verschwand, wurde es mir sogar mit Fleecejacke zu kalt und ich musste hineingehen.

 

2. Tag: Wanderung zum Klosterwappen und zur Fischerhütte

Die Fakten
6 km 326 hm 339 hm
Start: Damböckhaus
Ziel: Berghaus Hochschneeberg

Falls ihr glaubt, dass man so mitten in der Natur auf einem Berg ja wohl die herrlichste Nachtruhe haben muss, sage ich euch nur eins: Kuhglocken. Die blöden Viecher herzigen Kühe waren nachts grasend rund um das Damböckhaus gezogen und hatten mir eine ziemlich schlaflose Nacht besorgt. Um kurz nach 6 Uhr gab ich schließlich den Gedanken an Schlaf auf und war zusammen mit einer Gruppe junger Männer aus Wien die erste beim Frühstück. Diese waren ebenso wie ich keine begnadeten Bergsteiger und hatten den Weg nach oben daher ebenso anstrengend gefunden. Genauso wie ich wollten sie heute noch zum Klosterwappen und wir wünschten uns gegenseitig eine gute Wanderung.

Der Weg führte zuerst recht gemütlich und eben dahin, bis er sich schließlich gabelte und ich mich entscheiden musste, in welche Richtung ich die Rundwanderung angehen wollte. Ich entschied mich für die Richtung im Uhrzeigersinn und somit für den steileren Weg, der links zum Gipfelkreuz und dann über den Bergrücken zur Fischerhütte führte, damit ich den flacheren Weg rechts dann bergab gehen konnte. Um diese Zeit waren außer mir noch keine Wanderer unterwegs, dafür aber Gämsen.

Der Weg hinauf war nicht allzu lang (vor allem nicht im Vergleich zu meiner gestrigen Tour), aber das letzte Stück war dann ziemlich steil.

Als ich um etwa halb neun das Gipfelkreuz des Klosterwappen und damit den höchsten Punkt von Niederösterreich mit 2076 m erreichte, war ich dort noch ganz alleine und ich genoss den wundervollen Moment und das Bergpanorama, das sich mir bot. Nach einer kurzen Pause wanderte ich dann über den Bergrücken zur Fischerhütte – eins der Highlights dieser Wanderung.

Unterwegs begegnete ich den Männern vom Frühstück, die den Weg in die umgekehrte Richtung gegangen waren. Als wir kurz über den Weg sprachen, meinten sie, dass beim Klosterwappen wieder umkehren und denselben Weg von der Fischerhütte hinuntergehen wollten, um den steilen Abstieg zu meiden. Und dann folgte ein denkwürdiger Satz: „Respekt, dass du den steilen Weg raufgegangen bist und dass du sowas als Frau alleine machst.“ Das fand ich zwar ein wenig schmeichelhaft – konnte mir aber die Frage nicht verkneifen, inwiefern das denn so anders wäre so etwas als Mann alleine zu machen. Das konnten sie mir auch nicht beantworten.

Bei der Fischerhütte gönnte ich mir noch etwas gemütliche Lesezeit in der Sonne, ehe ich mich wieder auf den Weg hinab machte.

Am späten Vormittag erreichte ich schließlich die Bergstation beim Gasthof Hochschneeberg und stieg zur Mittagszeit in die Zahnradbahn, die ich um diese Zeit fast für mich alleine hatte. Und mit der Fahrt in der Schneebergbahn zurück nach Puchberg endete schließlich meine wundervolle Zeit am Schneeberg.

Fazit: Das waren zwei einmalige Tage! Der Zahnradbahnwanderweg auf den Schneeberg ist ein leichter, wenn auch schweißtreibender Weg, der zwar nicht wirklich technisches Können erfordert, aber ausreichend Kondition. Wenn man früh genug weggeht, könnte man natürlich am selben Tag gleich noch die Rundwanderung zum Klosterwappen anschließen, aber ich fand meine Aufteilung angenehmer – zumal ich auf diese Weise den fast menschenleeren Schneeberg am Abend und am frühen Morgen erleben konnte.

Eine Übernachtung im Damböckhaus kann ich übrigens trotz Kuhglocken sehr empfehlen, sofern man sich nicht an Etagenduschen stört. Das Panorama dort ist einmalig, die Besitzer sind nett und das Essen (mit ausreichend vegetarischen Optionen) ist sehr gut.

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