Wege in Österreich

Von Gänserndorf nach Stillfried

Die Fakten
25,7 km 342 hm 345 hm
Start: Gänserndorf
Ziel: Stillfried
An- und Abreise: REX 1; nach Gänserndorf fährt zusätzlich die S 1
Schwierigkeit: einfache Wanderung mit leichtem Auf und Ab

Nach den Bergtouren in der letzten Zeit wollte ich eine Wanderung ohne viele Steigungen und ohne langen Anreiseweg machen. Das brachte mich wieder einmal ins Weinviertel oder genauer ins Marchfeld, das zwar zum Weinviertel gehört, aber nicht die Gegend ist, die man dabei typischerweise im Kopf hat. Ich wollte eigentlich eine Rundwanderung von Stillfried aus machen, allerdings kam ich in der Früh etwas zu spät aus dem Haus und versäumte den Zug. Da der REX 1 nach Stillfried am Wochenende nur alle zwei Stunden fährt, plante ich meine Wanderroute um und fuhr stattdessen nach Gänserndorf, um von dort zu starten.

Das Marchfeld ist quasi die Kornkammer von Österreich und eine wichtige Region für den Gemüseanbau; zudem wird hier seit den 30er Jahren Erdöl und Erdgas gefördert. Dass ich hier nicht gerade unberührte Wildnis vorfinden würde, war dementsprechend zu erwarten. Die ersten Kilometer aus Gänserndorf hinaus waren aber trotzdem recht zäh, zumal auch auf den kleineren Straßen teilweise recht viel Verkehr war. Es hat wohl gute Gründe, weshalb ich von hier aus trotz der guten Erreichbarkeit noch nie eine Wanderung gestartet hatte.

Nach etwa sieben Kilometer erreichte ich Prottes, wo es einen Erdöl-Lehrpfad gibt. Auch der Franziskusweg Weinviertel führt hier durch und es gab sogar eine Stempelbox bei der Pfarrkirche. Die Kirche selbst war allerdings geschlossen.

Nach Prottes wurde der Weg deutlich angenehmer. Es ging nun nicht mehr über Asphalt, sondern über Wiesen und Feldwege und ich kam an Weinbergen und Apfelplantagen vorbei.

Der Weg brachte mich zum Aussichtspunkt Karpatenblick, der nicht so ganz meine Erwartungen erfüllte. Windräder, Erdölpumpen, Straßen und ein Sendemast störten das Panorama. Trotzdem war es ein schöner Ort für eine Pause.

Da inzwischen Wolken aufgezogen waren und ein recht kühler Wind wehte, blieb ich aber nicht allzu lange sitzen. Es ist wohl nun allmählich wieder an der Zeit, dass ich Tee im Thermobecher zum Wandern mitnehme.

Nach dem Aussichtspunkt führte mich der Weg nun in den Wald, was eine willkommene Abwechslung darstellte.

Kurz nach dem Jelinekkreuz landete ich unerwartet vor einem verschlossenen Tor. Da dort gerade eine Gruppe junger Wildschweine vorbeispazierte, war ich über den Zaun zwischen uns nicht so unglücklich (auch wenn die Mutter nicht in Sicht war), allerdings musste ich meinen Weg nun ein bisschen umplanen.

Ich folgte einem kleinen Pfad, der zwischen Zaun und Feldern entlangführte und mich schließlich zur Ebenthaler Straße brachte.

Nachdem ich diese gequert hatte, ging es sehr abwechslungsreich an Wiesen und Feldern vorbei, durch kleine Waldabschnitte und durch Weinberge. Hier war ich nun auch endlich auf meiner ursprünglich geplanten Wanderroute unterwegs.

Dieser Teil der Wanderung war richtig schön und er bescherte mir deutlich bessere Ausblicke als der Aussichtspunkt vorher. Die Rochuskapelle bei Mannersdorf an der March und die Kirche von Stillfried hatte ich nun ebenso schön im Blick wie die Kleinen Karpaten.

Nach etwa 24 Kilometern erreichte ich schließlich die Wehrkirche von Stillfried. Die mittelalterliche (und später barockisierte) Kirche ist von einer Ringmauer aus dem 16./17. Jahrhundert umgeben und steht unter Denkmalschutz. Leider war auch diese Kirche geschlossen.

Als Abschluss meiner Wanderung besuchte ich noch das Museum für Ur- und Frühgeschichte, das bei der NÖ-Card inkludiert ist. Das Museum ist in der ehemaligen Volksschule untergebracht und informiert über die lange Siedlungsgeschichte dieser Region. Die archäologischen Funde hier reichen von Geräten und Schmuck aus der Eiszeit um 30 000 v. Chr. über Terra Sigillata der Römerzeit bis hin zu Anhängern und Glasgefäßen aus dem Mittelalter. Sehr interessant fand ich auch die Information, dass in Stillfried Kulturwein seit etwa 900 v. Chr. belegt ist, was es zum ältesten Nachweis von Weinbau in Mitteleuropa macht.

Nach dem Besuch trank ich noch einen Cappuccino in der kleinen Caféecke, ehe ich zum Bahnhof ging und knapp 40 Minuten später zurück in Wien war.

Fazit: Der erste Teil der Wanderung war ehrlich gesagt eher zäh. Richtig schön wurde es erst ab der Hälfte, daher wäre die Rundwanderung von Stillfried sicher die schönere Route gewesen. Wenn man in der Gegend ist, lohnt sich auch der Besuch des kleinen Museums sehr.

2 Comments

  • Konstanze

    Ich muss zugeben, dass Ölförderung und Kornkammer bzw. Gemüseanbau-Region im meinem Kopf nach Gegensätze anfühlen – umso faszinierender sind deine Fotos zu sehen. Aber schön sind die Fördernanlage wirklich nicht … immerhin hat dir die zweite Hälfte deiner Wanderung dann deutlich besser gefallen – andersrum wäre es wirklich schade gewesen.

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