Wege in Österreich

2-Tages-Tour auf den Göller und nach St. Aegyd am Neuwalde

Ich war unlängst zwei Tage mit dem Zelt in den Mürzsteger Alpen unterwegs, um den Göller zu besteigen und auf diese Weise auch gleich meine neue Isomatte auszutesten. Hier nun mein Bericht von beiden Tagen:

1. Tag: Vom Gscheid auf den Göller

Die Fakten
15,3 km 878 hm 1.098 hm
Start: Gscheid (Haltestelle Kernhof Gscheid 4)
Ziel: Kernhof
An- und Abreise: Bus 696 von St. Pölten zum Gscheid und nach Kernhof (fährt nur am Wochenende); das Ziel ist auch täglich mit dem Bus 691 von Lilienfeld erreichbar
Schwierigkeit: anstrengende Wanderung mit steilen, aber technisch eher einfachen Auf- und Abstiegen

Ich hatte den Zeitpunkt für meine Tour nicht unbedingt ideal gewählt: Nach einer Geburtstagsfeier hatte ich nur wenig geschlafen und so machte ich mich am Morgen ziemlich müde auf zum Bahnhof. Beim Ausstieg in St. Pölten kam ich mit einem anderen Wanderer ins Gespräch, der denselben Bus wie ich brauchte und mit vereinten Kräften fanden wir dann auch den Bus 696 auf dem Steig X. Da es sich bei dieser Buslinie um einen Radtramper handelt, der auf einem Anhänger etliche Fahrräder mittransportieren kann, dauerte die Fahrt nach Gscheid ziemlich lange – immer wieder lud der Busfahrer mit unendlicher Geduld und Freundlichkeit Fahrräder auf und ab. Um kurz nach halb 11 war die Anreise aber endlich geschafft und ich stieg bei unerwartet dichter Bewölkung am Gscheid aus. Die Gipfel von Gippel und Göller verschwanden komplett im Nebel und ich hoffte inständig, dass es in den nächsten zwei Stunden aufreißen würde.

Nach einem kurzen Stück an der Straße entlang zweigte bei der kleinen Kirche Maria am Gscheid schließlich links der Waldmarkweg ab. Zunächst ging es gemäßigt bergauf, aber bald wurde der Weg steiler und ging in einem knackigen Anstieg hinauf zum Gsenger.

Ich sparte mir den kurzen Abzweig zum Gipfelkreuz, da noch immer alles in einer grauen Nebelsuppe verschwand. Bald darauf tat sich aber ein erstes Fenster im Nebel auf, das einen Blick auf den Gippel ermöglichte, und dann zogen die Nebelschwaden weg, die gerade noch den Göller verhüllt hatten.

Das gab natürlich gleich einen ordentlichen Motivationsschub, auch wenn der restliche Aufstieg zum Göllergipfel nun ziemlich steil war. Mit meinem schweren Rucksack war das sehr anstrengend, aber dafür konnte ich mich nun unterwegs bereits an einem schönen Panorama erfreuen. Wenn ich auf meinen Weg zurückblickte, sah ich zwischen den Wolken die Türnitzer Alpen; zu meiner rechten Hand hatte ich einen schönen Blick auf den Ötscher und die Gemeindealpe.

Und dann war endlich der Anstieg zum Gipfel geschafft! Von hier hatte ich nun auch weite Ausblicke in die obersteirischen Kalkalpen.

Die Gehzeit weiter zur Göllerhütte war vom Gipfelkreuz mit 1,5 Stunden angegeben, was mich etwas erschreckte – ich hatte mit weniger gerechnet und wollte dort eine Kleinigkeit essen. Um den Rucksack nicht noch schwerer zu machen, hatte ich nämlich nur für den heutigen Abend und das morgige Frühstück etwas zum Essen mit. Da es inzwischen schon nach 13 Uhr war und die Göllerhütte am Sonntag nur bis 15 Uhr geöffnet hat, konnte ich nun leider keine längere Pause mehr am Gipfel einlegen. Nachdem ich das Panorama genossen und ausgiebig fotografiert hatte, machte ich mich also wieder auf den Weg.

Es ging zunächst über die Gipfelwiese mit Blicken Richtung Schneeberg und dann auch auf den Bergkamm, der zum Kleinen Göller führt.

Der Kammweg sieht von oben zum Glück schmäler aus als er tatsächlich ist. Es gab keine ausgesetzten Stellen, aber es ging teilweise recht steil bergab. Auf den folgenden Fotos sieht man den Blick zurück hinauf zum Göller und in die Karlgrube, an der der Weg entlangführt.

Aus Zeitgründen verzichtete ich auf einen Abstecher zum Gipfelkreuz des Kleinen Göller und stieg weiter ab zu Göllerhütte, die ich um 14:30 erreichte, also rechtzeitig, um hier noch ein Mittagessen zu bekommen. Nach einer Stärkung und einer ausgiebigen Pause ging es zuerst etwas gemütlicher über Wiesen und Almen, immer mit dem Gippel vor mir im Blick.

Beim Waldhüttsattel nach etwa 10 Kilometern wandte ich mich links und folgte nun einem schmalen, stellenweise recht steilen Weg durch den Wald bergab. Mit dem Zelt im Rucksack ging das ordentlich in die Beine und ich war froh, dass ich diesmal mit Trekkingstöcken unterwegs war.

Bei einer interessanten Felsformation übersah ich eine Abzweigung und ging kurz auf dem falschen Weg weiter. Hier heißt es aufpassen und einen kleinen Pfad nehmen, der rechts abzweigt.

In kleinen Serpentinen ging es weiter bergab, bis ich endlich Kernhof erreichte. Ich ging am Weißen Zoo mit seinem Kameltheater vorbei zum Campingplatz Gippelblick. Der Name dort ist Programm – man hat von der Zeltwiese einen tollen Blick zum Gippel.

Am Abend wurde es nun schnell ziemlich kalt und so freute ich mich über eine heiße Dusche, meine warme Jacke und Tee, da ich diesmal auch meinen kleinen Esbit-Kocher mitgenommen hatte. Der Campingplatz gefiel mir richtig gut – es gibt auf der großen Zeltwiese etliche Tische und Bänke, zudem auch einen Aufenthaltsraum und sehr saubere Sanitäranlagen. Von der Mondfinsternis sah ich hier leider nichts, aber dafür gab es noch ein tolles Abendrot.

Fazit: Eine anstrengende, aber sehr lohnenswerte Wanderung. Die Ausblicke vom Gippel sind ein Traum und im Frühsommer gibt es dort oben zudem angeblich ein wahres Meer an Blumen.

Hier seht ihr nun den Verlauf meiner Tour und unter der Karte geht es weiter mit Tag 2:


2. Tag: Von Kernhof nach St. Aegyd am Neuwalde

Die Fakten
13 km 297 hm 425 hm
Start: Kernhof
Ziel: St. Aegyd am Neuwalde
An- und Abreise: Start und Ziel sind von Lilienfeld mit dem Bus 691 erreichbar, am Wochenende auch direkt von St. Pölten mit dem Bus 696
Schwierigkeit: einfache Wanderung mit einem kurzen, aber steilen Auf- und Abstieg zum Luegerberg

Obwohl ich in der Nacht mehrmals wach war, muss ich doch sagen, dass die neue Isomatte deutlich gemütlicher ist als meine alte. Ich habe nun eine breitere (64 statt 55 cm), was einen enormen Unterschied macht. Dadurch ist es natürlich auch im Zelt etwas enger, aber ich konnte noch alles gut unterbringen.

Ich war zwar schon um halb sechs wach, aber um diese Zeit war es noch so kalt, dass ich meinen warmen Schlafsack nicht verlassen wollte und so las ich noch eine Weile, bis ich schließlich um 7 Uhr aufstand. Nachdem ich gemütlich gefrühstückt und alles zusammengepackt hatte, war es doch schon wieder später als gedacht, aber an diesem Tag stand nur eine kurze Strecke auf dem Programm, daher machte das nichts. Ich hatte ursprünglich überlegt noch den Gippel zu besteigen, aber nach dem anstrengenden ersten Tag beschloss ich, dass ich das lieber ein anderes Mal mit leichterem Gepäck machen wollte.

Als ich den Campingplatz verließ, kam ich bei einer Koppel vorbei, wo einige Kamele (genaugenommen Trampeltiere) vom Weißen Zoo grasten.

Bei letzten morgendlichen Nebelschwaden verließ ich Kernhof und folgte zunächst einem breiten Weg, der an Bauernhöfen und Weiden vorbeiführte.

Nach dem Reintalerhof ging es links einen schmalen Weg an einer Kuhweide entlang, der bald immer verwachsener und steiler wurde. Es waren zwar nur 150 Höhenmeter zum Luegerberg, aber die hatten es durchaus in sich.

Von oben ging es ebenso direkt wie hinauf auch wieder hinab und ich zweifelte ein wenig an meiner „gemütlichen“ Tour an diesem Tag.

Schließlich erreichte ich aber eine breite Forststraße und konnte nun tatsächlich gemütlich dahinwandern. Dabei hatte ich auch nochmal schöne Blicke zum Gippel und war froh über meine Entscheidung, diesen nicht auch gleich noch zu erklimmen.

Es ging nun sechs Kilometer flach dahin – zunächst noch durch den Wald, dann an Weiden und Blumenwiesen vorbei.

In der Sonne wurde es nun ganz schön warm und als ich St. Aegyd am Neuwalde zur Mittagszeit erreichte, war ich ganz froh, dass ich mir für den zweiten Tag so eine kurze Strecke ausgesucht hatte. Ich machte allerdings noch einen Abstecher hinauf zum Osterkircherl, von dem aus ich schöne Blicke auf St. Aegyd und den Göller hatte.

Unten in St. Aegyd kaufte ich mir im Supermarkt ein kleines Mittagessen, ehe ich noch kurz die Kirche besichtigte. Die Kirche ist im Kern gotisch, wurde aber um 1700 barockisiert.

Fazit: Im Vergleich zum ersten Tag war diese Wanderung sehr unspektakulär, aber trotzdem schön. Abgesehen vom Aufstieg zum Luegerberg war das eine gemütliche Tour, die man auch gut zu einer längeren Wanderung etwa zur Zdarsky-Hütte erweitern könnte.

2 Comments

  • Moni

    Wie toll! Das sieht alles so traumhaft aus. Aber ja, die Höhenmeter an Tag 1 sagen eh alles. Und dann noch mit Zelt,Campingkocher etc! Wahnsinn. Klingt aber trotzdem,als hätte es sich ausgezahlt. Das Wetter war dir ja zum Glück auch hold. Fein!

    • Judith

      Es hat sich sehr ausgezahlt! Schade nur, dass ich wegen der Hütten-Öffnungszeiten nicht mehr Zeit am Göller hatte. Irgendwann möchte ich dort nochmal rauf und dann oben übernachten. Dann muss ich auch kein Zelt schleppen. *g*

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