Wege in Österreich

Kellergassen und Weinberge: Von Zellerndorf nach Retz

Die Fakten
21,7 km 340 hm 302 hm
Start: Zellerndorf
Ziel: Retz
An- und Abreise: REX 3 von und nach Wien
Schwierigkeit: einfache Wanderung mit kleinen Steigungen

Da die Beiträge über meine Weitwanderung nun abgeschlossen sind, ist es an der Zeit den Beitrag über meine Wanderung im Weinviertel letzten Sonntag zu schreiben.

Ich machte mich mittags auf den Weg nach Zellerndorf, weil ich passend zum Sonnenuntergang Retz erreichen wollte. Als ich vom Bahnhof losging, gab es noch eine dichte graue Wolkendecke, aber es war trotzdem sehr warm. Nachdem ich Zellerndorf durchquert hatte, bog ich in die Maulavern-Kellergasse ein, die mit über einem Kilometer eine der längsten Kellergassen im Weinviertel ist. Gleich am Beginn der Gasse gab es ein kleines Kellermuseum mit Informationen über den Weinbau früher und heute; weiter in die Gasse hinein gab es einen kleinen Selbstbedienungs-Heurigen.

Durch Weinberge und Felder ging es danach weiter nach Deinzendorf, wo ich an der Pfarrkirche und dem kleinen Schloss Deinzendorf vorbeiging.

Auf kleinen Pfaden und vorbei an Kürbisfeldern wanderte ich weiter nach Schrattenthal. Nur das letzte Stück musste ich auf der Straße zurücklegen.

Schrattenthal ist eine der kleinsten Stadtgemeinden Österreichs und wurde 1220 erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert entstand hier die erste Buchdruckerei in Niederösterreich und Schrattenthal wurde zudem zu einem wichtigen Zentrum des Protestantismus.

29 Jahre später (1501) entstand in Schrattenthal die erste Buchdruckerei in Niederösterreich. 1563 bekannten sich die Eyczinger zum protestantischen Glauben, errichteten in der Burg eine evangelische Kirche und holten aus der Pfalz einen Prediger, der auch Schulmeister wurde. Schrattenthal wurde ein wichtiges Zentrum des Protestantismus in Niederösterreich. Die Stadtmauern wurden zwar schon im 18. Jahrhundert aufgelassen und als Baumaterial für den Wiederaufbau der Stadt nach einem Brand verwendet, aber Teile davon sind auch heute noch vorhanden.

Schloss Schrattenthal ist eine ehemalige Wasserburg aus dem Jahr 1435, die später barockisiert und mehrmals um- und ausgebaut wurde. Die Schlossanlage kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden, aber ich konnte zumindest durch den Schlosspark schlendern und einen Blick in die Kapelle werfen.

Von Schrattenthal ging ich durch Pillersdorf in die Öhlbergkellergasse, die zu den ursprünglichsten und schönsten Kellergassen im Weinviertel gehört. Manche Weinkeller hier sind bereits über 600 Jahre alt. Im Sommer laden die Winzer hier am Wochenende abwechselnd zur „Offenen Kellertür“ ein und so war auch an diesem letzten Augustsonntag einiges los. Mir war das ein bisschen zuviel Gewusel, daher holte ich mir lieber Traubensaft aus einem weiteren Selbstbedienungs-Kellerheurigen und suchte mir ein ruhiges Plätzchen etwas abseits.

Nach der Pause ging ich auf Feldwegen an weiteren Weinstöcken und vertrockneten Sonnenblumen vorbei Richtung Unternalb.

Ich folgte nun dem Klemens-Maria-Hofbauer-Pilgerweg, der von Tasovice in Tschechien, dem Geburtsort des Hl. Klemens Maria Hofbauer über Retz und Eggenburg nach Wien zur Kirche Maria am Gestade führt. Auf dem Weg gibt es Informationstafeln, Stempel und Pilgerrastplätze. In Unternalb verließ ich den Pilgerweg wieder, um mich links nach Obernalb zu wenden und von dort schließlich auf den Gollitsch zu wandern. Der Gollitsch bietet traumhafte Blicke auf Retz und auf das Weinviertel

Ich hatte eigentlich vorgehabt von hier den Sonnenuntergang zu beobachten, aber da ich noch recht früh dran war, wanderte ich stattdessen weiter zur Retzer Mühle. Auf sehr schönen Pfaden ging es ein Stück bergab und dann wieder bergauf zur Mühle.

Ich ging zunächst aber an der Mühle vorbei und machte noch einen Abstecher zur Kreuzigungsgruppe am Kalvarienberg.

Da von hier der Blick nach Westen etwas eingeschränkt war, ging ich wieder zurück zur Mühle. Es handelt sich dabei um eine der beiden letzten noch betriebsfähigen Windmühlen in Österreich – die zweite befindet sich in Podersdorf am Neusiedler See.

Von hier hatte ich nun einen sehr schönen Blick nach Westen und konnte den Sonnenuntergang genießen.

Auf dem Wenzelsteg ging ich schließlich hinunter nach Retz und über den Stadtplatz zum Bahnhof. Auf den Fotos unten seht ihr das Znaimertor, den Rathausturm, das Verderberhaus (ein frühneuzeitliches Bürgerhaus) und das Sgraffitohaus.

Da ich meinen Zug erreichen musste, hatte ich dieses Mal nicht viel Zeit für Retz (und ich war auch nicht zum ersten Mal hier). Aber ich habe im Herbst noch ein paar Wanderungen im Weinviertel geplant, also kann ich im Zuge dessen vielleicht noch ein paar mehr Retzer Impressionen einfangen.

Fazit: Eine sehr schöne Wanderung, bei der es mit den Kellergassen und Schrattenthal auch einiges zu sehen gibt. Die Retzer Windmühle war ein geeigneter Ort für den Sonnenuntergang und obwohl ich inzwischen schon ein paarmal hier in der Gegend war, gibt es immer noch einiges, was ich hier für künftige Wanderungen auf meiner Liste habe.

3 Comments

  • Moni

    Klingt nach einer wirklich schönen Tour und die Gegend ist wieder toll! In Retz würde ich auf alle Fälle eine Kellerführung empfehlen, dort gibt es ein km langes Weinkellernetz unterirdisch. Aber das kennst du bestimmt schon.
    Der Sonnenuntergang ist ein Traum wiedermal!

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