Hærvejen 6: Kongeån – Ølgård
Die Fakten
31,8 km 188 hm 145 hm
Start: Kongeån
Ziel: Ølgård Vandrerhjem
Schwierigkeit: einfache Wege, fast nur Asphalt
Manchmal, wenn alles so traumhaft läuft wie gestern, kommt als nächstes ein Tag, der eine ziemliche Herausforderung darstellt. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits in der Nacht. Nicht nur, dass ich lange nicht einschlafen konnte, ich musste auch noch einen Zeck entfernen. Mit dieser nächtlichen Einlage wurde so ein bisschen die Weiche für den heutigen Tag gestellt, wobei dieser noch sehr gut begann mit einem Frühstück in der Sonne. Als ich mich dann auf den Weg machte, traf ich auf ein dänisches Pärchen das, sich sehr interessiert nach meiner Wanderung erkundigte und gar nicht fassen konnte, dass jemand alleine so eine lsnge Wanderung macht. Sie machten dann Fotos von mir auf der Freiheitsbrücke.


Diese Brücke über den Kongeå markierte einst die historische Grenze zwischen Dänemark und Deutschland bis 1920. Die aktuelle Brücke ist allerdings erst von 1926. Mit Skibelund Krat erreichte ich dann einen weiteren interessanten Ort. Das war ursprünglich ein Versammlungsort und ist heute ein Gedenkpark.



Nun ging es immer am Radweg entlang nach Vejen. Heute folgte ich nicht immer dem Hærvejen, sondern kürzte teilweise ab. Der Originalweg verläuft auf dieser Etappe auch fast nur auf Straßen. An einem netten kleinen See vorbei kam ich nach Vejen, wo ich REMA 1000 ansteuert, eine Supermarktkette, die ich aus Norwegen kenne und wo ich nochmal auf Porridge in kleinen Portionen hoffte. Leider wurde ich auch hier nicht fündig.


Vejen selbst hatte nicht viel zu bieten, aber ich machte noch einen Halt bei der Kirche.


Hier suchte ich mal wieder den Stempel vergeblich und das ist vielleicht ein geeigneter Zeitpunkt für einen kleinen Exkurs: Den Stempelpass des Hærvejen finde ich nämlich nicht sehr gelungen. Er ist ganz anders als Pilgerpässe, die ich sonst kenne. Es gibt für alle offiziellen Stempel jeweils eine Seite. Wenn man zwischendurch andere Stempel holt (zum Beispiel bei einer Herberge), dann muss man den irgendwo dazwischen quetschen. Umgekehrt bleiben Seiten leer, wenn man einen bestimmten Stempel nicht findet.


Aus Vejen hinaus folgte ich wieder dem Fahrradweg – eine weitere Abkürzung. Als mich ganze Scharen von Radfahrern überholten, die anscheinend ein Rennen bestritten, bereute ich diese Entscheidung. Zum Glück waren sie bald alle an mir vorbeigezogen.



Ich ging recht zügig Richtung Læborg, wo bei der Kirche ein Runenstein aus der Wikingerzeit steht.



Ich nutzte die Rastbank hier für eine ausgiebige Mittagspause mit in Vejen gekauftem Salat und Joghurt.

Kaum hatte ich da alles ausgebreitet, fing es zu tröpfeln an, aber glücklicherweise wurde vorerst nicht mehr daraus. Als ich mich nach einer längeren Pause wieder auf den Weg machte, begleitete mich allerdings Nieselregen.
Nach etwa 20 Kilometern erreichte ich Bække, wo ich bei der Kirche zwar einen Stempel fand, aber die Kirche war leider zu. Hier befand sich ein weiterer Runenstein.

Etwas außerhalb von Bække befindet sich ein weiterer interessanter Ort, nämlich Klæbek Høje. Hier befindet sich zwischen zwei bronzezeitlichen Grabhügeln eine wikingerzeitliche Schiffssetzung. 60 Steine wurden hier in Form eines Wikingerschiffes aufgestellt, von denen aber nur noch wenige erhalten sind.



Neben der ganzen Kultur gab es auch Fauna, daher ein kleines Suchbild mit Reh:

Ganz in der Nähe liegt ein Shelter, den ich für eine Pause im Trockenen nutzte.


Danach brach ich zu den letzten Kilometern auf. Inzwischen taten mir die Beine schon ordentlich weh. Der ganze Asphalt war abgesehen von der Langen Strecke und dem schweren Rucksack wohl das Hauptproblem. Statt Straße gab es allerdings nun erst mal einen sehr verwachsenen Pfad mit hüfthohem Gras. Ab da war ich natürlich wieder völlig nass.

Zum Glück wurde der Pfad dann zu einem angenehmeren Weg und ich kam an einer markierten Stelle vorbei, wo man noch den ursprünglichen Verlauf des Ochsenweges erkennt.


Bald ging es aber auf eine zunächst ziemlich starke befahrene, später ruhigere Straße.

Und so ging es dann die letzten Kilometer bis zur Herberge Ølgård, die ich quasi mit letzter Kraft erreichte. Diese Herberge ist am Samstag oft nicht für Pilger geöffnet, weil hier meistens Veranstaltungen stattfinden. Der Besitzer von Kongeån hatte mich gestern zum Glück darauf aufmerksam gemacht und gemeint, dass ich unbedingt vorher anrufen muss. Tatsächlich findet hier heute eine Hochzeit statt, aber die Hochzeitsgesellschaft benötigt nicht alle Zimmer. Und so ging ich also tropfnass und dreckig an fein gekleideten Hochzeitsgästen vorbei. Die Herberge ist an sich sehr nett. Ich habe ein Zimmer für mich alleine, es gibt eine Gemeinschaftsküche und einen kleinen Aufenthaltsbereich.


Im Zimmer nebenan sind zwei weitere Wanderinnen aus Dänemark, mit denen ich mich zum Abendessen zusammensetzte. Wir unterhielten uns eine Weile. Wie die meisten sind auch diese beiden von Norden nach Süden unterwegs und gehen außerdem nur einen ganz kleinen Teil des Hærvejen. Sie meinten, dass die Etappe morgen sehr schön wird, was ich nach dem heutigen Tag gut brauchen kann! Der Besitzer von Ølgård meinte, wenn er gewusst hätte, dass ich gen Norden gehe, hätte er mir gestern gleich geraten einen Teil heute mit dem Bus abzukürzen. Aber nun ist diese mühsame Etappe ja geschafft!


3 Comments
Konstanze
Spannend, dass die Hauptwanderrichtig von Norden nach Süden geht. Wobei ich die Aussicht auf ein Ende der Wanderung im Norden reizvoller finde als in Flensburg (auch wenn du da wirklich hübsche Ecken fotografiert hast).
Ich hoffe, dass die beiden Wanderinnen recht hatten und du heute eine schöne Strecke wandern kannst! Was sagt dein Fuß nach dem ganzen Asphalt? Hoffentlich geht es ihm weiterhin besser.
Oh, und die erste Kirche sieht ja wunderbar urig aus mit den Stein-Bögen!
Judith
Vor allem hat man nicht so viel die Sonne im Gesicht, wenn man nach Norden wandert. 🙂
Der viele Asphalt macht sich leider schon bemerkbar. Aber ganz so arg wie an dem Tag wird es hoffentlich nicht mehr.
Konstanze
Definitiv ein sehr guter Grund, um den Weg so zu planen, dass es nach Norden geht! *g*