Wege in Österreich

Von Lilienfeld auf den Tirolerkogel

Die Fakten
27,5 km 1.171 hm 168 hm
Start: Lilienfeld (Bus 169 von Wien oder R 55 von St. Pölten)
Ziel: Annaberger Haus am Tirolerkogel
Schwierigkeit: leichte Wege ohne Steigungen bis Türnitz; von dort langer Anstieg auf einfachen Wegen

Am Freitag klingelte mein Wecker bereits früh, da ich den „Mariazellerbus“, die Buslinie 169, nach Lilienfeld nahm, um dort an meine Zelttour Anfang Mai anzuknüpfen. Leider knüpfte ich auch wettermäßig daran an, denn während ich damals Lilienfeld bei Regen verlassen hatte, kam ich nun bei Regen und Nebel an.

Der erste Teil meiner Wanderung führte mich an bekannten Wegen entlang: Ich folgte hier der Via Sacra an der Traisen entlang wie auch bereits 2020. Da ich damals mit zwei anderen Pilgerinnen unterwegs gewesen war und mich mit ihnen so angeregt unterhalten hatte, konnte ich mich aber an den Weg kaum mehr erinnern. Ich hatte daher schon lange Lust gehabt ihn noch einmal zu gehen und mir diesmal mehr Zeit für die Umgebung und Fotos zu nehmen.

Auf den ersten Kilometern war diesmal allerdings der Regen ziemlich ablenkend. Vor allem meine Wanderhose sog sich von unten mit Wasser voll und klebte unangenehm an an meinen Beinen. Schließlich zippte ich die Hosenbeine ab, da es trotz kühlem Wetter mit nackten Unterschenkeln wärmer war als mit dem nassen Stoff. Nach einer knappen Stunde kam ich in Schrambach bei einem kleinen Dorfladen vorbei und wollte dort nur kurz für ein paar Minuten Schutz vor dem Regen suchen, war aber umso begeisterter, als ich dort auch eine Kaffeeecke vorfand. Daher legte ich eine frühe Pause ein, die sich auszahlte: Als ich wieder weiterging, hatte der Regen nachgelassen und es nieselte nur noch vor sich hin. Und kurz darauf kam ich an einem Rastplatz vorbei, an den ich mich von 2020 noch erinnern konnte.

Die Via Sacra führt hier die meiste Zeit am Radweg an der Traisen entlang, zunächst neben der Bahnstrecke, später auf der ehemaligen Bahntrasse. Viel Asphalt also, aber bei solchen Wetterverhältnissen ist das ja gar nicht so schlecht. Nun, da der Regen nachgelassen hatte, fand ich das Wetter aber eigentlich ganz schön. Die Nebelschwaden sorgten für eine ganz besondere Stimmung und die Wassertropfen auf den Blumen gaben schöne Fotomotive ab.

Dreimal ging es durch alte Bahntunnel, die uns damals alle drei fasziniert hatten. Der Moosbachtunnel ist so kurz, dass man beim Betreten bereits wieder das Ende sieht, aber die anderen beiden sind um die 150 m lang und können mittels Lichtschalter beleuchtet werden.

Da der Regen inzwischen aufgehört hatte, konnte ich nach dem letzten Tunnel eine kleine Mittagspause einlegen und bei der Gelegenheit auch gleich einen Schlafplatz im Annaberger Haus reservieren.

Nach 17 Kilometern erreichte ich schließlich Türnitz, wo einige Wanderer bzw. Pilger unterwegs waren. Kein Wunder, denn hier gibt es nicht nur eine Reihe von Wanderwegen, sondern die Via Sacra gabelt sich hier auch: Der Originalweg führt weiter über Siebenbrunn nach Annaberg, während eine Variante in die Falkenschlucht führt, um dann bei Ulreichsberg auf den Wallfahrerweg zu stoßen. Ich nahm dieses Mal die dritte Option in Angriff, nämlich den Weg auf den Tirolerkogel zum Annaberger Haus.

Gut vier Stunden für 10 Kilometer klingt erst einmal mehr als großzügig berechnet, allerdings ist das eine ganz gute Einschätzung. Denn ab jetzt ging es ordentlich bergauf – zunächst eher flach auf einer Straße, aber bald etwas steiler auf kleinen Pfaden. Etwa zwei Kilometer nach Türnitz konnte ich noch einen schönen Blick darauf genießen, ehe ich für eine ganze Weile in den Wald eintauchte.

Ich sah auch ein paar Kühe dort, wo sie mir am liebsten sind: auf einer grünen Wiese, aber durch einen Zaun von mir getrennt. 😉

Vor der Karnerhofspitze führte der Weg schließlich über Wiesen und es öffnete sich ein schöner Blick auf die niederösterreichischen Voralpen.

Zwar gab es nun eine kleine Verschnaufpause, da der Weg nun ein Stück flach bzw. bergab verlief, aber mittlerweile wurde es ganz schön anstrengend. Ich hätte eine längere Pause brauchen können, aber dafür war es im Wind nun zu kalt. Ich setzte mich also nur für ein paar Minuten auf meiner Matte ins Gras, trank Wasser und aß einen Müsliriegel, ehe ich mich wieder auf den Weg machte.

Die letzten zwei Kilometer führten etwas flacher über sehr schöne Almwiesen, die ich aber nicht mehr ganz so gut würdigen konnte. Zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich fertig und konnte nur mehr ans Ziel denken.

Schließlich tauchten aber endlich das Annaberger Haus und das Gipfelkreuz des Tirolerkogels vor mir auf. Beim Gipfel wurde ich durch einen tollen Rundumblick für den anstrengenden Aufstieg belohnt. In eine Richtung kann man hier Ötscher und Gemeindealpe sehen, in die andere Richtung (das letzte Foto unten) den Göller sowie den Schneeberg in den Wolken.

Hier oben auf 1.379 Meter war es ziemlich frisch, aber im Annaberger Haus war wohlig warm eingeheizt. Ich verbrachte einen gemütlichen Abend in der Berghütte mit Kaspressknödeln, Lesen und Plaudern mit den anderen Gästen. Außer mir waren nur vier andere hier – ein Ehepaar, das von Annaberg raufgewandert war, und zwei Freunde, die mit Fahrrädern (ohne E!) heraufgestrampelt waren. Wir unterhielten uns über Wander- und Radtouren und stellten außerdem fest, dass wir alle ganz in der Nähe wohnen.

Zum Sonnenuntergang wagten wir uns nochmal in den eisigen Wind und bekamen als Belohnung ein sehr schönes Panorama präsentiert:

Fazit: Eine sehr schöne Wanderung, die es aber ziemlich in sich hatte. Dass erst im letzten Drittel der Wanderung noch 1000 Höhenmeter überwunden werden müssen, macht sie deutlich anstrengender als andere Touren mit ähnlichen Parametern, bei denen sich die Anstiege besser verteilen. Aber wenn man erst mal oben angekommen ist, hat sich natürlich wieder jede Mühe gelohnt! 😉

2 Comments

  • Moni

    Whow, die Wanderung hats wirklich in sich. und an diesen Radweg kann ich mich noch gut erinnern,sowas macht wirklich Spaß. Da hoch würde ich aber nicht schaffen. Toll von den Bikern und dir! Freu mich sehr für dich,dass du mit so einem Sonnenuntergang belohnt wurdest!

  • Judith

    Die Biker sind über Annaberg raufgekommen, was etwas gemäßigter ist. Aber immer noch heftig mit Fahrrädern! Dass bis zum Abend hin die Wolkendecke noch so aufgerissen ist, war echt ein Glück.

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