Wege in Österreich,  Weitwanderwege

Wiener Alpenbogen: Mönichkirchner Schwaig – Semmering

Die Fakten
30,4 km 982 hm 1.269 hm
Start: Mönichkirchner Schwaig
Ziel: Semmering

Als Abschluss meiner dreitägigen Wanderung stand mir noch eine sehr lange Etappe bevor. Da die Berghütten alle geschlossen hatten und öffentliche Verkehrsmittel auf diesem Abschnitt nur ungünstig zu erreichen sind, hatte ich kaum eine andere Wahl. Ich wurde bereits früh genug wach, um den Sonnenaufgang zu sehen, musste aber fürs Frühstück wieder bis halb acht warten. Da ich an diesem Tag keine Einkehrmöglichkeit hatte, wollte ich auf das Frühstück auch nicht verzichten.

Gut gestärkt machte ich mich also um kurz vor acht Uhr auf den Weg und musste mein Frühstück im Bauch gleich mal über Skipisten hinauftragen. Ich passierte das Hallerhaus und die Stoa Alm, bei denen ich jeweils ohne Erfolg zur Übernachtung angefragt hatte. Von der Stoa Alm gab es schöne Blicke ins Tal – das wäre bei Abend- und Morgenstimmung sicher schön gewesen.

Nach der Stoa Alm ging es über die „Steinerne Stiege“, deren Name Programm ist. Während ich langsam über den felsigen Pfad bergauf wanderte, setzte sich unter mir der Sessellift in Betrieb. Erstaunlich, wie laut dieser angesicht der Stille ringsum war, aber mit jedem Höhenmeter ließ ich auch das störende Geräusch weiter hinter mir.

Außer mir war niemand unterwegs; lediglich eine Mountainbikerin (ohne E-Antrieb) überholte mich irgendwann. Als ich den Wald hinter mir ließ und der Weg etwas abflachte, hatte ich tolle Blicke zurück ins Tal und zum Schneeberg.

Über zahlreiche Kuhweiden und durch Zäune ging es zum Niederwechsel. Das ist natürlich ein Vorteil, wenn man diese Strecke erst später im Herbst macht: Es sind dann keine Kühe mehr hier oben.

Am Niederwechsel hatte ich den Großteil meines langen Anstiegs geschafft. Von hier hatte ich nicht nur einen Blick auf die Bergwelt ringsum, sondern konnte vor mir auch schon den Hochwechsel sehen.

Der folgende Abschnitt war traumhaft schön. Es ging über Weiden sanft bergauf, ringsum eine herrliche Weite und ich hatte das alles für mich alleine. Allerdings war es erstaunlich, wie nah der Hochwechsel schon zu sein schien und wie lange es bis dahin doch noch dauerte. Das letzte Stück führte nochmal etwas knackiger bergauf und dann war ich mit 1.743 m auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages.

Der Hochwechsel ist von Südwesten her über eine Mautstraße zu erreichen und so waren ein paar Ausflügler mit Motorrädern und Autos hier. Vielleicht war es doch ganz gut, dass das Wetterkoglerhaus bereits geschlossen hatte, denn sonst wäre bei diesem Wetter sicher mehr los gewesen. So verliefen sich die Leute aber ganz gut und ich genoss in Ruhe das Panorama (und hatte immerhin auch jemanden zur Hand für ein Foto).

Ich legte hier auch eine kleine Mittagspause ein, aber leider schoben sich Wolken vor die Sonne und auf dieser Höhe war es mit etwa 5 Grad ganz schön frostig. So hielt ich die Pause relativ kurz und machte mich wieder auf dem Weg, nachdem ich etwas Tee getrunken und einen Apfel und Müsliriegel verspeist hatte.

Mit gut acht Kilometern hatte ich noch nicht einmal ein Drittel meiner heutigen Strecke geschafft, dafür aber den Großteil der Höhenmeter bergauf und so konnte ich jetzt erst einmal sanft bergab gehen. Der Weg führte über Wiesen und durch lichte Wälder.

Die Wolken bescherten mir schnelle Wechsel aus Sonne und Schatten und ich zog mehrmals meine Jacke aus und wieder an.

Beim Feistritzsattel nach etwa 16 Kilometern hatte ich die Möglichkeit nach Trattenbach hinabzusteigen, aber zu dem Zeitpunkt war ich noch sehr motiviert und fühlte mich für die restliche Strecke gut gewappnet. Interessant, dass ich nun am dritten Wandertag schon merkte, dass ich wieder an Kondition gewonnen hatte und die vielen Höhenmeter besser bewältigte als zwei Tage zuvor.

Allerdings zog sich der nächste Abschnitt dann ordentlich. Es ging stetig durch den Wald und so war es nicht nur mit der Sonne vorbei, sondern auch auch mit den schönen Ausblicken. Leider gab es hier weit und breit auch keine Rastplätze, daher machte ich schließlich eine Pause auf einem Baumstamm. Diese hatte ich auch bitter nötig, da es zur Poirhöhe nochmal bergauf ging – zwar nur gut 100 Höhenmeter, aber es fühlte sich deutlich länger an.

Beim Alpkogel würde der Originalweg noch einen Abstecher zum Sonnwendstein machen, aber angesichts der langen Strecke und da ich dort schon einmal gewesen war, sparte ich mir die zusätzlichen Kilometer und Höhenmeter. Stattdessen ging es für mich auf kürzestem Weg Richtung Hirschenkogel. Hier lichtete sich nun der Wald für einen Moment und ich hatte einen traumhaften Blick auf den Abendhimmel über den Bergen.

Leider war ich zu diesem Zeitpunkt anscheinend nicht ganz denkfähig (ich schiebe es auf die lange Strecke), denn ich wartete weder an dieser Stelle auf den Sonnenuntergang noch ging ich zur Aussichtswarte am Hirschenkogel, sondern wanderte zügig weiter am Hang entlang, da ich mir später noch einen besseren Blick erhoffte. Das war aber nicht der Fall, da nun ständig Bäume im Weg waren. Zumindest konnte ich noch einmal einen Blick durch sie erhaschen.

Als Abschluss meiner Wanderung ging es jetzt noch kräftig bergab, wobei ich teilweise geradewegs über die Skipiste hinunterging und teilweise der Straße folgte. Dabei hatte ich vor mir die Rax im Blick und konnte weiter unten auch nochmal einen Blick auf das Abendrot erhaschen.

Um kurz nach halb sechs erreichte ich schließlich in der einbrechenden Dunkelheit den Bahnhof Semmering, wo ich kurz darauf einen Zug nach Wien hatte.

Fazit: Eine anstrengende, aber sehr schöne Etappe. Absolutes Highlight war der Weg vom Niederwechsel zum Hochwechsel, aber auch sonst war es eine sehr lohnenswerte Wanderung. Lediglich der Abschnitt vom Feistritzsattel bis zu Alpkogel zog sich ein wenig. Dass ich diesen Abschnitt so spät im Jahr machte, hatte Vor- und Nachteile zugleich. Zwar hatten alle Hütten auf dem Weg bereits geschlossen und es war stellenweise schon ziemlich kalt, aber dafür war es sehr ruhig, fast schon einsam.

Am Semmering schließt sich für mich außerdem der Kreis, denn im Sommer 2022 hatte ich von hier bereits einige Etappen auf dem Wiener Alpenbogen gemacht und diese Strecke in den letzten Monaten fortgesetzt. Nun fehlt mir von diesem Weitwanderweg, den ich in den letzten Jahren stückweise gegangen bin, nur noch eine einzige Etappe.

3 Comments

  • Julian

    Diese Wanderung war ja wirklich rekordverdächtig (schön)! Anscheinend ideal für den Herbst. Mir würden nur die Kühe auf den Bergwiesen fehlen. 😉
    Ging es auch durch den Wechselgraben?
    Spannend finde ich ja, dass diese Etappe ausweislich der Karte fast exakt der Landesgrenze zwischen NÖ und der ST folgt. Hat das einen bestimmten Grund, insbesondere topographischer Natur?

    • Judith

      Mir haben sie nicht so sehr gefehlt! War auf jeden Fall deutlich entspannter ohne Kühe. 😉
      Für den Wechselgraben hätte ich direkt vom Hochwechsel weiter absteigen müssen.
      Die Grenze dürfte hier ziemlich am Bergrücken entlang verlaufen. Das sieht man leider oben auf der Karte nicht, weil auf dieser keine Höhenlinien eingezeichnet sind.

  • Moni

    Wirklich eine sehr lange Etappe! Und dann noch die Höhenmeter! Da hast du wirklich flott zum Glück deine Kondition wiedergewonnen. Sehr schöne Abschnitte, die du da fotografiert hast. Danke! Freu mich,dass du so den Abschluss gefunden hast und dir so nur mehr eine Etappe fehlt!

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