Ostsee-Wanderung: Fazit
Wie immer am Ende einer mehrtägigen Wanderung blicke ich auf diese zurück und ziehe ein Fazit zu verschiedenen Aspekten wie Wetter, Wegbeschaffenheit, Ausrüstung, etc.:
Wetter und Jahreszeit
Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich mir kaum eine bessere Zeit für diese Wanderung hätte aussuchen können. Während Wien von einer den ganzen Sommer andauernden Hitzewelle überrollt wurde, hatte es an der Ostsee angenehme 20-24 Grad. Regen gab es nur ganz am Ende kurz, ansonsten war jeden Tag herrliches Wanderwetter.
Allerdings war ich von 28. Juli bis 4. August auch zur Hauptferienzeit unterwegs, was sich natürlich bemerkbar machte. An den ersten Tagen, als ich nicht an den Tourismus-Hotspots unterwegs war, war es noch ruhig, aber auf Fischland-Darß-Zingst war dann um einiges mehr los und dementsprechend wurde es auch deutlich schwieriger kurzfristig bezahlbare Unterkünfte zu finden. Wenn man kein Zelt mitnimmt und trotzdem nicht alles im Voraus buchen möchte, wäre also vermutlich ein anderer Monat besser geeignet.
Wegführung und Wegbeschaffenheit
Ich folgte bei dieser Wanderung zunächst der Via Baltica und dann großteils dem Ostseeküsten-Wanderweg. Dieser ist Teil des Europäischen Fernwanderweges E9, der von Portugal nach Estland führt. Ich ging den Weg in umgekehrte Richtung und vielleicht ließen deshalb die Markierungen manchmal zu wünschen übrig. Da der Weg oft schlicht an der Küste entlangführt, war die Orientierung zwar nicht allzu schwierig, aber irgendeine Art von Navigationsmittel (Karte, Smartphone oder gps-Gerät) ist auf jeden Fall erforderlich. Einige Male suchte ich mir eigene Varianten oder überbrückte einzelne Abschnitte mit dem Bus. Der Wanderweg folgt teilweise dem Ostseeküsten-Radweg (von Flensburg zur Insel Usedom) und immer, wenn das der Fall war, war das schnell am erhöhten Fahrradaufkommen zu erkennen. Dort, wo der Weg auf kleinen Fußpfaden verlief, war hingegen gar nichts los. Einem anderen Wanderer begegnete ich nur ein einziges Mal, sonst höchstens vereinzelten Spaziergängern.
Die Wegbeschaffenheit ist völlig unproblematisch. Ab und zu gibt es verwachsene Abschnitte, aber sonst sind die Wege sehr einfach zu gehen. Da auch praktisch keine Steigungen vorhanden sind, ist das dort wirklich entspanntes Genusswandern. Ich langweile mich sonst schnell, wenn die Wege nur flach verlaufen, aber hier fand ich sie so abwechslungsreich, dass das nur bei einzelnen längeren Asphaltpassagen der Fall war. Ansonsten wechselten Wälder, Wiesen, Felder, Dünen, Strände, kleine Dörfer und größere Städte wie etwa Stralsund. Dort, wo der Weg direkt an der Küste entlangführte, gab es sowieso immer etwas zu sehen (also zumindest, wenn man ein Meeresfan ist wie ich). Den schweren Rucksack hätte ich außerdem ohnehin nicht bergauf schleppen wollen.
Unterkünfte und Verpflegung
Ich wollte bei dieser Wanderung eigentlich die meiste Zeit im Zelt übernachten, was dann doch nichts wurde. Ich war zweimal in einer Pilgerherberge (Jager und Stralsund), zweimal auf einem Zeltplatz (Stahlbrode und Prerow) und dreimal im Hotel (eine Nacht in Barhöft und zwei Nächte in Dierhagen). Das war zwar eine ganz schöne Kombination mit ausreichend Komfort, aber ganz zufrieden war ich damit doch nicht. Ich hätte mein Zelt gern mehr nutzen wollen, allerdings waren die Nächte darin nicht allzu erholsam. Dazu mehr unter dem Punkt Ausrüstung. Es hat sich für mich trotzdem gelohnt mit dem Zelt unterwegs zu sein, da ich auf diese Weise sehr flexibel war und auch spontan umplanen konnte.
Insgesamt gibt es an der Ostsee recht viele Zeltplätze, wobei es ab und zu auch ein paar „Lücken“ gibt. Es sollte aber auch eine Wanderung rein mit Zelt möglich sein. In Mecklenburg-Vorpommern darf man auch abseits von Zeltplätzen zelten, solange der Aufenthalt auf eine Nacht begrenzt ist und es sich nicht um Nationalparks, nationale Naturmonumente und Naturschutzgebiete handelt. Darüber hinaus gibt es mitunter Ausnahmen für Wanderer. Anders als in vielen anderen Bundesländern in Deutschland und in Österreich hat man also in Mecklenburg-Vorpommern auch Möglichkeit legal außerhalb von Campingplätzen zu zelten, was die Flexibilität erhöht.
Hotels und Ferienwohnungen/-häuser gibt es vor allem auf Fischland-Darß-Zingst reichlich, aber wie oben schon erwähnt sind die Möglichkeiten bei spontaner Buchung in der Hauptferienzeit eingeschränkt und oft bleiben nur noch sehr teure Hotels. Ein ganz eigenes Thema ist natürlich die Via Baltica mit ihren Pilgerunterkünften – allerdings verläuft sie großteils nicht an der Küste.
Alles in allem ist aber die Dichte sowohl an Unterkünften als auch an Verpflegungsmöglichkeiten sehr hoch. Es gibt fast überall entweder Supermärkte oder Dorfläden und/oder Cafés und Imbissstände. Letztere haben allerdings für Vegetarier wenig zu bieten, da die Auswahl äußerst fischlastig ist. 😉 Trotzdem musste ich nie für mehr als 1-2 Tage Essen mitnehmen, was natürlich angenehm war und meinen Rücken schonte. Und das führt mich nun allmählich auch zum nächsten Thema:
Ausrüstung
Zur Kleidung gibt es diesmal nicht allzu viel zu sagen; ich hatte das mit, was sich bei vergangenen Wanderungen bereits bewährt hat. Die große Änderung/Neuerung war diesmal das Zelt (samt Schlafausrüstung) und in Verbindung damit auch der größere Rucksack.
Mein Rucksack war ein Gregory Octal mit einem Fassungsvermögen von 45 Litern. Vom Platz her hat diese Größe gut gepasst, das Gewicht von um die 10 kg (inklusive Wasser) fand ich allerdings schon recht schwer. Ich habe auch gemerkt, dass das selbst bei den einfachen Wegen ohne Steigung mein tägliches Wanderpensum ziemlich eingeschränkt hat, da ich mehr Pausen brauchte, um meinen Rücken zu entspannen.
Mein ewiges Problem bei Rucksäcken für mehrtägige Wanderung ist, dass bei verschiedenen Modellen immer der Hüftgurt nach oben rutscht und dann meinen Bauch einschnürt. Und umso schwerer die Last ist, umso größer wird das Problem. Was dieses Mal geholfen hat, war meine Bauchtasche, die ich direkt am Hüftgurt befestigt habe. Diese hat nämlich das Hochrutschen ein bisschen verhindert und den Hüftgurt sozusagen stabilisiert. Eine perfekte Lösung ist das zwar nicht, aber ich finde das Tragesystem und vor allem die Träger des Gregory Octal trotzdem sehr angenehm. Sonst hatte ich selbst bei weniger Gewicht oft Druckstellen am Schlüsselbein und auf den Schultern, aber das war diesmal nicht der Fall.
Vorerst werde ich also bei Zeltwanderungen weiterhin diesen Rucksack nutzen. Auch das Zelt hat sich gut bewährt. Es handelt sich um das „Copper Spur“ für eine Person von Big Agnes, das sehr anfängerfreundlich ist. Es ist freistehend (es steht also theoretisch auch ohne Heringe), was den Aufbau oder auch ein Versetzen recht einfach macht. Ein Nachteil bei Regen ist, dass man zuerst das Innen- und dann erst das Außenzelt aufbaut, aber bislang war ich eher eine Schönwettercamperin, daher kann ich dazu noch nicht so viel sagen. Viel Platz hat man im Zelt nicht, aber es ist ausreichend.
Nicht so ganz ideal ist leider meine weitere Schlafausrüstung. Als Seitenschläferin brauche ich unbedingt eine dicke Matte, die im Hüft- und Schulterbereich nachgibt. Da das Gewicht gleichzeitig nicht zu hoch sein soll, ist die einzige Option eine aufblasbare Luftmatratze. Ich habe eine ziemlich leichte von Sea-to-Summit, die eigentlich sehr gute Bewertungen hat. Das Schlafgefühl ist aber für mein Empfinden sehr gewöhnungsbedürftig und ich finde die Matte auch zu schmal (sie ist an der breitesten Stelle 56 cm breit). Nun ist das Problem, dass es zwar extrabreite Matten gibt, aber diese sind alle auch (extra)lang, was für mich unnötig ist (da ich mit angezogenen Beinen auf der Seite schlafe). Ich hätte also gerne eine kurze, aber breite Matte und da wurde ich noch nicht fündig.
Die schmale Matte in Kombination mit meinem Mumien-Schlafsack, den ich zusätzlich als einengend empfinde, führte dazu, dass ich im Zelt sehr schlecht geschlafen habe. Und nun stehe ich vor dem Dilemma, dass ich nicht weiß, ob das mit einer anderen Matte und/oder einem anderen Schlafsack besser wäre. Würde es sich also lohnen Geld in andere Ausrüstung zu investieren oder akzeptiere ich, dass längere Wanderungen mit Zelt nunmal nicht das richtige für mich sind? Bei einer kurzen Wochenendtour mit Zelt ist es ja nicht so schlimm, wenn man mal für eine Nacht kaum Schlaf bekommt.
Dokumentation der Wanderung
Anders als bei meinen letzten mehrtägigen Wanderungen habe ich dieses Mal von unterwegs nicht bzw. nur sporadisch gebloggt und die Beiträge großteils nach meiner Rückkehr geschrieben. Das hatte natürlich den Nachteil, dass ich mich an manche Details nicht mehr so gut erinnern konnte und hinterher noch recht lange mit dem Schreiben beschäftigt war, aber während der Tour war dieses Vorgehen angenehm. Ich habe die Wanderung als sehr entspannend empfunden und bin mir sicher, dass das mit ein Grund dafür war. Abends hatte ich keinen Stress mit dem Bloggen, konnte gemütlich lesen oder Sonnenuntergänge beobachten und hatte auch tagsüber nicht so sehr das Gefühl, dass ich so schnell wie möglich ankommen müsste, um dann noch Zeit für alles zu finden. Außerdem musste ich auf diese Weise nicht auf dem Smartphone bloggen, sondern konnte es am Laptop machen, was nochmal Zeit und Nerven schont.
Bei einer sehr langen Wanderung wie z.B. meinen 5 Wochen auf dem Olavsweg würde ich vermutlich nicht so vorgehen. Das wäre zuviel, um es im Nachhinein aufzuschreiben und es wäre unmöglich, sich rückblickend noch an alles zu erinnern. Aber für Touren von etwa einer Woche ist das sicher die bessere Variante, auch wenn ich euch natürlich gern „live“ mitnehmen würde.
Durch die gewonnene Zeit hat es sich auch sehr gelohnt mein kleines Reise-Aquarellset wieder mitzunehmen. Ich habe tatsächlich drei Bilder gemalt und auch wenn ich immer noch nicht wirklich weiß, wie ich am besten mit Aquarellfarben umgehen soll, hat es sehr viel Spaß gemacht.
Abschließende Gedanken
Was bleibt mir nun als allgemeines Fazit? Ich habe mich auf Anhieb in die Ostsee bzw. die ganze Gegend verliebt und hatte dementsprechend eine sehr schöne Zeit dort. An den ersten Tagen hatte ich viel Ruhe auf den Wegen und sehr nette Begegnungen; an den letzten Tagen war es mir zwar etwas zu touristisch, aber dafür gab es traumhafte Strände und Meeresblicke. Insofern könnte ich nicht sagen, dass mir einzelne Abschnitte besser oder schlechter gefallen haben. Es war einfach als gesamtes eine wunderbare Wanderung.
Der Testlauf mit dem Zelt war nicht ganz erfolgreich – ich habe viel weniger im Zelt geschlafen als eigentlich geplant und die Nächte, die ich im Zelt hatte, waren wenig erholsam. Als gescheitert möchte ich diesen Versuch noch nicht betrachten; eventuell brauche ich eine etwas andere Ausrüstung oder ich nutze das Zelt eben doch lieber nur für kurze Touren. Eine spannende Erfahrung war es auf jeden Fall!
Ein bisschen Meeresgefühl habe ich mir von der Wanderung nach Hause mitgenommen. Vor einiger Zeit habe ich schon einmal begonnen, ein Wichtelhäuschen zu basteln (nach dieser Anleitung), das eigentlich als Weihnachtsdekoration geplant war. Nun wurde daraus stattdessen ein Strandhäuschen, das in meiner Wohnung Ostsee-Feeling verbreitet:
One Comment
Silvia
Das ist ja entzückend!!!!