Wiener Alpenbogen: Über die Dürre Wand
Die Fakten
24 km 953 hm 1.723 hm
Start: Edelweißhütte
Ziel: Bahnhof Pernitz-Muggendorf
Vor meinem Fazit zur Ostsee-Wanderung (das etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt) schiebe ich diesen Beitrag dazwischen über die Wanderung, die ich am Wochenende nach meiner Rückkehr unternommen habe. Somit gibt es also nun ein ziemliches Kontrastprogramm: von der Ostsee in die Wiener Alpen.
Da die Hitzewelle Wien noch immer fest im Griff hielt, wollte ich wieder ins Bergland (wenn auch nicht ganz so hoch hinaus wie das letzte Mal) und setzte also den Weg am Wiener Alpenbogen fort. Im Juli hatte ich bei der Edelweißhütte aufgehört und genau hier sollte es nun weitergehen. Nach dem Schneeberg stand nun als nächstes die Dürre Wand auf dem Programm, ein Höhenzug, der zu den Gutensteiner Alpen gehört.
Ich fuhr mit dem Zug nach Puchberg am Schneeberg und stieg in den Bus um, in dem ich neben demselben Wanderer zu sitzen kam, der mir bereits im Zug gegenüber gesessen war. Und so kamen wir jetzt noch kurz ins Gespräch und tauschten uns über Wanderungen in dieser Gegend aus, ehe sich bei der Talstation der Schneeberg-Sesselbahn unsere Wege trennten: Er wanderte gen Westen los, während ich in Windeseile auf 1.200 Meter emporschwebte.
Von der Edelweißhütte ging es über weite Wiesen vorbei am Almreserlhaus, von dem aus ich einen schönen Blick zurück auf den Schneeberg hatte. Dank Wolken und Wind war es hier auch noch angenehm (und unerwartet) kühl.
Nach etwa einem Kilometer tauchte ich in den schattigen Wald ein, wo ein schmaler Pfad – teils von Blumen gesäumt – bergab Richtung Mamauwiese führte. Hier begegnete ich kurz dem Burgenländischen Mariazellerweg, ehe dann vor mir der Schober, der westlichste Gipfel der Dürren Wand, auftauchte.
Der Originalweg würde hier ohne viel Anstieg rechts am Gipfel vorbeiführen, aber ich dachte mir, wenn ich schon über die Dürre Wand wandere, dann kann ich auch den Schober mitnehmen. Diese Entscheidung bereute ich bald, als es richtig steil bergauf ging – zuerst durch den Wald, später über einen steinigen Pfad. Belohnt wurde ich für die Anstrengung durch sehr schöne Fernblicke.
Der Schober selbst hatte zwar ein Gipfelkreuz, aber keinen Ausblick zu bieten. Danach schlängelte sich der Weg über schmale Pfade bergauf und bergab. Manche Abschnitte waren etwas verwachsen und teilweise ging es über Felsen. Ein sehr abwechslungsreicher Weg, der aber auch einige Zeit in Anspruch nahm.
Zwischendurch gab es immer wieder mal herrliche Ausblicke über die Gutensteiner Alpen, die niedrigeren Gipfel der Rax-Schneeberg-Gruppe und zum Schneeberg.
Nach insgesamt etwa drei Stunden erreichte ich schließlich das Öhler-Schutzhaus, wo ich eine Pause einlegte. Hier endet übrigens „offiziell“ diese Etappe, aber da mir diese mit nicht mal 10 Kilometern zu kurz war und ich auch nicht hier übernachten wollte, hängte ich die nächste gleich an.
Während der Pause belauschte ich das Gespräch einer Familie am Nebentisch, die sich darüber unterhielt, wie herrlich dieser heiße Sommer wäre und dass der Klimawandel ja das größte Glück wäre. Ich hatte daraufhin das große Bedürfnis, sie für eine Weile in meine Wohnung einzuladen, in der die Temperatur seit Wochen nicht mehr unter 28 Grad gesunken war (oder sie zu fragen, wann sie zuletzt Nachrichten gelesen hatten). Danach war es eine Erleichterung wieder auf einsame Waldwege einzutauchen. Abgesehen vom regen Betrieb beim Schutzhaus war auf der Dürren Wand nämlich erstaunlich wenig los und ich begegnete nur vereinzelt anderen Menschen. Die nächsten Kilometer waren auch wieder richtig schön zu gehen, mit kleinen Pfaden durch den Wald und über Wiesen.
Katharinenschlag, mit 1222 m der höchste Punkt der Dürren Wand, war wenig spektakulär und kann leicht übersehen werden, aber dafür hatte ich kurz darauf einen guten Blick auf die Hohe Wand, die von der anderen Seite so eindrucksvoll und von dieser so unscheinbar aussieht.
Alles andere als unscheinbar war hingegen der Plattenstein, den ich bald darauf erreichte. Spektakuläre Felsformationen und weite Ausblicke machten das zum Highlight dieser ohnehin schon eindrucksvollen Wanderung.
Ganz fantastisch waren auch die Ausblicke vom Gipfelkreuz des Plattensteins neben der Gauermannhütte, die ich gleich darauf erreichte. Ich machte hier nochmal eine kurze Pause und aß einen Müsliriegel bei herrlichem Panorama, ehe ich mir bei der Gauermannhütte noch einen Kaffee gönnte.
Von hier ging es nun teils straff bergab – auf den nächsten vier Kilometern hieß es 800 Höhenmeter nach unten zu überwinden. Da der Weg ab und zu auch ziemlich verwachsen war, nahm diese Passage einige Zeit in Anspruch.
Kurz vor Waidmannsfeld legte ich gegen 17 Uhr auf einer Bank im Schatten noch einmal eine Pause ein. Bisher hatte ich noch nicht so richtig Hunger gehabt, aber jetzt verspeiste ich im Schnelltempo meinen mitgebrachten Couscoussalat.
So gestärkt trat ich die letzten Kilometer nach Pernitz an, die nun großteils in der Sonne verliefen. Es ging über eine Pferdekoppel und dann auch nochmal leicht bergauf, worauf ich gar keine Lust mehr hatte. Auf der Dürren Wand war die Hitze nicht so schlimm gewesen, aber hier brannte die Sonne ungehindert herab. Es ging quer über Wiesen und ich hatte nochmal einen schönen Blick zurück auf die Dürre Wand.
Schließlich gab es nochmal ein kurzes Stück im schattigen Wald, ehe ich nach Neusiedl kam (nicht jenes am See) und bald darauf zum Bahnhof Pernitz-Muggendorf.
Fazit: Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour mit vielen Fernblicken. Im Vergleich zu den Wandermagneten Schneeberg und Hohe Wand war es zudem hier erstaunlich ruhig. Für die Wege muss man allerdings ausreichend Zeit einplanen, da es fast ständig bergauf und bergab geht und man auf den verwurzelten und steinigen Pfaden meistens nicht allzu schnell vorankommt. Es hat also schon gute Gründe, dass das eigentlich zwei Etappen wären (auch im Hinblick auf die Höhenmeter bergab). Wenn man beide zusammenlegt, sollte man vielleicht nicht auch noch den Abstecher über den Schober machen. Trotzdem eine sehr lohnenswerte Wanderung!
2 Comments
Moni
1700HM runter? Are you kidding me? Einfach nur whow und wiedermal Respekt für deine Beine. Und die Ausdauer gleichzeitig so eine lange Strecke zu schaffen an einem Tag! Die Landschaft ist natürlich wieder sehr beeindruckend. Toll!
Judith
Es war mein bisheriger Bergab-Rekord und die nächsten Tage hatte ich einen ziemlichen Muskelkater. 😉 Aber es hat geholfen, dass es sich auf mehrere Abstiege über den Tag verteilt hat. Und für die tolle Landschaft hat es sich ohnehin gelohnt!