Zwei Tage im Waldviertel: Zelttour zum Ottensteiner Stausee
Letztes Wochenende war ich endlich (zum ersten Mal in diesem Jahr) mal wieder mit dem Zelt unterwegs. Da weiterhin Hitze angesagt war, suchte ich mir ein Ziel mit Bademöglichkeit aus. Hier nun mein Bericht von beiden Tagen:
1. Tag: Von Rastenfeld zum Zeltplatz Ottenstein
Die Fakten
24 km 621 hm 686 hm
Start: Bushaltestelle Rastenfeld
Ziel: Zeltplatz Ottenstein
Am ersten Tag startete ich erst um 9 Uhr mit dem Zug nach Krems und nahm von dort den Bus nach Rastenfeld. Hier hatte ich gleich einen ereignisreichen Beginn: Zuerst passierte mich die ganze Truppe eines Radrennens, später begegnete ich zuerst einem herrenlosen Hund, ehe kurz darauf sein Besitzer angekeucht kam. Es dauerte ziemlich, bis der Ausreißer wieder eingefangen war – zum Glück hatte er keine Jagd auf die nahe Gänseschar gemacht.
Für mich ging es nach einem kurzen Abschnitt in der Sonne – die zu dem Zeitpunkt dank Wolken noch nicht so schlimmer herunterbrannte – in den Wald hinein, wo ich nun für die nächsten Kilometer weitgehend im Schatten unterwegs war. Hier gab es interessante Wanderwegbezeichnungen; hier kann man nachlesen, worum es im Schafweidestreit 1834-1839 ging.
Da ich erst gegen 11 Uhr losgewandert war, legte ich nach nicht einmal 10 Kilometern bereits meine Mittagspause ein. Damit erleichterte ich auch meinen Rucksack ein wenig, dessen Gewicht sich mit Zelt, Schlafsack, Isomatte und Proviant für zwei Tage ganz schön bemerkbar machte.
Bald nach der Pause erreichte ich die Dobrasperre, wo Stufen mich in der brütenden Hitze bergauf führten. Oben hatte ich einen Blick über die Sperre und den Dobra-Stausee, in dem sich etliche Fische tummelten.
Nach den Stufen dachte ich, ich hätte das schlimmste geschafft, dabei ging es jetzt erst richtig los. Von der Sperre weg sollte ein Pfad bergauf führen, der anfangs auch noch markiert war, sich aber dann irgendwo verlor. Zunächst fand ich ihn stellenweise wieder und konnte auch noch die eine oder andere Markierung sehen, aber irgendwann stand ich nur noch mitten im Gestrüpp am steilen Hang und wusste nicht mehr recht weiter. Da wieder bergab nicht wirklich eine Option war, suchte ich mir zwischen Gestrüpp, Wurzeln und Steinen einen Weg, was mit dem schweren Rucksack und in der Mittagshitze sehr mühsam war. Als ich endlich oben wieder auf einen vernünftigen Weg stieß, war ich ziemlich fix und fertig.
Ich durchquerte Kienberg und tauchte wieder in den Wald ein, wo sich erneut der Weg im Nichts verlor und ich mich wieder durch Gestrüpp schlagen musste – zum Glück nur für eine kurze Strecke. Als ich schließlich die Burgruine Dobra erreichte, war es deutlich später als gedacht. Ich besichtigte kurz die Ruine und genoss den Ausblick vom Turm.
Danach überlegte ich, ob ich einfach schon hier auf dem nahen Campingplatz bleiben sollte, da ich nicht mehr allzu motiviert war. Mein Weg führte mich ohnehin am Campingplatz vorbei, der mir allerdings zu voll und zu sehr auf Dauercamper ausgerichtet war. Ich legte also nur eine Pause mit einem kühlen Getränk ein und wanderte dann weiter. Zum Glück waren von nun an die Wege richtig angenehm. Es ging für die nächsten vier Kilometer in einem leichten Bergauf und Bergab über dem Dobra-Stausee entlang, mit schönen Blicken auf den See und zurück zur Burgruine.
Als letztes Highlight passierte ich noch Schloss Waldreichs, ehe es nochmal bergauf und bergab auf teils verwachsenen Pfaden und über Stufen ging.
Es war kurz nach 18 Uhr, als ich den Campingplatz Ottenstein erreichte, der mir sehr gut gefiel: Es gibt einen Bereich für Campingmobile und einen getrennten für Zelte, der mit Autos nicht zugänglich ist. Jedes Zelt hat hier einen Platz für sich im Wald. Ich suchte mir einen hübschen Platz, baute das Zelt auf und machte mich dann auf zum Baden.
Leider sieht das Wasser auf dem Foto verlockender aus als es tatsächlich war: Der See war eine ziemlich warme und trübe Brühe. Ich beließ es daher bei einer kleinen Abkühlung, verspeiste dann am Wasser meinen mitgebrachten Couscoussalat und wurde schließlich von den Gelsen vertrieben. Nach einer Dusche, die erfrischender war als der See, gönnte ich mir beim Campingrestaurant noch einen Apfelkuchen als Nachspeise. Allerdings plagte mich währenddessen die Frage, ob ich mit meinem Zelt nochmal umsiedeln sollte. Gerade, als ich es aufgebaut hatte, kamen nämlich meine „Nachbarn“ zurück, die laut Musik horchten und auch sonst keinen sehr rücksichtsvollen Eindruck machten. Da mein Platz noch dazu denkbar weit weg war von den Sanitäranlagen, baute ich schließlich mein Zelt tatsächlich nochmal ab und an einem ruhigeren und doch zentraleren Platz wieder auf.
Den restlichen Abend verbrachte ich mit Lesen, ehe mich ein plötzlicher Regen nochmal aus dem Zelt jagte, da ich meine Badesachen und das Handtuch draußen zum Trocknen aufgelegt hatte.
Weiter geht es unterhalb der Karte mit Tag 2!
2. Tag: Vom Zeltplatz Ottenstein zum Stift Zwettl
Die Fakten
19,3 km 335 hm 315 hm
Start: Zeltplatz Ottenstein
Ziel: Stift Zwettl
Meine Nacht im Zelt war wieder einmal mäßig – einerseits, weil es dann noch für eine ganze Weile regnete und das Geräusch auf dem Zeltdach ungewohnt war; andererseits, weil meine aufblasbare Isomatte einfach kein Ersatz für eine gemütliche Matratze ist. Nachdem ich um 5 Uhr schon mal aufgewacht war, konnte ich aber doch nochmal für zwei Stunden vor mich Hindösen, ehe ich schließlich frühstückte und dann das Zelt zusammenpackte. Bis ich schließlich mit allem fertig war, war es schon kurz nach 8 und somit konnte ich mir beim Restaurant, das genau um diese Zeit öffnete, noch einen Kaffee vor dem Aufbruch gönnen.
Es ging zunächst über die Ottensteiner Sperre, wo ich einen tollen Blick zur Ruine Lichtenfels hatte.
Danach sollte mich der Weg eigentlich am See entlangführen, aber obwohl ich hier einem markierten Wanderweg folgte (unter anderem dem Kamptal-Seenweg), konnte ich irgendwann die notwendige Abzweigung nicht finden. Nach einigem Hin und Her nahm ich schließlich einen Umweg über die Straße und den Kamptal-Radweg.
Da es nicht nur heiß, sondern nach dem Regen auch drückend schwül war, machten die Abschnitte in der Sonne wenig Spaß und so war ich froh, als ich schließlich wieder in den Wald einbiegen konnte und zurück auf den eigentlichen Weg fand, wo ich noch eine kurze Pause an einem Rastplatz einlegte.
Nachdem ich die Purzelkamp überquert hatte, ging es nochmal auf einen sehr schönen Waldweg, der von interessten Felsformationen gesäumt wurde.
Nach insgesamt 10 Kilometern war aber erst mal Schluss mit dem schattigen Wald. Es ging durch Friedersbach (wo das Faulenzerhotel äußerst verlockend klang) und dann auf der Straße und an Feldern vorbei weiter nach Mitterreith. Die schönen Blumen lenkten mich zumindest ein wenig von der brütenden Hitze und meinem schweren Rucksack ab.
Kurz nach Mitterreith konnte ich zum Glück in den Wald eintauchen, aber die Freude war nur von kurzer Dauer, da ein auf der Karte und in meiner App verzeichneter Weg mal wieder nicht existierte. Ich dachte schon, ich müsste nochmal einen Umweg über die Straße nehmen (worauf ich gar keine Lust hatte), aber zum Glück stieß ich bald darauf auf einen Weg, der wiederum bei mir nirgends eingezeichnet war. Das soll mal jemand verstehen. So konnte ich aber zumindest im (teils schattigen) Klosterwald bleiben, in dem es einige Hinweise auf den angrenzenden Truppenübungsplatz Allentsteig gab.
Als ich Stift Zwettl erreichte, war es zwar erst 14 Uhr, aber ich war ziemlich fertig. Daher verzichtete ich auch auf eine Stiftsbesichtigung, sondern gönnte mir lieber einen Eiskaffee in der Stiftstaverne, ehe ich schließlich von hier den Bus nach Zwettl und von dort einen weiteren Bus zum Bahnhof nach Krems nahm.
Fazit: Landschaftlich waren das zwei schöne und abwechslungsreiche Tage. Einige Abschnitte waren allerdings bei der Hitze mühsam und die Verwirrung mit den Wegen hätte ich bei diesen Temperaturen und mit dem ganzen Krempel im Rucksack nicht gebraucht. Gelohnt hat es sich trotzdem – und sei es nur, weil ich mich noch nie so sehr über einen Eiskaffee an einem schattigen Plätzchen gefreut habe. 😉