Wege in Europa

Südtiroler Frühlingstour – Fazit und abschließende Gedanken

Am Ende einer mehrtägigen Wanderung blicke ich immer ganz gern auf diese zurück und ziehe ein ausführliches Fazit, daher möchte ich das auch für meine Tour in Südtirol machen:


Wetter und Jahreszeit

Wenn ich diesen Urlaub völlig frei von dienstlichen (und privaten) Terminen hätte planen können, dann wäre ich vermutlich im Mai oder zumindest eher Ende April nach Südtirol gefahren. Stattdessen wurde es dann ein bisschen aus der Not heraus Anfang April, was letztendlich genau richtig war. Ich hatte in der betreffenden Woche sehr viel Glück mit dem Wetter, aber das ist natürlich etwas, was man vorher sowieso nicht planen kann. Daher versuche ich mal, etwas allgemeingültiger die Vor- und Nachteile dieser Jahreszeit zusammenzufassen:

Der größte Nachteil war vermutlich, dass ich einige Wege schneebedingt nicht gehen konnte. Anfang April ist für bestimmte Höhenlagen einfach noch zu unsicher. Das lässt sich teilweise mit entsprechender Ausrüstung ausgleichen, aber da einige Wege wegen Lawinengefahr gesperrt waren, ist es alleine damit auch nicht getan. Wenn man also auf jeden Fall in den Bergen wandern will, ist das noch nicht der passende Monat. Schade war auch, dass weiter oben die Vegetation noch sehr kahl und winterlich war. Das hätte vermutlich schon zwei Wochen später ganz anders ausgesehen. Zudem hatten einige Hütten sowie Museen noch geschlossen.

Das mit der Vegetation war dafür im Tal ein Vorteil: Ich war gerade passend zur Apfelblüte und allgemein der Frühlingsblüte da und konnte mich also überall an der weißen und rosaroten Pracht erfreuen. Zudem waren natürlich die schneebedeckten Gipfel rundherum äußerst attraktiv. Manche Abschnitte verliefen außerdem in der Sonne und da wäre es im Sommer vermutlich viel zu heiß. Da ich in der Vorsaison unterwegs war, war es auf den Wanderwegen noch sehr ruhig. Manche populäre Abschnitte wie etwa die 1000-Stufen-Schlucht dürften zur Hauptsaison überfüllt sein – bei mir waren gerade mal einzelne andere Menschen unterwegs. Andere Wege hatte ich überhaupt ganz für mich alleine. Dementsprechend ruhig war es auch noch in Museen und Ortschaften. Und in den Unterkünften gab es großteils günstigere Zwischensaison-Preise, wobei diese auch schon teuer genug waren (dazu weiter unten mehr).

Alles in allem hat sich Anfang April für mich als die fast perfekte Wanderzeit herausgestellt, aber diese Jahreszeit ist allgemein natürlich noch mit einem Risiko für zu kaltes und schneereiches Wetter verbunden.


Weg- und Etappenplanung

Ich bin dieses Mal zum ersten Mal nicht einem bestimmten Weitwanderweg gefolgt, sondern habe mir den Weg selbst zusammengestückelt. Ursprünglich war mein Plan, an den ersten Tagen dem Meraner Höhenweg zu folgen und dann – je nach Schneebedinungen und Wetter – entweder dem Vinschger Höhenweg oder der Via Claudia Augusta Richtung Reschensee zu folgen. Den Plan musste ich schnell über den Haufen werfen, da Teile des Meraner Höhenweges gesperrt waren. Auch wenn ich stellenweise recht hoch hinauf kam, blieb ich letztendlich für die meiste Zeit im Tal bzw. den unteren Hängen. Was ich aber auch über den Haufen warf, war die Via Claudia Augusta. Es handelt sich dabei um eine wichtige Römerstraße, die von der Adria bis zur Donau führte und in der Antike eine Möglichkeit zur Alpenüberquerung bot. Heute folgen sowohl ein Rad- als auch ein Wanderweg in etwa der damaligen Wegführung. Allerdings musste ich feststellen, dass der Wanderweg in erster Linie auf dem Papier besteht (es gibt eine Wegbeschreibung und einen gpx-Track), vor Ort aber nicht markiert ist. Damit fiel für mich der große Vorteil eines etablierten Weges – dass man nicht ständig auf die Karte schauen muss – weg und ich suchte mir meinen Weg gleich selbst zusammen.

Dabei war ein großer Vorteil natürlich die Flexiblität. Abgesehen von der groben Richtung und einzelnen Fixpunkten aufgrund von Unterkünften war ich in der Planung frei und konnte diese ans Wetter und andere Faktoren anpassen. Zudem hatte ich dadurch bei dieser Wanderung keine langen Straßenabschnitte oder andere zähe Strecken.

Für mich hatte die Flexibilität aber auch Nachteile: Zum Einen nehme ich es bei einem etablierten Weitwanderweg eher hin, wenn es dazwischen auch mal nicht so schöne Abschnitte gibt – das gehört dann eben so zum Weg dazu. Zum Anderen war meine Wanderung mit vielen Entscheidungen und Umplanungen verbunden. Nun bin ich aber kein allzu entscheidungsfreudiger Mensch und empfinde es beim Weitwandern gerade als entspannend, wenn ich da nicht so viel entscheiden muss. Diesmal habe ich gefühlt sehr viel Zeit mit Herumüberlegen und Planen verbracht, was mich mitunter etwas gestresst hat.

Letztendlich bestand die von mir gewählte Strecke großteils aus schönen Pfaden, die gut zu gehen waren und zwar viel bergauf und bergab führten, aber keine allzu langen Steigungen enthielten. Oft folgte ich den zahlreichen Waalwegen, die ein sehr guter Anhaltspunkt für die Wegplanung sind. Zwischendurch war ich auch mal auf Radwegen oder Forstraßen unterwegs oder hatte etwas anspruchsvollere Steige dabei. Alles in allem empfand ich die gewählten Wege als äußerst attraktiv und abwechslungsreich.

Ein fettes Aber bleibt allerdings: Durch das obere Etschtal verläuft die SS38 und der Verkehrlärm begleitete mich auf den meisten Abschnitten. Zu den Hängen hinauf trug der Schall besonders gut und so war es dort oft lauter als unten im Tal in unmittelbarer Nähe der Straße. Ich bin ja vom Wiener Umland oder anderen Wanderungen, die in Talnähe verlaufen (z.B. Welterbesteig Wachau oder Moselcamino) durchaus einiges gewöhnt, aber eine so dauerhafte Verkehrsbeschallung hatte ich noch kaum jemals beim Wandern. Ihr könnt euch hier gern anhören, wie das auf vielen Abschnitten klang:

Das war eigentlich der einzige Aspekt, der die sonst so traumhafte Landschaft und Idylle dort getrübt hat.


Unterkünfte und Verpflegung

Eigentlich wollte ich bei dieser Wanderung auch die Unterkunftsuche sehr flexibel halten und nicht zu viel im Voraus buchen. Letztendlich habe ich dann doch einen Teil der Unterkünfte kurz vor Urlaubsbeginn und die restlichen jeweils ein paar Tage im Voraus gebucht. Wäre das unbedingt notwendig gewesen? Nein, sicher nicht, wenn man entweder bereit wäre sehr tief ins Geldtascherl zu greifen oder aber länger herumzutelefonieren. Wenn man ganz simpel online buchen und nicht zu viel zahlen möchte, sind geeignete Zimmer hingegen etwas rar gesät. Ich habe großteils zwischen 45 und 60 Euro pro Nacht bezahlt, zweimal auch gut 70 Euro. Bei zwei Unterkünften, in denen ich jeweils für zwei Nächte geblieben bin (Meran und Mals), hatte ich eine Gemeinschaftsküche dabei und konnte mich selbst versorgen. Ansonsten hatte ich jeweils ein einfaches Zimmer mit Frühstück. Da es letzteres oft erst ab 8 Uhr gab, was für einen frühen Wanderstart sehr unpraktisch ist, hätte ich mich morgens gerne öfter selbst verpflegt. Aber abseits von Pilgerherbergen ist das leider vor allem alleine oft sehr schwierig, da Ferienwohnungen platz- und preismäßig selten für eine Person ausgelegt sind und es in Pensionen und Hotels in der Regel keine Gemeinschaftsküchen gibt. Daher ist eine Wandertour dieser Art für mich dann doch nur für etwa eine Woche geeignet. Längere Wege sind ohne Pilgerherbergen oder Zelt preislich kaum machbar.

Die Unterkünfte, die ich hatte, waren aber großteils sehr schön, einige Male mit Balkon, und ich habe mich zumindest abends auch dort, wo es keine Küche gab, ein paarmal selbst verpflegt – mit Salaten oder Sandwiches aus dem Supermarkt, wobei die (vegetarischen) Möglichkeiten sehr eingeschränkt waren. Da bin ich aus Österreich, Deutschland und auch Norwegen ganz anderes gewöhnt.

Ansonsten habe ich sehr viel Cappuccino getrunken, bin zweimal tagsüber auf einer Berghütte eingekehrt und einmal abends in einem Restaurant. Die Südtiroler Küche ist dann doch zu verlockend!


Ausrüstung

Man sollte meinen, dass ich inzwischen schon eine Standardausrüstung für mehrtägige Wanderungen habe, aber ich variiere dann doch bei fast jeder Tour. An den Füßen hatte ich meine Meindl Houston Mid GTX wieder als treue Begleiter, aber bei der Bekleidung habe ich neues ausprobiert. Statt meiner Wanderbluse hatte ich dieses Mal ein langärmliges Merinoshirt mit. Das hatte einen klaren olfaktorischen Vorteil (die Bluse aus Nylon müffelt bei Anstrengung recht schnell) und wärmte auch besser, aber bei sehr sonnigen Abschnitten hätte ich mir doch wieder meine Bluse gewünscht, die luftig genug ist, dass sie auch ganz gut als Sonnenschutz taugt. Wenn ich also nicht gerade eine Winterwanderung mache, kommt sie ab jetzt wieder mit. Statt einer Fleecejacke hatte ich außerdem eine dünne wattierte Jacke mit Primaloft (synthetische Daune). Und die ist ein echtes Wunderding! Ein Hauch von Nichts, aber unglaublich warm. Fürs Wandern selbst ist sie fast zu warm, aber bei Pausen oder in kühlen Räumen abends war sie ein Traum.

Erstmals hatte ich auch einen Trekkingstock mit. Ich mag es nicht, wenn ich beim Wandern die Hände nicht frei habe, aber bei schwierigen Abschnitten (oder auch Schnee) finde ich einen einzelnen Stock ganz hilfreich zur Stabilisierung. Letztendlich habe ich ihn 90% der Zeit am Rucksack getragen, aber bei den 10% der Strecke, die er zum Einsatz kam, fand ich ihn doch hilfreich.

Ansonsten hatte ich mein Mini-Aquarellset mit dabei, das ich immerhin zweimal verwendet habe. Ich hätte gern mehr gemalt, da ich das am Abend als sehr entspannend empfand, aber das Bloggen hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Möglicherweise werde ich bei meiner nächsten längeren Wanderung doch nicht mehr von unterwegs bloggen, sondern die Abende lieber zum Malen und Lesen verwenden. Das Bloggen ist am Smartphone soviel umständlicher und zeitaufwändiger als am Laptop!


Abschließende Gedanken

Was bleibt mir nun als allgemeines Fazit? Südtirol ist traumhaft schön und ich wäre am liebsten noch in jedes einzelne kleine Seitental hineingewandert. Ich war nun zum vierten Mal dort, wobei ich beim ersten Mal nur ein Zwischenstation auf der Durchreise gemacht habe. Die weiteren Male waren ein Silvesterurlaub in Bozen und ein kleiner Herbsturlaub mit einzelnen Wanderungen rund um Brixen und Meran. Das war nun meine erste ausgedehnte Wandertour hier – und mit Sicherheit nicht meine letzte! Auch wenn der Verkehrslärm mühsam war, ich nicht alle Wege wie geplant wandern konnte und die Unterkunftspreise mich öfter mal schlucken ließen, hatte ich eine ganz wundervolle Zeit im Vinschgau!

3 Comments

  • Konstanze

    Ich muss gestehen, dass ich es als Leserin wunderschön finde, wenn du direkt deinen Tag verbloggst. Aber ich kann natürlich verstehen, dass dir das wenig Zeit für Entspannung am Abend bietet (und hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass das bedeutet, dass du über das Smartphone schreiben musst). Alles in allem ist es immer wieder spannend so ein Fazit zu lesen, auch wenn ich das daraus gewonnene Wissen zur Kleidung, Wegen usw. wohl nie praktisch anwenden werde. Immerhin hast du mir Lust auf einen (theoretischen) Kurzurlaub in Südtirol im Frühling gemacht … 😉

    • Judith

      Ich finde es ja auch sehr schön, wenn ich unmittelbar Reaktionen bekomme bzw. weiß, dass manche „live“ mitlesen. Und es ist natürlich hilfreich alles aufzuschreiben, so lange die Erinnerungen frisch sind. Aber es ist einfach sehr, sehr zeitaufwändig und das Schreiben am Smartphone finde ich sehr mühsam. Vielleicht sollte ich mal eine Mini-Bluetooth-Tastatur ausprobieren.
      Südtirol im Frühling ist auf jeden Fall eine Reise wert!

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