Wege in Europa

Von Nagycenk nach Sopron

Die Fakten
23 km 210 hm 168 hm
Start: Bahnhof Nagycenk
Ziel: Bahnhof Sopron

Ehe ich mein Fazit zum Südtirol-Urlaub schreibe, schiebe ich noch die Wanderung von vergangenem Samstag dazwischen. Julian war bei mir in Wien und wir waren uns zwar schnell einig, dass wir eine Wanderung in der Gegend von Sopron (Ungarn) machen wollten, aber mit der genauen Planung waren wir am Freitag noch spätabends beschäftigt. Ein Aussichtspunkt, ein Mausoleum und eine passende Bahnverbindung brachten uns schließlich zur entsprechenden Wanderung, die auf der Karte nach vielen Feldwegen und Siedlungen aussah, aber einige Überraschungen zu bieten hatte.

Vom kleinen Bahnhof in Nagycenk ging es zum Friedhof, wo wir das Széchenyi Mausoleum besichtigten. Der Guide bemühte sich redlich uns eine Führung auf Englisch zu geben und die wichtigsten Informationen bekamen wir auch mit, nur auf unsere Fragen bekamen wir nicht die erhofften Antworten (erfuhren dafür aber einiges ganz anderes ;-)). In dem Mausoleum ruhen 48 Mitglieder der Familie Széchenyi, darunter der mumifizierte Körper von Pál Széchenyi, des Erzbischofs von Kalocsa.

Nach der Besichtigung gingen wir etwa einen Kilometer weiter zum Schloss Széchenyi, das ein Museum beherbergt. Da wir dieses nicht besuchen wollten, konnten wir leider nicht einmal den Schlosspark betreten und schauten uns das Schloss also nur aus der Ferne an, ehe wir auf einer langen Lindenallee unseren Weg fortsetzten. Diese Allee war eine der Überraschungen der Wanderung, da diese mit dem saftigen Grün der Bäume und all den Wiesenblumen sehr idyllisch zu gehen war. Der Schlosspark und die Lindenallee sind außerdem seit 2001 Teil des Welterbes Neusiedler See.

Zwischendurch führte der Weg recht rustikal über Bahngleise und es bildeten sich immer eindrucksvollere Wolken. Das Wetter war an diesem Tag eine weitere Überraschung, da es bei weitem nicht so kalt war wie wir befürchtet hatten und viel freundlicher als noch am Morgen in Wien.

Das kommt übrigens dabei heraus, wenn ich versuche ganz natürlich, aber doch dekorativ für ein Foto in der Landschaft zu stehen.

Am Ende der Allee kamen wir zum Sarkophag eines weiteren Széchenyi und bogen auf einen Waldweg ab. Eine informative Wegmarkierung wies darauf hin, dass wir uns hier auch auf einem Mariazellerweg befanden.

Auf dem Weg nach Fertőboz wurden die Wolkenformationen nun immer eindrucksvoller und wir konnten in der Ferne immer wieder Regenschleier sehen. Hinter den Weingärten, die wir nun passierten, blinzelte außerdem schon der Schilfgürtel des Neusiedlersees hervor.

In Fertőboz ging es nun über etliche Stufen (für die es einen eindringlicheren Warnhinweis gab als für die Überquerung der Bahngleise) hinauf zur Gloriette, von wo aus wir nun einen schönen Blick auf den Schilfgürtel des Neusiedlersees hatten.

Der perfekte Platz für eine Mittagspause – was wir uns nicht als einzige dachten. Kurz nachdem wir uns es auf einer Bank gemütlich gemacht und unseren Tee und Couscoussalat ausgepackt hatten, kam auch eine amerikanische Familie für ein kleines Picknick.

Nach der Pause fotografierte ich noch ein ganz entzückendes Schild, ehe es weiter durch Weingärten und Wälder ging.

Hier machten wir einen unbeabsichtigten Schlenker zur Straße, da wir den Amerikanern folgten, die allerdings nicht den weiteren Wanderweg, sondern ihr geparktes Auto als Ziel hatten. Das war allerdings nicht so schlimm, da es neben der Straße einen Fußweg mit schönen Ausblicken gab und wir auf diese Weise direkt nach Balf kamen.

In Balf schauten wir mal, was es hier zu besichtigten gäbe – die Kirche hatte allerdings wie alle anderen auf dem Weg geschlossen. Dafür wurde Julian durch Wikipedia auf einen Brunnen aufmerksam, dessen genaue Lage uns zunächst nicht bekannt war, den wir aber im nahen Heilbad vermuteten. Dort war unsere Suche aber vergeblich, wir fanden nur ziemlich in die Jahre gekommene Gebäude und eine Katze, daher ging es über einen Feldweg weiter zur Friedhofskirche.

Inzwischen hatte uns aber eine weitere Recherche auf die Spur des Brunnens gebracht und so planten wir den weiteren Weg ein wenig um. Auf der Straße ging es gen Norden, wo wir tatsächlich auf den Brunnen mit mineral- und schwefelhaltigem Wasser stießen. Das Geschmackserlebnis war also zweifelhaft, auch wenn es ganz tolle gesundheitliche Vorteile haben mag.

Auf kleinen Pfaden ging es nun wieder durch Weingärten mit tollen Ausblicken. Eine weitere Überraschung, da dieser Weg auf der Karte denkbar unscheinbar ausgesehen hatte.

Da der Wind nun auffrischte, ein leichter Regen einsetzte und wir nicht mehr allzu viel Zeit hatten, um noch rechtzeitig für eine Besichtigung des Feuerturms nach Sopron zu kommen, setzten wir unsere Hoffnungen auf eine Bushaltestelle. Dort mussten wir allerdings feststellen, dass der Bus nur einmal die Stunde fährt und wir auf den nächsten eine geraume Zeit warten müssten. Also ging es weitere fünf Kilometer großteils durch Straßen und Vororte nach Sopron. Unterbrochen wurde dieser etwas zähe Abschnitt durch Streicheleinheiten für einen äußerst anschmiegsamen Kater.

In Sopron war es für den Feuerturm nun schon zu spät, daher ging es direkt ins „Bojtorina“, ein veganes Restaurant, wo wir ein Abendessen und die Wärme genossen. Umso frostiger kam es uns danach vor, als wir uns durch die Straßen von Sopron auf den Weg zum Bahnhof machten.

Fazit: Eine sehr schöne und erstaunlich abwechslungsreiche Tour mit vielen Ausblicken. Das Wetter war noch dazu perfekt mit den beeindruckenden Wolkenformationen und den großteils angenehmen Wandertemperaturen.

2 Comments

  • Konstanze

    Okay, so ganz natürlich posierst du nicht für die Fotos, aber „dekorativ“ hast du erreicht! 😉

    Schön, dass die Wanderung so viele kleine angenehme Überraschungen für euch bereit gehalten hat. Der Brunnen sieht interessant aus, aber probiert hätte ich vermutlich nicht (und sei es nur, weil all die Romane, die geschrieben wurden als Heilbäder in Mode waren, betonen wie unangenehm solche Wässer schmecken). *g*

    • Judith

      Dabei habe ich auf den Fotos ja eigentlich gar nicht posiert, sondern musste lachen über meine miserablen Versuche – ich habe noch nicht mal mitbekommen, dass Julian zu dem Zeitpunkt fotografiert hat. *gg*
      Der Geschmack des Wassers war schon sehr … öhm … speziell.

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