Weitwanderwege

Moselcamino 2: Alken – Maria Engelport

Die 2. Etappe bescherte mir schöne Ausblicke, abwechslungsreiche Pfade und eine Herausforderung zum Abschluss.

Die Fakten
31,8 km 806 hm 718 hm
Start: Alken
Ziel: Maria Engelport

Nachdem ich in der Früh in der Gemeinschaftsküche meinen üblichen Frühstücks-Porridge gekocht und verspeist hatte, merkte ich, dass ich noch nicht wieder in der Weitwanderroutine bin. Ich brauchte viel zu lange zum Rucksackspacken und ging erst um kurz vor halb 9 los. Bei Nebel ging es über die Brücke nach Löf.

Als ich Löf hinter mir gelassen hatte, ging es auf einem kleinen Pfad durch Weinberge und oberhalb der Bahngleise entlang nach Hatzenport, vorbei an der Kirche St. Johannes.

Der nächsten Kirche St. Rochus wollte ich einen Besuch abstatten, weil es hier einen Stempel geben sollte, fand sie aber verschlossen vor. Gerade, als ich enttäuscht von dannen ziehen wollte, eilte mir ein Mann entgegen und rief: „Warten Sie, ich sperr Ihnen schon auf!“
Als wäre das nicht schon erfreulich genug gewesen, wagte sich nun auch die Sonne heraus und ich erfreute mich an ein paar netten Einrichtungen in Hatzenport – auch wenn ich aufgrund des Gewichts weder Honig noch Bücher mitnehmen konnte.

Der Weg aus Hatzenport hinaus bietet Gelegenheit, um mal ein wenig die Wegmarkierungen herzuzeigen. Die gelbe Muschel ist in verschiedenen Varianten allgegenwärtig – verirren auf dem Moselcamino scheint fast unmöglich (kühne Worte, die ich hoffentlich an den kommenden Tagen nicht bereuen werde).

Es ging nun bergauf und bald gab es traumhafte Ausblicke auf die Mosel.
Ein schmaler Waldweg führte mich zu weiteren schönen Aussichtspunkten mit Bänken, die zur Pause einluden. Da es noch nicht mittags war, wollte ich keine längere Pause machen, setzte mich aber zumindest für 10 Minuten hin.

In Lasserg holte ich mir in der Kirche einen weiteren Stempel, ehe es durch Wälder und Felder zur Burg Eltz ging. Während ich bisher noch kaum Menschen begegnet war, wuselte es hier nur so vor Touristen. Die Burg (eine Höhenburg aus dem 12. Jh.) ist auch wirklich beeindruckend, aber angesichts der vielen Menschen (und meiner langen Strecke heute) bewunderte ich sie nur von außen.

Jetzt, da es späte Mittagszeit war, gab es natürlich weit und breit keine Rastplätze mehr. Ich setzte mich schließlich auf einen Baumstamm und verzehrte hier die Ernte meines gestrigen Einkaufs: Marillen und Müsliriegel.
Auf schmaleren und breiteren Waldwegen ging es dann Richtung Treis-Karden, wo ein schöner Pfad nach unten zur Mosel führte.

Treis-Karden ist ein weiteres malerisches Städtchen. Ich wollte hier eigentlich keine weitere Pause machen, aber bei der lauschigen Villa Marlene konnte ich nicht widerstehen und gönnte mir einen Kaffee.

Hier hätte es auch warmen Zwetschken-Crumble mit Eis gegeben, aber ich weiß aus Erfahrung, dass ich so etwas nur ungern für die weitere Wanderung im Magen mit mir trage, daher verzichtete ich schweren Hezens.
Als ich Treis-Karden verließ, stellte ich aber fest, dass ich die zusätzliche Motivation und Stärkung gut gebrauchen könnte: Es gab wieder einen Umweg und diesmal einen heftigen. Ich musste auf einer Straße ins Dünnbachtal und es rumpelte ein LKW nach dem anderen an mir vorbei – der Grund wurde mir klar, als ich an einem lauten Steinbruch vorbeikam. Danach ging es auf einen ruhigeren Waldweg, dafür setzte nun Regen ein.

Der Weg zog sich, aber immerhin war die Unleitung sporadisch beschildert. Auf dem letzten Stück führte sie bergauf einen Weg entlang, der von Wildschweinen eifrig umgegraben worden war. Ich schaute mich skeptisch um, erreichte aber schließlich unbehelligt den Originalweg.

Insgesamt hatte mich der Umweg etwa 3 km zusätzlich gekostet. Dementsprechend froh und müde war ich, als ich um etwa 17:30 das Kloster Maria Engelport erreichte. Ich hatte vorher länger überlegt, ob ich wirklich hier übernachten wollte, da mir die Glaubensgemeinschaft hier recht konservativ vorkam (tridentinische Messe auf Lateinisch, bei der der Priester mit dem Rücken zum Altar steht) und ich nicht wusste, wie die Atmosphäre sein würde. Ich wurde aber ich von einer Ordensschwester äußerst freundlich begrüßt und herumgeführt.

Eigentlich hätte ich hier ein schlichtes Zimmer mit Gemeinschaftsbad bekommen sollen, aber da das Pilgerhaus renoviert wird, bekam ich ein kostenloses Upgrade und hatte nun ein Zimmer im Haupthaus mit eigenem Badezimmer. Da außer mir keine Pilger hier sind, hätte ich es sonst zwar wohl auch zur alleinigen Nutzung gehabt, aber es ist angenehm das Zimmer nicht mehr verlassen zu müssen. Auch sonst ist das Zimmer sehr schön mit idyllischem Blick aus dem Fenster.

Man könnte hier im Kloster auch zu Abend essen, aber bei meiner Anfrage wurde mir mitgeteilt, dass es immer nur ein Gericht gibt, das meist mit Fleisch ist. Daher versorge ich mich lieber selbst mit Couscous (ich habe einen kleinen Reisewasserkocher mit dabei – und ja, das zusätzliche Gewicht lohnt sich).
Es gibt im Kloster keinen Empfang und schon gar kein Internet, was ungewohnt, aber auch entspannend ist. Diesmal muss ich also meinen Blogbeitrag offline vorschreiben und nachträglich veröffentlichen.

Fazit: Eine sehr anstrengende, aber lohnenswerte Etappe, auf der es viel zu sehen gab. Die Wege waren abwechslungsreich und von der Umleitung mal abgesehen auch sehr schön zu gehen. Die Übernachtung im Klostrr Maria Engelport ist ein passender und stimmungsvoller Abschluss.

2 Comments

  • Julian

    Ungewollte Verlängerung, Steinbruchsbetrieb und Regen sind allein durch die Moselpanoramen und die Burg Eltz bestimmt (jedenfalls den Fotos zufolge) mehr als kompensiert worden; so schön hatte ich die Gegend gar nicht mehr in Erinnerung. In welchem Ort ist denn das Bild mit der luxemburgischen Bahn entstanden? (Gut, dass es auf der Moselstrecke eine Alternative zur DB zu geben scheint ;-))

    • Judith

      Der Ort mit der Bahn ist Hatzenport.
      Heute war die DB aber auf die Minute pünktlich (Moselweinbahn).
      Ich habe am Mittwoch unterwegs in Gedanken schon einen ganz schwärmerischen Beitrag verfasst, der dann durch die letzten Kilometer noch eine Dämpfung bekam. *g* Auch wenn es natürlich im Nachhinein wieder nicht so schlimm war (währenddessen tat ich mir sehr leid).

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