Wege in Österreich

Weinviertelweg 4+5: Drasenhofen – Mistelbach

Am vergangenen Wochenende wollte ich nicht nur den Weinviertelweg zu Ende gehen, sondern auch endlich mein Zelt ausprobieren, das ich bereits im April gebraucht erstanden habe. Wetterbedingt drehte ich die beiden Etappen allerdings um und ging sie also in südlicher Richtung von Drasenhofen an der tschechischen Grenze bis nach Mistelbach, mit Übernachtung am Campingplatz in Poysdorf.

Tag 1: Drasenhofen – Poysdorf

Die Fakten
20,5 km 490 hm 465 hm
Start: Drasenhofen
Ziel: Poysdorf

Mit schwerem Rucksack startete ich in Drasenhofen meine zweitägige Tour. Es war zu diesem Zeitpunkt sehr windig, was aber zumindest die hohen Temperaturen erträglich machte. In der prallen Sonne ging es an Feldern und Weinbergen vorbei, mit schönen Blicken Richtung Mikulov und zum Schweinbarther Berg. Der Weg führt am Fuße des Schweinbarther Berges vorbei, man könnte diesen aber ohne allzu großen Umweg besteigen. Da ich noch einen Abstecher zur Burgruine Falkenstein plante, verzichtete ich allerdings darauf.

Als ich die ersten Kellergassen am Rand von Kleinschweinbarth erreichte, war ich etwa eine Stunde unterwegs und machte eine kurze Pause, um Wasser zu trinken und meine Schultern zu entlasten.

Diese Pause nutzte ich auch dazu, um mir noch einmal den weiteren Wegverlauf anzusehen und das war ein Glück, denn dabei fiel mir auf, dass ich eine Abzweigung verpasst hatte und nun auf dem Jakobsweg Weinviertel unterwegs war. Der Weinviertelweg folgt auf diesen Etappen zwar meistens dem Jakobsweg, weicht aber manchmal davon ab. Während der Jakobsweg auf Straßen durch Kleinschweinbarth führt, geht der Weinviertelweg auf kleinen Wald- und Feldwegen entlang, was an diesem heißen Tag die bessere Wahl war. Zum Glück musste ich nur ein kurzes Stück zurückgehen, ehe ich die Abzweigung unmittelbar neben einem Sportplatz fand. Man kann diese leicht übersehen, da der Jakobsweg geradeaus deutlich markiert ist, während man die Weinviertelweg-Markierung erst sieht, wenn man einige Meter in den Weg hineingeht.

Kurz darauf gab es in Stützenhofen erneut zwei Wegvarianten: entweder auf der Straße durch die Ortschaft oder auf einem kleinen Pfad über den Kreuzberg. Ich entschied mich für die zweite Variante und erreichte nach einem kurzen Aufstieg ein Kriegerdenkmal.

Nach dem Kriegerdenkmal verlor sich allerdings der kleine Pfad irgendwo im dornigen Gestrüpp. Da es bis zur Straße hinunter nicht allzu weit war, entschied ich mich dazu nicht umzukehren, sondern mir einen Weg querfeldein zu suchen. Der Weg wurde allerdings immer steiler und rutschiger und als ich mir nicht nur unzählige Kratzer an Armen und Beinen zugezogen, sondern mir auch ein paar Dornen in die Finger gerammt hatte, musste ich feststellen, dass es hier einfach kein Durchkommen gab. Ich musste mir also meinen Weg wieder bergauf durch das Gestrüpp suchen, bis ich endlich einen begehbaren Pfad fand. Bei der dritten Etappe hatte ich mir ja während einer ähnlichen Aktion vorgenommen in solchen Situationen zukünftig gleich umzukehren, aber es scheint, als wäre ich in diesen Dingen erstaunlich lernresistent. Nachdem ich also meinen ganz persönlichen Kreuzweg hinter mich gebracht hatte und ausschaute, als ob mich eine sehr genervte Katze in ihren Fängen gehabt hätte, nahm ich mir wieder einmal vor beim nächsten Mal klüger zu sein (vielleicht hilft es, wenn ich es hier wiederholt schriftlich festhalte).

Ab hier war der Weg zum Glück wieder sehr eindeutig. Es ging hinauf zum Höllenstein, von wo aus ich schöne Blicke über die Umgebung und zur Burg Falkenstein hatte.

Der Originalweg führt von hier direkt in die Ortschaft Falkenstein, aber ich entschied mich für einen Abstecher zur Burgruine, die ich nicht nur besichtigte, sondern auch gleich als stimmungsvollen Pausenplatz nutzte.

Über eine Kuh- und Schafweide (erstere ließen sich zum Glück nicht blicken) stieg ich hinunter nach Falkenstein und besichtigte noch kurz die Jakobskirche, ehe ich die Ortschaft hinter mir ließ. Für die nächsten Kilometer ging es durch schattigen Wald und an Sonnenblumenfeldern vorbei.

Falls einem unterwegs die Getränke ausgehen, wird man hier auch nicht im Stich gelassen:

Auf den letzten Kilometer nach und durch Poysdorf gab es schließlich noch Weinviertel pur mit den für diese Region so typischen Kellergassen und thematisch passender Kunst an den Häuserwänden.

Am Rande von Poysdorf erreichte ich schließlich den Campingplatz, wo ich mein kleines Zelt zwischen Autos und Riesenzelten aufbaute. Zur zusätzlichen Einordnung der Zeltgröße: Meine Isomatte ist an der breitesten Stelle nicht ganz 60 cm breit.

Da inzwischen der Wind aufgehört hatte, verankerte ich mein Zelt nur mit den notwendigsten Heringen und ließ den Abend am nahen Badeteich sowie mit Lesen ausklingen.

Tag 2: Poysdorf – Mistelbach

Die Fakten
14,5 km 260 hm 240 hm
Start: Poysdorf
Ziel: Mistelbach

Dafür, dass ich normalerweise in fremden Betten sogar dann schlecht schlafe, wenn diese ausreichend bequem sind, war die allererste Nacht in meinem kleinen Zelt einigermaßen in Ordnung. Ich konnte zwar erst spät einschlafen und wurde bereits vor 6 Uhr wieder wach, aber es hätte schlimmer sein können.

Am Morgen war es so kalt, dass ich beim Frühstücken zwei langärmlige Schichten anhatte, aber als ich um kurz vor 8 Uhr aufbrach, brannte die Sonne bereits erbarmungslos vom Himmel – und es gab in der ersten Stunde keinen Schatten, ehe mich der Weg schließlich in den Wald führte.

Die Etappe führte nun zwar für gut 5 Kilometer durch den Wald, aber selbst hier im Schatten war es an diesem Tag fast unerträglich schwül. Noch dazu hatte ich sehr mit dem Gewicht des Rucksacks und mit Druckstellen vom Vortag zu kämpfen, daher war ich sehr froh, dass ich die Etappen umgekehrt hatte und somit nun am zweiten Tag keine allzu lange Strecke mehr vor mir hatte.

Nach ein paar Kilometern auf schmalen Pfaden durch die Botanik erreichte ich noch einen schönen Pausenplatz, wobei die Idylle ein wenig durch Schüsse vom nahegelegenen Truppenübungsplatz Totenhauer getrübt wurde.

Als ich Totenhauer hinter mir gelassen hatte, ging es noch einmal an Sonnenblumenfeldern vorbei, ehe ich zur Mittagszeit bereits Mistelbach erreichte.

Ich hatte überlegt, mir hier noch die aktuelle Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach anzuschauen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte die Hitze bei mir jegliche Motivation weggeschmolzen. Daher stieg ich lieber in den klimatisierten Zug und beendete somit den Weinviertelweg, den ich im Frühling begonnen hatte.

Fazit zu diesen beiden Etappen: Der Abschnitt zwischen Poysdorf und Mistelbach ist zwar ein wenig langweilig, aber dafür ist die Etappe von Drasenhofen nach Poysdorf umso schöner. Zusammen mit dem Weg über die Leiser Berge ist das meiner Ansicht nach der schönste Teil des Weinviertelweges. Auch hier gilt aber: Besser eine andere Jahreszeit als den Hochsommer wählen. Mit all den Weinbergen ist es vermutlich im Herbst am schönsten.

Und Fazit zum Zelt: Es hat Spaß gemacht mit Zelt zu wandern, auch wenn ich für weitere Unternehmungen dieser Art wohl einen größeren Rucksack brauche (der dann hoffentlich auch das Gewicht besser verteilt). Eine Weitwanderung könnte ich mir allerdings mit Zelt vorerst noch nicht vorstellen – dafür muss ich es wohl noch ein paarmal bei kleineren Wochenendtouren ausprobieren.

7 Comments

  • Konstanze

    Wie schön, dass du in deinem Zelt gut schlafen konntest – es ist wirklich … niedlich! 😀 Nach all deinen Berichten frage ich mich, ob es irgendwo Wanderführer gibt, in denen du Tipps für Hochsommerwanderungen im Schatten finden könntest – es gibt ja so viele Strecken, die bei Sonnenschein unerträglich sind …

    • Neyasha

      Eine Möglichkeit wäre es einen speziell beschichteten Schirm mitzunehmen. Das ist mir inzwischen schon von einigen Pilgern untergekommen, die so die langen Straßenabschnitte auf dem Jakobsweg bewältigt haben. Und notfalls würde wohl auch ein normaler Regenschirm schon Abhilfe schaffen.
      Aber noch besser wäre es im Sommer natürlich, wenn von Vornherein die Wege im Schatten verlaufen.

      • Konstanze

        Seinen eigenen Schutz mitzunehmen, ist auf jeden Fall eine bessere Lösung als die ganze Zeit in der prallen Sonne unterwegs zu sein. Wobei ich mir so einen Schirm auch nicht gerade angenehm vorstelle, schließlich muss man ständig in der Hand halten und kann so nicht gerade entspannt gehen. (Zumindest sorgt bei mir ein Schirm auf Dauer für schön verspannte Schultern …)

        • Neyasha

          Es gibt auch Wanderschirme, die man mit einem Clip am Rucksack befestigen und somit nicht die ganze Zeit halten muss. Allerdings sind die meist verhältnismäßig groß und schwer, daher habe ich mir so einen bisher nicht zugelegt, sondern hatte höchstens einen Mini-Knirps für Regen dabei.

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