Ostsee-Wanderung 6: Prerow – Dierhagen
Die Fakten
30,6 km 86 hm 84 hm
Start: Prerow
Ziel: Dierhagen Ost
Die Nacht im Zelt war wieder einmal nicht allzu erholsam, trotz beruhigendem Meeresrauschen. Mein Hauptproblem (als Seitenschläferin) ist einfach die Matte, aber dazu später in einem Fazit zur Ausrüstung mehr.
Da heute zwar eine sehr lange Etappe auf dem Programm stand, ich aber nach 6 km einen Leuchtturm besichtigen wollte, der erst um 10 Uhr öffnet, ließ ich mir Zeit und aß meinen Frühstücksporridge (den ich diesmal mangels Kochmöglichkeit kalt über Nacht eingeweicht hatte) am Strand.
Für heute war erstmals kein Sonnenschein angesagt, was aber für die lange Strecke gar nicht so schlecht war. Und ich mochte die dezenten Farben am Strand, die irgendwie eine große Ruhe ausstrahlten.
Es war gut, dass ich es an diesem Morgen nicht eilig hatte, denn zuerst musste ich beim Sanitärgebäude eine ganze Weile warten, da es gerade gereinigt wurde, und dann brauchte ich beim Zeltabbau und Zusammenpacken ewig, da ich überall erst mal den Sand rausschütteln musste. Zelten zwischen den Dünen klingt zwar romantisch, aber ich bevorzuge definitiv eine Wiese!
Als ich den Campingplatz hinter mir gelassen hatte, ging es auf schönen kleinen Waldpfaden eineinhalb Stunden gen Westen.
Den Leuchtturm am Darßer Ort erreichte ich gerade passend um kurz nach 10 Uhr, er hatte also schon geöffnet. Ich habe seit meiner Kindheit ein Faible für Leuchttürme (ich glaube, seit ich „Fünf Freunde auf dem Leuchtturm“ gelesen habe), aber das war nun tatsächlich das erste Mal, dass ich einen bestieg. Der Leuchtturm wurde 1849 in Betrieb genommen und ist noch immer in Verwendung, wird mittlerweile aber ferngesteuert betrieben. In den Laternenraum kann man zwar nicht (das fände ich auch mal spannend), aber ich hatte einen schönen Ausblick über die Küste und das Meer.
Abgesehen vom Leuchtturm gab es hier auch noch das Natureum zu besichtigen, das über die Natur und die Landschaft der Halbinsel Darß informiert. Danach stattete ich noch dem Café einen Besuch ab, da ich heute in der Früh noch keinen Kaffee getrunken hatte, und gönnte mir dazu eine frische Zimtschnecke als zweites Frühstück. Das Café ist drinnen sehr hübsch eingerichtet, ich nahm aber draußen mit Blick auf den Leuchtturm Platz.
Danach stand ich vor der Frage, ob ich dem Fahrradweg folgen oder direkt am Strand entlanggehen sollte. Ich war mir nicht sicher, ob zweiteres überhaupt gut möglich war, wollte aber zumindest mal zum Strand gehen, um es auszuprobieren und von dort nochmal einen Blick auf den Leuchtturm zu werfen.
Der Weg zum Strand war durch den tiefen Sand sehr anstrengend und ich befürchtete schon, dass ich hier kaum vorankommen würde, aber am direkten Übergang zum Wasser, wo der Sand nass und fest ist, ging es gut. Also wanderte ich die nächsten zwei Stunden direkt am Meer entlang, was einfach traumhaft war. Manchmal waren andere Spaziergänger unterwegs oder waren Leute baden, aber manchmal hatte ich den Strand auch ganz für mich alleine.
Nach einer Weile zog ich die Schuhe und Socken aus und ging die nächsten Kilometer barfuß weiter. Außerdem gab es sozusagen aus alter Tradition noch etwas in den Sand zu schreiben – für die besten Freundinnen, die sich ein Mensch nur wünschen kann.
Kurz vor Ahrenshoop verließ ich dann den Strand kurzfristig und es ging nun wechselweise durch den Wald, über kleine Pfade mit Blick aufs Meer und zwischendurch auch wieder direkt am Wasser entlang.
Nach gut 20 Kilometern erreichte ich schließlich die Seebrücke von Wustrow und legte hier außerdem nochmal eine Pause ein, um mich mit frischen Waffeln für die restliche Strecke zu stärken. Ein Genusswandertag! Leider können kaum jemals Waffeln mit den norwegischen mithalten.
Danach ging es hauptsächlich auf einem Radweg entlang, der stark frequentiert war (ich war mal wieder die einzige Wanderin weit und breit), bis ich schließlich gegen 19 Uhr das Ostseehotel Dierhagen erreichte. Ich hatte lange mit mir gerungen, ob ich mich für meinen Badetag tatsächlich im Hotel einquartieren sollte, da ich ja eigentlich mein Zelt viel mehr nutzen wollte, aber die Verlockung eines weichen Bettes war zu groß. Nach der langen Strecke war ich ziemlich müde und zudem hatte mir mein Barfußgehen am Strand ein paar kleine Blasen eingetragen (da ich es danach nicht geschafft hatte den Sand restlos zwischen meinen Zehen zu entfernen), aber ich raffte mich gegen 21 Uhr dazu auf, nochmal kurz zum Strand zu gehen. Zum Glück, denn der Sonnenuntergang war ein Traum!
Fazit: Was für ein Tag! Alle Etappen bisher waren schön gewesen, aber diese war ohne Zweifel ein Höhepunkt. Der Leuchtturm, die schöne Strecke am Strand, der Sonnenuntergang … 30 Kilometer mit schwerem Rucksack waren aber auch anstrengend gewesen und so freute ich mich sehr auf den bevorstehenden Ruhetag.
4 Comments
Moni
Ohhhh,danke für deine lieben Worte! Wir sind froh,dass es dich gibt!
Die Tour klingt wirklich traumhaft. Anstrengend,keine Frage,aber die Farben und die Vorstellung des Meeresrauschens sind wirklich schön. Ich find,dein Blick beim Sonnenuntergang sagt eh alles.
Bin gespannt,ob bei deinem Fazit das Wort „Luftmatratze“ vorkommt! Auch wenn du nicht so oft wie von dir geplant im Zelt übernachtet hast,wars für meine Begriffe bewundernswert oft und du hast tolle Plätze dafür ausgesucht! Das sind Erfahrungen,die du wohl noch lang mit dir tragen wirst. Freut mich sehr für dich!
Judith
🙂
Ja, das war ein traumhafter Tag. Ein Highlight einer ohnehin schon wunderbaren Tour. Mit dem Wissen, dass ich den nächsten Tag faul am Strand verbringen würde, waren die vielen Kilometer auch gut zu bewältigen.
Im Fazit werde ich wohl einiges zum Zelt und meiner Schlafausrüstung schreiben, da das meine Wanderung doch sehr geprägt hat.
Karin Schickmayr
Dieser Tag hört sich wirklich sehr schön und abwechslungsreich und vor allem nach wunderbaren Eindrücken an! Und die Bilder sprechen sowieso für sich – traumhaft schön!!! Mich frisst gerade der Neid. Die Gegend um Ahrenshoop und den Darßer Urwald steht übrigens schon seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste, da ich mir dachte, dass es dort wunderschön sein müsste. Deine Fotos bestätigen diesen Wunsch voll und ganz. Deine Sehnsucht nach einem weichen Bett kann ich übrigens total verstehen, auch wenn die Vorstellung vom Zelt am Strand sehr idyllisch ist. Aber du schreibst ja eh, dass das auch seine Tücken hat. Freut mich auf jeden Fall, dass du so einen schönen Tag hattest!
Judith
Der Darßer Urwald hätte natürlich auch noch eine genauere Erkundung verdient, aber in diesem Fall habe ich doch die Entscheidung zugunsten des Strandes getroffen. Die gesamte Gegend ist wirklich ein Traum, wenn auch sehr touristisch. Wenn man dort im Sommer ein nettes Ferienhaus möchte, muss man sehr früh dran sein.
Meine Vorstellung vom Zelt ist irgendwie noch immer sehr idyllisch (zumal mein Island-Urlaub vor Jahren mit Zelt auch toll war), aber ich muss mir wohl etwas überlegen, wie ich darin besser schlafen könnte.