Wege in Europa,  Wege in Österreich

Von Znaim nach Retz

Die Fakten
23,2 km 304 hm 327 hm
Start: Znaim
Ziel: Retz
An- und Abreise: Der REX 3 fährt im 2-Stunden-Takt nach Znaim und jede Stunde nach Retz
Schwierigkeit: einfache Wanderung mit leichtem Auf und Ab

Wieder einmal eine Wanderung, die ich schon länger auf meiner Liste hatte. Der Herbst erschien mir nun wie die perfekte Jahreszeit dafür und so machte ich mich gestern mit dem Zug auf den Weg nach Znaim (Znojmo), um zuerst einmal die Stadt zu erkunden. Znaim ist eine der ältesten Städte Südmährens und entstand im 11. Jahrhundert als Burgsiedlung. Im Hochmittelalter wurde sie zu einer wichtigen Handels- und Königsstadt. 1809 wurde hier der Waffenstillstand zwischen Österreich und Napoleon geschlossen, der später zum Frieden von Schönbrunn führte.

Ich ging vom Bahnhof Richtung Altstadt und warf einen Blick in die Kirche des Dominikanerklosters, die nach einem Wiederaufbau 1677 eingeweiht wurde.

Viel bekannter ist die gotische Kirche St. Nikolaus aus dem 14. Jahrhundert. Da dort gerade eine Taufe stattfand, konnte ich allerdings lediglich durch den hinteren Teil schleichen. Vom Kirchenplatz hatte ich einen schönen Blick auf die Thaya und zur Burg.

Von der Burg wiederum hatte ich dann einen tollen Blick auf die Kirche und die Altstadt. Der Rathausturm soll ebenfalls sehr schöne Ausblicke bieten, allerdings ist er derzeit leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Die Burg kann man zwar besichtigen, aber ich war etwas genervt, dass praktisch alles extra zu bezahlen ist (Dauerausstellung, Sonderausstellung, Fotografieren). Da die Räumlichkeiten auf den Fotos auch nicht so besonders aussahen, besuchte ich stattdessen lieber die Katharinenrotunde im Rahmen einer kleinen Führung. Die Rotunde ist für ihre gut erhaltenen romanischen Fresken bekannt, die Szenen aus der Bibel und der Geschichte des Landes darstellen. Im Innenraum durfte leider nicht fotografiert werden, daher kann ich euch keinen Eindruck von den Fresken geben.

Ich ging nun außen an der Burg entlang und hatte hier weitere schöne Panoramablicke.

Es hätte sich wohl auch gelohnt einen ganzen Tag in Znaim zu verbringen, um die Stadt noch weiter zu erkunden und Museen zu besuchen, aber auch dieser kleine Eindruck war schon sehr schön. Und auch wenn ich kurz überlegte, ob ich umplanen und einfach nur die Stadt besichtigen sollte, wollte ich doch das schöne Herbstwetter zum Wandern nutzen. Daher verließ ich Znaim und betrat auf der anderen Flussseite den Nationalpark Thayatal. Da ich diesen sonst eher mit einer feuchten Flusslandschaft verbinde, war ich überrascht, als der Weg hier nun großteils durch eine Heidelandschaft führte.

Obwohl es meistens sonnig war, war es bei teils kräftigem Wind erstaunlich kühl. Ich zog alle verfügbaren Schichten an und bereute sogar, dass ich keine Handschuhe eingepackt hatte. Nach etwa sieben Kilometern erreichte ich mit Konice die erste von eine Reihe von kleinen Ortschaften auf meinem Weg. Da ich aus der Ferne eine Klosterkirche erspäht hatte, die sehenswert aussah, machte ich einen kleinen Abstecher dorthin, hatte aber von nah gar keinen guten Blick darauf – und sie war geschlossen. Dafür kam ich bei einem skurrilen Haus vorbei, das wohl einem großen Halloween-Fan gehören muss – Soundeffekte inklusive.

Durch Kellergassen und Weinberge ging es weiter nach Popice und nach Havraniky. Hier suchte ich einen kleinen Greißler auf, der von außen aussah als wäre er schon seit Jahrzehnten geschlossen. Aber er hatte tatsächlich geöffnet und ich kaufte mir ein Getränk und Müsliriegel für eine kleine Pause.

Danach ging ich weiter nach Hnanice/Gnadlersdorf, dem letzten tschechischen Ort vor der Grenze.

Die Grenze selbst übersah ich dann irgendwie. Ich spazierte durch bunten Weinberge, machte unzählige Fotos von den Trauben – und dann war ich auf einmal schon in Österreich.

Ich erreichte nun nach etwa 16 Kilometern den „Heiligen Stein“, wo ich schon einmal mit meiner Schwester war. Damals waren ganze Scharen hier gewesen, aber nun war es recht ruhig. Der Heilige Stein von Mitterretzbach ist ein Schalenstein vermutlich aus der Jungsteinzeit. Es ist unklar, ob die Schalen von Menschenhand gefertigt wurden oder auf natürlichem Weg entstanden sind, aber es gibt solche Schalensteine in ganz Europa (und darüber hinaus) und sie werden häufig als Opfergefäße gedeutet. Einer heimischen Chronik nach kam es 1647 beim Heiligen Stein zu einer Wunderheilung. Bald pilgerten zahlreiche Menschen zu dem neuen Wallfahrtsort „Unserer Lieben Frau am Stein“ und es wurde zunächst eine Kapelle, dann eine Wallfahrtskirche errichtet. Von der Kirche sind heute nur noch die Fundamente zu sehen, da sie bereits im 18. Jahrhundert unter Joseph II. abgetragen wurde.

Ich ging nun an Mitterretzbach und Oberretzbach vorbei und noch etwa eine Stunde lang durch weitere Weinberge und Kellergassen.

Wie schon bei meiner letzten Wanderung in der Gegend war es schon Abend, als ich Retz erreichte und so hatte ich wieder keine Zeit für ein Museum oder eine Führung durch den „Retzer Erlebniskeller“. Ich lasse euch aber nochmal ein paar Impressionen aus der Stadt da:

Fazit: Eine schöne und interessante Wanderung, für die der Herbst genau die richtige Jahreszeit war. Der Besuch von Znaim hat sich sehr gelohnt und vielleicht nehme ich mir irgendwann nochmal mehr Zeit für diese Stadt.

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