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Olavsweg 13: Kongsvold Fjeldstue – Ryphusan Refugium

Die Fakten
22,1 km 857 hm 658 hm
Start: Kongsvold Fjeldstue
Ziel: Ryphusan Refugium
Schwierigkeit: auf der ersten Hälfte viel bergauf und bergab auf teils schwierigen Pfaden; die zweite Hälfte dann einfach

Als ich gestern aufwachte, regnete es in Strömen – dabei hatte der Wetterbericht nur eine ganz geringe Regenwahrscheinlichkeit angesagt. Ich hatte eigentlich früh losgehen wollen, aber nun ließ ich mir Zeit und wartete darauf, dass der Regen nachlassen würde. Gegen 8:30 machte ich mich schließlich bei Nieselregen auf den Weg.
Vor drei Jahren war ich die ersten Kilometer entlang der E6 gewandert, weil der Pilgerführer das aufgrund des rutschigen und unwegsamen Originalweges empfahl. Ohne Gehweg auf einer Schnellstraße war nicht so toll gewesen, aber zumindest war ich zpgig vorangekommen. Diesmal lag im Pilgerhaus eine Info, dass man keinesfalls auf der E6 wandern sollte und der Pfad mit Steinplatten sowie Seilsicherungen verbessert worden wäre. Also folgte ich dem Pilgerweg, der sich oberhalb der Straße entlangschlängelt. Das war auf jeden Fall schöner als auf der Straße, aber auch anstrengender und zeitaufwändiger. Es ging ständig bergauf und bergab. Trotz Steinplatten an einigen Stellen, gab es noch immer etliche matschige Abschnitte, aber allgemein war es gut zu gehen. Und der Ausblick waren trotz Regenwolken fantastisch.

Die angekündigte Seilsicherung fand ich schließlich bei einer Flussquerung. Vielleicht sieht man es am Foto nicht so gut, aber das war eine wirklich schwierige Stelle. Mit dem Seil sehr gut zu bewältigen, aber ohne war das sicher nicht lustig, zumal gleich neben der Querung ein Wasserfall hinabstürzte.

Nach etwa vier Kilometern ging es hinunter zur Straße, wo ich bei einem Parkplatz noch kurz eine WC-Pause einlegen konnte. Vom nassen Gras war meine Hose sehr nass, was bei einstelligen Temperaturen eher ungemütlich ist. Nun hätte ich mir zum ersten Mal eine Regenhose und nicht nur meine Gamaschen gewünscht.

Vom Parkplatz ging es jetzt auf der Königsstraße den Vårstigen hinauf. Der Vårstigen war bis 1850 ein Teil der Hauptverbindungsstraße zwischen dem südlichen und nördlichen Norwegen, da im Frühling der Weg im Tal aufgrund der hohen Wassermassen nicht passierbar war. Beschrieben wurde der Vårstigen als „schlimmster Straßenabschnitt im ganzen Königreich“. Das kann ich mir vorstellen, wenn man hier mit Kutschen hoch musste. Als Wanderweg ist es aber eine sehr schöne Strecke.

Nach der kurzen Steigung mit tollen Ausblicken ging es gleich wieder bergab.

Nur um dann erneut bergauf zu gehen. Diese ersten 10 Kilometer waren wirklich anstrengend.

Als ich vom Wald wieder auf die freie Fjelllandaschaft kam und die Steigung abflachte, hätte ich daher sehr gern eine Pause gemacht, aber nun begann es wieder stärker zu regnen. Da zudem ein kalter Wind wehte, war an eine Pause nicht zu denken.

Aber immer, wenn einen der Weg so richtig in den A…. tritt, streut er einem im nächsten Moment Rosen. Auf einmal kam die Sonne hervor – zunächst nur ganz kurz, aber dann tatsächlich länger.

Der kleine, nasse Pfad machte außerdem einem breiten Weg Platz, auf dem ich deutlich schneller vorankam. Und so war ich gleich wieder viel motivierter!

In sanfter Steigung ging es zum höchsten Punkt des Olavsweges auf 1314 m Höhe  – gekennzeichnet durch ein schlichtes Schild.

Von hier ging es nun bei grandiosem Panorama weiter. Was für eine unglaubliche Weite! Wieder einmal ein absoluter Höhepunkt auf dem Weg und ein richtig entspanntes Wandern.

Schließlich näherte ich mich Ryphusan und hier muss ich einen kleinen Exkurs einfügen: Ich hatte Angst gehabt, dass ich auf den mir schon bekannten Abschnitten des Olavsweges zu viel mit meinem ersten Mal vergleichen könnte. Aber es gelang mir viel besser als erwartet, mich ganz auf das Jetzt einzulassen. Nur Ryphusan war für mich schwierig. 2022 hatte ich dort den besten Abend überhaupt erlebt – mit Sonne und Wärme und in Gesellschaft von vielen Pilgern den ganzen Abend draußen. Diesmal wusste ich nicht einmal, ob andere da sein würden und ich konnte mir nicht recht vorstellen in der Hütte ganz alleine zu übernachten. Es gibt dort keinen Strom, keinen Empfang und Wasser nur von einem Bach. Eigentlich eine sehr schöne Entschleunigung, aber während ich es tagsüber beim Wandern wunderbar finde, wenn ich die Landschaft ganz für mich alleine habe, sieht es nachts in der Dunkelheit ganz anders aus.

Ich beschloss, in Ryphusan auf alle Fälle eine längere Pause zu machen und dann vielleicht doch noch die 14 km ins Tal abzusteigen.
Aber als ich Ryphusan betrat, saßen dort bereits drei Menschen am Tisch – ein junger Pilger aus Dänemark und ein älteres Pärchen aus Norwegen. Was soll ich sagen – „the trail provides“ – das bewahrheitet sich tatsächlich immer wieder!

Eine Wiederholung des magischen Abends von 2022 gab es zwar nicht. Wir mussten die ganze Zeit drinnen sein und den Propanofen einheizen, da nun eisige Sturmböen um die Hütte fegten. Aber es wurde erneut ein unglaublich gemütlicher Abend mit viel Tee, netten Gesprächen, ruhiger Lesezeit und Schmökern im Gästebuch – wo ich sogar meinen Eintrag von damals fand.

Erneut wurde Ryphusan zu einem Highlight auf meiner Pilgerreise – auch wenn es so ganz anders war als drei Jahre zuvor. Aber auf seine Weise wieder magisch!

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