Olavsweg 4: Granavollen – Engen Kloster
Die Fakten
31,3 km 823 hm 749 hm
Start: Majors-Alm gård bei Granavollen
Ziel: Engen-Kloster
Schwierigkeit: einfache Wege, aber aufgrund der Länge und der Höhenmeter keine ganz einfache Etappe
Gestern war Olavstag – da sind bestimmt sehr viele Pilger und Pilgerinnen in Trondheim angekommen. Ich habe den Gedenktag des Hl. Olav zum Ausruhen genutzt und das war bei dem Regenwetter auch das richtige. Zur Erinnerung an diesen Tag in der gemütlichen Unterkunft, habe ich sie noch gemalt.



Am Abend kamen noch zwei tropfnasse Pilgerinnen an, mit denen ich mich eine Weile unterhalten habe. Vermutlich sehen wir uns übermorgen wieder, wo wir in derselben Unterkunft übernachten wollen.
Nach dem Ruhetag war ich dann gestärkt für die heutige lange Etappe. Da es in der Früh noch stark regnete, brach ich später auf als geplant, aber schließlich machte ich mich um etwa halb neun bei Nieselregen auf den Weg. Auf Straßen und Feldwegen ging es nach Brandbu. Dabei kam ich bei der alten Tingelstad-Kirche vorbei, die um 1220 erbaut wurde.



Nach etwa fünf Kilometern erreichte ich Brandbu, wo ich bei einer Circle K-Tankstelle vorbeikam. Diese Tankstellen waren 2022 manchmal der schönste Anblick auf dem Olavsweg gewesen, da es dort Kaffee und Sitzecken und manchmal auch Waffeln gibt. Aus purer Nostalgie (und weil ich an diesem Tag keine weitere Gelegenheit mehr für Kaffee hätte) legte ich hier eine kurze Kaffeepause ein, ehe ich mich an den langen Aufstieg zum Høgkorsplassen machte. Es ging zunächst noch durch Siedlungsgebiet, später durch den Wald.





Es nieselte die ganze Zeit vor sich hin und da ich in der Früh bereits durch nasses Gras gewandert war, waren meine Schuhe und Socken bald nass. Abgesehen von diesem Ärgernis war der lange Anstieg aber gut zu bewältigen, da es nur sehr flach bergauf ging. Trotzdem wollte ich zur Mittagszeit gern eine Pause im Trockenen machen und hoffte zunächst auf eine Selbstversorgerhütte, die aber einen Kilometer abseits vom Weg lag. Dann freute ich mich, als ich einen kleinen Unterstand sah, aber in diesem war ein Wespennest.


Meine letzte Hoffnung war daher eine Pilgerunterkunft am höchsten Punkt des Tages. Auf dem letzten Kilometer dorthin stieß ich auf Schafe und Kühe, die erschrocken davonstoben, als ich mich näherte. Die Kühe waren bald nicht mehr zu sehen, aber die Schafe rannten fast das ganze letzte Stück bis zur Hütte vor mir her, ehe sie endlich auf die Idee kamen in den Wald anzubiegen.

Nach etwa 16 Kilometern erreichte ich schließlich die Hütte, die zwar zu war, aber es gab einen geschützten Platz unter einem Vordach. Von der tollen Aussicht hier oben war bei dem Wetter leider nichts zu sehen.




Nach der Pause und einem kleinen Mittagessen ging ich weiter zum tatsächlich höchsten Punkt. Hier wurden bereits 1594 mehrere Kruzifixe erwähnt, die in Zusammenhang mit dem Pilgerweg nach Nidaros stehen sollte. Die aktuellen Kreuze sind aber von 2012. Gerade, als ich dort oben war, riss es tatsächlich auf und ich bekam noch schöne Ausblicke.



Mit dem schönen Panorama vor mir ging es nun an den Abstieg zum See Einavatnet.


Am Wasser angekommen, führte der Weg sehr schön am See entlang zu einer Gapahuk. Diese erreichte ich gerade zur passenden Zeit, als wieder Regen einsetzte.




Ich saß hier den kleinen Regenguss aus und ließ meine Füße ein wenig trocknen, die von den Stunden in nassen Schuhen wenig glücklich waren.
Schließlich ging es auf kleinen Pfaden weiter, bis ich eine kleine Pilger-Rastbank erreichte mit einer Proviantbox und Gästebuch. Schon wieder so eine nette Überraschung!


Ich machte zwar nicht schon wieder eine Pause, nahm aber gern einen Müsliriegel für die letzten Kilometer mit.
Als ich auf einen Wiesenweg einbog, wurde das Wetter noch richtig schön, aber der Weg war leider der reinste Sumpf.



Als ich wieder auf die Straße kam, beschloss ich die restlichen vier Kilometer in Sandalen zu gehen. So konnten meine Füße nochmal trocknen. Abgesehen von der Schuhproblematik war dieses letzte Stück auf der Straße richtig schön zu gehen.


Nach einer langen Etappe erreichte ich schließlich Engen-Kloster, wo ich von Schwester Magnhild sehr freundlich in Empfang genommen wurde. Sie verfrachtete meine nassen Schuhe gleich zum Schuhtrockner und zeigte mir mein nettes kleines Zimmer. An einem viel besseren Ort kann man nach so einer langen Etappe fast nicht landen! Und da ganze noch mit freier Spende.



In der Gemeinschaftsküche traf ich Ingrid, die niederländische Pilgerin von vorgestern, wieder. Sie hat letzte Nacht in der Hütte am Høgkorsplassen übernachtet, meine lange Etappe also aufgeteilt. So waren wir trotz Ruhetag wieder gleichauf.
Wir wurden für später zu den Schwestern ins Haupthaus eingeladen. Derzeit leben nur noch zwei Schwestern hier. Das kleine Diakonissenkloster wurde 1985 gegründet und zog in einen ehemaligen Bauernhof ein. Schwester Eva, die schon seit damals hier lebt, hatte einige interessante Geschichten zu erzählen. Wir kamen dann noch mit zur Abendandacht in der Kapelle, ehe wir ziemlich hungrig gegen 21 Uhr Abendessen in unserem Pilgerhaus machten.
Zum perfekten Ausklang des Tages hatte ich noch direkt vom Bett einen Blick auf den Sonnenuntergang.



