Olavsweg 3: Åsbygda – Granavollen
Die Fakten
29 km 717 hm 607 hm
Start: Åsbygda
Ziel: Majors-Alm gård bei Granavollen
Schwierigkeit: lange Etappe mit einigem Bergauf, einfache Wege (solange man keine Abkürzung nimmt)
Gestern wurde ich von Ruth und Jan bereits früh mit einem köstlichen Frühstück versorgt und war daher um 8 Uhr unterwegs. Ich wollte rechtzeitig nach Granavollen kommen, da dort die Kirchen und das Pilgerzentrum um 16:00 schließen und wanderte daher flott dahin. Da es eine ganze Weile an der Straße entlangging, kam ich auch schnell voran.


Nach sechs Kilometern erreichte ich die Jevnaker Kirche, wo es einen Meilenstein gibt.



Von hier und auf den weiteren Kilometern hatte ich immer wieder tolle Blicke auf den Randsfjord (anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei um einen Binnensee).



Nach der Kirche war es mit dem Asphalt erst mal vorbei und es ging auf schönen Pfaden durch den Wald und über Wiesen. Es galt auch einige Zauntreppen zu überwinden – die hatte ich ja schon fast vermisst.




Die Temperaturen waren bisher sehr angenehm, daher kam ich weiter gut voran und erreichte am späten Vormittag Sløvika Camping, wo ich die schöne Outdoorküche für eine Pause nutzte.
Danach ging es nun beständig bergauf und dabei wurde es doch wieder ordentlich warm, da der Weg großteils in der Sonne verlief. Dafür hatte ich mit schönen Ausblicken über die Landschaft belohnt.






Da ich gut in der Zeit lag und davon ausging, dass ich Granavollen mit ausreichend Spielraum erreichen würde, machte ich nach 18 Kilometern nochmal eine Pause bei einem Rastplatz. Danach ging es auf der Straße weiter bergauf, bis ich beschloss eine Abkürzung zu nehmen. Der Originalweg macht vor dem Hof Gamme einen Bogen auf der Straße, während mir meine beiden Wanderapps einen Fußweg anzeigten, der hier geradewegs durchführt und auch noch hochtrabend als Kongevegen, also Königsweg, beschriftet war. Allerdings verlor sich der Weg nach kurzer Zeit im Gebüsch. Nun hatte ich in Norwegen ja schon einige verwachsene Wege und war zunächst noch optimistisch. Aber nachdem ich mich eine Weile durchgekämpft hatte, musste ich feststellen, dass es hier nicht weiterging. Ich dachte nun, dass ich auf der falschen Seite eines Zauns wäre da ich drüben einen Weg zu erkennen meinte. Ich kroch also unter dem Zaun durch, nur um festzustellen, dass es auf der anderen Seite bald auch kein Weiterkommen mehr gab. Letztendlich musste ich mir einen Weg zurück zur Straße suchen und hatte durch die Aktion einiges an Zeit verloren sowie sogar noch zusätzliche Kilometer gemacht. Daher hieß es nun wirklich einen Zahn zulegen. Um 15:30 erreichte ich Granavollen mit seinen Schwesterkirchen.
Angeblich gab es hier zwei verfeindete Schwestern, von denen jede ihre eigene Kirche baute. Aber tatsächlich wurden im Mittelalter öfter zwei Kirchen in unmittelbarer Nähe erbaut, die dann unterschiedliche Funktionen hatten (z.b. Klosterkirche und Pfarrkirche). Granavollen ist aber der einzige Ort, an dem zwei so nahe beieinanderliegende Kirchen aus dem Mittelalter erhalten sind. Beide, die größere Nikolai- und die kleinere Marienkirche, stammen aus dem 12. Jahrhundert.






Da ich auch noch ins Pilgerzentrum gehen wollte, hatte ich leider nicht so viel Zeit zum Besichtigen der Kirchen. Im Pilgerzentrum traf ich eine deutsche Pilgerin, die sich gerade einige Informationen für den weiteren Weg von Jane, der Leiterin des Pilgerzentrums, holte.
Und dann blieb ich hier fast eine Stunde hängen. Wir bekamen gratis Salat, Kaffee und Schokolade und Jane erzählte uns davon, wie der Olavsweg in den 90er Jahren wiederentdeckt und die historische Streckenführung rekonstruiert wurde.
Danach gingen sich die knapp drei Kilometer bis zu meiner Unterkunft fast wie von selbst. Die dunklen Wolken hinter mir und das Donnergrollen trieben mich zusätzlich voran.


Auf dem Hof Majors-Alm waren die Besitzer zwar nicht zuhause, aber die niederländische Pilgerin Ingrid begrüßte mich. Sie hatte ein Zimmer im Haupthaus und ich hatte ein kleines Häuschen ganz für mich.


Als ich mein kleines Reich sah, war ich so begeistert, dass ich spontan umplante. Hier lege ich nun einen Ruhetag ein, da die nächste Etappe wieder sehr lang wird und heute Nachmittag viel Regen angesagt ist.
Am Abend plauderte ich noch mit Ingrid und der Mutter der Hofbesitzerin, die vorbeikam, um sich um die Tiere zu kümmern. Sie kommt heute auch nochmal vorbei und kann mich dann zum nächsten Supermarkt mitnehmen. Was für ein toller Ort und was für wunderbare Menschen!
Ansonsten ist nun ziemlich viel Planung angesagt. Eigentlich wollte ich am Samstag von Gjøvik nach Dovre fahren, um von dort den restlichen Weg zu gehen. Aber nun überlege ich, hier noch ein paar Etappen mehr zu gehen und erst nächste Woche weiterzufahren. Zum einen brauche ich wohl doch neue Schuhe und möchte die nicht am Fjell eingehen, zum anderen könnte ich unter der Woche aufgrund einer Sonderaktion die gesamte Strecke um nicht mal einen Euro mit dem Bus zurücklegen. Und das Wetter am Fjell soll angeblich auch nächste Woche besser werden. Zum Glück habe ich heute ausreichend Zeit für die Planungen!


2 Comments
Karin
Was für eine wunderschöne Unterkunft – da würde ich auch einen Tag länger bleiben! Ich hoffe, du findest passende Schuhe, mit denen es sich dann leichter wandern lässt!
Judith
Am liebsten wäre ich dort gleich noch einen Tag geblieben. 🙂