Olavsweg 1: Lommedalen – Gjesvold gård
Vorweg sei gesagt: Der Titel ist nicht ganz präzise. Ich setze meine Wanderung nun auf dem Gudbrandsdalsleden fort, der wie der Tunsbergleden ein Olavsweg ist. Da er aber der „Hauptweg“ ist und es im deutschsprachigen Raum üblich ist, ihn schlicht als Olavsweg zu bezeichnen (so auch in den Pilgerführern), mache ich das ebenfalls.
Die Fakten
20,4 km 556 hm 612 hm
Start: Lommedalen
Ziel: Gjesvold gård
Schwierigkeit: bis auf den Abstieg nach Sundvollen einfache Wege
Gestern habe ich mich noch ziemlich lange mit Heike, der deutschen Pilgerin unterhalten, und dabei haben wir festgestellt, dass wir beide ein Mini-Aquarellset mit dabei haben. Wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Pilgerinnen treffen, die beide ein Malset zum Wandern mitnehmen? Es gibt schon unglaubliche Zufälle!
Beide haben wir nur mäßig gut geschlafen in der Nacht und brachen daher relativ früh Richtung Pilgerzentrum auf. Unterwegs besorgten wir uns noch ein kleines Frühstück, das wir auf einer Bank vor dem Pilgerzentrum verzehrten. Um 9 Uhr, als das Zentrum öffnete, kamen noch zwei deutsche Pilgerinnen dazu und Pieter, der hier nun Abschied nahm von Norwegen. Er hätte eigentlich bis Anfang August Zeit zum Wandern gehabt, aber beschlossen nach ein paar Tagen in Oslo nun bereits die Rückreise anzutreten. Wir alle besuchten gemeinsam die kurze Pilgermesse, die hier jeden Morgen abgehalten wird.
Danach traf ich eine Entscheidung, über die ich lange nachgedacht hatte: Ich deponierte mein Zelt im Pilgerzentrum. Ab jetzt gibt es mehr Herbergen und allmählich auch mehr Höhenmeter. Außerdem muss ich bereits heute Essen für ein paar Tage mitnehmen, was ich schwer genug finde. Ans Weitwandern mit Zelt muss ich mich wohl weiterhin langsam herantasten. 😉
Danach gab es natürlich noch ein traditionelles Foto beim Meilenstein in Oslo und ich trank noch einen Kaffee mit Pieter.

Nun noch der Einkauf für die nächsten Tage und dann machte ich mich mit mehreren Bussen auf den Weg nach Lommedalen. Der Weg würde natürlich in Oslo starten, aber tatsächlich bin ich die erste Etappe der Westvariante des Olavsweges schon mal gewandert – ihr findet den Beitrag von 2021 jetzt auch hier. Da die erste Etappe sehr schön ist, hätte sich eine Wiederholung natürlich angeboten, aber bei den weiterhin heißen Temperaturen hatte ich nur wenig Lust auf so viel Stadt. Also ging es mittags dann endlich in Lommedalen los.
Die Siedlung ließ ich bald hinter mir und folgte nun großteils bergauf dem historischen Königsweg, der alten Hauptstraße nach Bergen. Zu diesem gibt es viele Legenden, aber auch geschichtliche Fakten zu erzählen, und so säumen in regelmäßigen Abständen Infotafeln den Weg.




Die breite Schotterstraße war zwar sehr schön zu gehen, bot aber nur wenig Schatten. Daher nutzte ich zwischendurch einen der kleinen Pfade, die hier in den Wald abbiegen.


Nach etwa acht Kilometern war der sanfte Anstieg beendet und es ging nun auf einem Höhenrücken recht gemütlich dahin bis zum Kleivstua Hotel, einer alten Poststation aus dem 18. Jahrhundert, die heute Unterkünfte in mehreren Gebäuden anbietet.

Ich hatte auf ein kühles Getränk im Restaurant gehofft, allerdings fand dort eine Hochzeit statt. Also musste ich mich mit lauwarmem Wasser begnügen und machte mich an den Abstieg nach Sundvollen. Durch die Schlucht Krokkleiva ging es steinig und teils steil bergab, Sundsvollen und den Steinsfjorden immer im Blick.



In Sundvollen gab es noch einen Supermarkt, den ich übersehen hatte. Da hätte ich ja in Oslo noch nicht so viel einkaufen müssen. Zumindest kam ich aber hier noch zu meinem kalten Getränk.
Ich überquerte den Fjord und hatte von der Brücke noch schöne Blicke in beide Richtungen.


Am anderen Ufer ging es nun zu meiner Herberge Gjesvold gård.




Die Herberge war früher der Hühnerstall des Hofes und ist genau so, wie ich die Herbergen auf dem Olavsweg so schön in Erinnerung hatte. Urig und schlicht, aber doch auch liebevoll ausgestattet und herrlich gemütlich. Der Besitzer Lars und sein kleiner Sohn zeigten mir alles und danach konnte ich es mir gemütlich machen (nach einer erfrischenden Dusche).
Eine zwar nicht sehr abwechslungsreiche, aber schöne Etappe mit toller Unterkunft als Tüpfelchen auf dem i! Da die Zeit der flachen Wege nun eher vorbei ist, bin ich bereits froh, dass ich mein Zelt nicht mehr tragen muss.


2 Comments
Moni
Super Entscheidungen, die du da immer wieder triffst! Mal Bus statt Hitze,nun weg mit dem Zelt… Fein! Freut mich auch,dass es nun wieder viele nette Herbergen gibt für dich. Auch wenn die Hitze ja scheinbar ungebrochen ist. Alles Gute nun am Gudbrandsdalsleden! Das hab ich jetzt kopiert, das könnt ich nicht derschreiben. 😅
Judith
Mit der Hitze ist es nun erst mal vorbei. Ein weiterer Grund, weshalb ich das Zelt zurückgelassen habe: Auf Zelten im Regen habe ich nur wenig Lust. 😉