Wege in Europa,  Weitwanderwege

Tunsbergleden 2: Sandefjord – Tønsberg

Die Fakten
24 km 328 hm 315 hm
(davon ca. 3 km mit Fähren)
Start: Sandefjord
Ziel: Tønsberg
Schwierigkeit: ab und zu sehr schmale, verwachsene Pfade (nicht die offizielle Route)

Gestern konnte ich mit leichtem Gepäck wandern, da ich noch eine weitere Nacht in der Preståsen Herberge bleiben wollte. Als ich den unglaublichen Frühstückstisch sah, bereute ich die Entscheidung auch keineswegs.

Bei so einem Frühstück kann sich der Aufbruch schon mal verzögern, daher wurde es dann noch etwas stressig. Pieter und ich mussten nämlich an diesem Tag zwei Fähren erreichen. Unsere wunderbare Gastgeberin Nanna fuhr uns daher das erste Stück zum Gokstadhaugen, damit wir zeitlich alles schaffen würden.

Beim Gokstadhaugen handelt es sich um einen Grabhügel aus der Wikingerzeit, der 1880 archäologisch erforscht wurde. Das führte zum Fund einer Grabkammer und des Gokstad-Schiffes. Dabei handelt es sich um ein sehr gut erhaltenes Wikingerschiff aus dem späten 9. Jahrhundert, das im Wikingerschiffmuseum in Oslo ausgestellt ist.

Nach der Besichtigung machten wir uns auf zur ersten Fähre. Der Tunsbergleden führt über die Insel Veierland und erfordert daher die Benutzung von zwei Fähren. Wir setzten also zunächst von Engøy über, querten die schöne Insel und fuhren nach etwas Wartezeit zurück aufs Festland.

Dort folgten wir ein Stück dem Kystestien, also dem Küstenweg, um einen längeren Straßenabschnitt zu umgehen. Hier war zudem auch etwas mehr Schatten, da die Sonne bereits ordentlich wärmte.

Nach Snipetorp wählten wir erneut eine eigene Alternative, um lange Straßenabschnitte in der Sonne zu vermeiden. Nanna hatte uns einen Weg empfohlen, allerdings fanden wir diesen nicht und suchten uns unseren eigenen, der sehr abwechslungsreich, aber stellenweise auch etwas verwachsen und nur schwer erkennbar durch den Wald führte. Da ich auf diesen Abschnitten so mit Orientieren und Durcha-Gebüsch-Kämpfen beschäftigt war, gibt es von denen leider keine Fotos.

Da auch der Alternativweg viel in der Sonne verlief und es ordentlich heiß war, kamen wir ziemlich ins Schwitzen. Als wir kurz vor Borgheim eine Straße erreichten und dort eine Pause einlegten, kam aus einem Garten ein älterer Mann und bot uns an die Wasserflaschen aufzufüllen. Sehr freundlich und aufmerksam!

Die Kirche von Borgheim hatte leider (wie so oft in Norwegen) geschlossen.

Weniger typisch für Norwegen war, dass auch beide WCs dort geschlossen waren. Daher war es umso erfreulicher, als wir kurz darauf bei einem sehr lauschigen Café vorbeikamen. Dort legten wir aucv gleich eine ungeplante Kaffeepause ein.

Danach fiel mir das Weitergehen ziemlich schwer. Ich hatte an diesem Tag von Beginn an mit meinen Füßen zu kämpfen, da ständig neue kleine Blasen auftauchen, und nach dem Sitzen wollten sie gar nicht mehr so recht. Daher nutzte ich nur gern die Gelegenheit zumindest ein paar Meter anders zu überbrücken.

Nun näherten wir uns bereits den Randbezirken von Tønsberg und waren nun teils im Siedlungsgebiet, teils im Wald unterwegs.

Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich schon sehr durchgekocht und schlapp und war bereit fü⁴r das Ende der Etappe. Das kam für mich erst einmal am Bahnhof von Tønsberg, wo ich in den Bus stieg. Hier hieß es auch Abschied nehmen von Pieter, der über Airbnb ein Zimmer in Tønsberg gebucht hatte, um von hier direkt fortsetzen zu können.

Mich brachte der Bus zurück nach Sandefjord, wo ich vom Bahnhof noch eine halbe Stunde zur Herberge gehen musste. Das nutzte ich, um noch ein paar Fotos von Sandefjord bei Sonnenschein zu machen. Aber auch hier war es unglaublich heiß.

Zurück bei Nanna stürzte ich mich erst einmal in eine kalte Dusche, ehe wir den Abend auf ihrer gemütlichen Terrasse verbrachten. Nanna überlegte viel, wie meine Fußprobleme zu lösen wären. Sie ließ mich sogar welche von ihr probieren und bot mir an, mit mir neue Schuhe kaufen zu fahren. Ich möchte es aber lieber nochmal mit meinen alten Einlagen zu versuchen, da die neuen zwar sehr schön abpolstern, aber auch dicker sind. Vielleicht kommen mir meine Schuhe deshalb auf einmal zu eng vor.

So ließen wir den Abend also ohne Schuhkauf und lieber mit Gesprächen und gemütlichem Abendessen ausklingen. Unglaublich, wie Nanna für Fremde Haus und Herz öffnet! Ich hatte das Gefühl bei einer Freundin zu sein und war beim Gedanken an den Abschied bereits wehmütig.

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