Wege in Europa,  Weitwanderwege

Von Østerklit nach Skagen

Die Fakten
15,91 km 145 hm 151 hm
Start: Østerklit Shelter
Ziel: Bahnhof Bunken, von dort mit dem Zug nach Skagen
Schwierigkeit: an sich einfache Wanderung, aber teils sehr schmale, verwurzelte Pfade

Als ich im Shelter um halb fünf schon eine Weile wach war und dachte, dass ich unmöglich nochmal einschlafen könnte, tat ich genau das doch – und zwar bis fast halb acht. Ziemlich schlaftrunken ging ich erst mal zum WC und Waschraum in der Mühle und frischte mich dort etwas auf. Zum Glück, denn nachher war Selfie-Time angesagt mit den beiden Radreisenden aus Deutschland.

Wieder einmal Bekanntschaften, bei denen es schade ist, wenn man sich nach so kurzer Zeit bereits wieder trennen muss. Aber so ist das eben auf Reisen und so zogen wir dann wieder unserer Wege. Meiner führte mich zunächst nur zwei Kilometer weit nach Skiveren, wo ich beim Campingplatz im Kiosk Kaffee und Semmel fürs Frühstück erstand.

Nach Waldwegen zu Beginn, ging es nun wieder direkt ans Meer, wo ich die nächsten drei Kilometer am menschenleeren Strand entlangwanderte.

Das war zwar sehr schön, allerdings brannte an diesem Tag die Sonne ganz schön herab. Ich sehnte mich nach etwas Schatten, aber daraus wurde noch länger nichts. Denn der Weg führte vom Strand weg in eine traumhafte Dünenlandschaft, die allerdings nicht den geringsten Schatten bot.

Die nächsten Kilometer kam ich zudem nur langsam voran, da der Pfad teils sehr schmal und verwurzelt war und schließlich auch über eine kleine Hügelkette bergauf und bergab führte. Von dort oben hatte ich einen fantastischen Ausblick auf das nächste Highlight: die Wanderdüne Råbjerg Mile. Es handelt sich dabei um die größte Wanderdüne in Dänemark, die eine Fläche von etwa zwei Quadratkilometern abdeckt und 3,5 Millionen Kubikmeter Sand enthält. Sie bewegt sich jedes Jahr 15 Meter Richtung Nordost.

Die Düne zu erklimmen, war im rutschigen Sand nicht ganz einfach. Ich hatte zum Glück meine kleinen Gamaschen übergezogen, die das Eindringen von Sand in meine Schuhe einigermaßen verhinderten. Man könnte über die gesamte Düne wandern, was ich allerdings nicht machte. Aber ich bekam auch so einen schönen Eindruck davon und hatte ja auch bereits mit Rubjerg Knude eine (kleinere) Wanderdüne erkundet.

Die Sonne an diesem Tag hatte mich zwar ordentlich zum Schwitzen gebracht, aber für die Farbkontraste war der tiefblaue Himmel natürlich perfekt.

Meine Hoffnung auf schattigen Wald nach der Düne erfüllte sich leider nicht wirklich, aber zumindest ein paar schattige Abschnitte gab es nun auf den letzten Kilometern zur Bahnstation.

Um kurz vor 14 Uhr stieg ich in Bunken in den Zug und legte die restliche Strecke nach Skagen in einer Viertelstunde zurück.

Skagen ist die nördlichste Stadt Dänemarks und ein beliebter Sommerort. Im 19. Jahrhundert vor allem bei Künstlern (den „Skagen-Malern“), heute vor allem bei der Kopenhagener Oberschicht. Am Vorabend hatte ich von den Dänen erfahren, dass ausgerechnet die 29. Woche jene ist, in der junge Reiche mit teuren Autos und Booten nach Skagen kommen für eine Woche Party. Das ganze nennt sich Hellerup-Woche, nach einem Luxusviertel in Kopenhagen. Die Postleitzahl dort ist 2900, daher die 29. Kalenderwoche.

Ich war also gespannt und skeptisch, was mich erwarten würde, aber abgesehen von einer auffallenden Häufung an Porsches und Teslas, vielen sehr fein gekleideten Personen und anscheinend zahlreichen Gartenpartys fiel mir nicht so viel auf. Der Campingplatz lag allerdings auch etwas abseits und ist wohl eher nicht die bevorzugte Unterkunft der Helleruper.

Auf dem Weg zum Campingplatz bestieg ich noch den Wasserturm (1934 erbaut) für einen Blick von oben.

Ich hatte bereits im Zug überlegt, ob ich ein Fahrrad ausleihen sollte, um schneller und fußschonender nach Grenen, der nördlichsten Spitze von Dänemark zu kommen. Gerade, als ich eincheckte, erkundigte sich zwei Gäste nach Leihrädern und erfuhren, dass nur noch ein einziges übrig war. Das nahm ich als Stichwort und lieh dieses letzte gleich aus.

Nachdem ich das Zelt aufgebaut und mich etwas ausgeruht hatte, fuhr ich also los. Wenn man sonst nur zu Fuß unterwegs ist, ist es unglaublich, wie schnell man mit dem Fahrrad vorankommt. In kürzester Zeit war ich beim Leuchtturm von Skagen und erklomm also nochmal Stufen. Gut 200 dieses Mal, die in absteigender Folge durchnummeriert waren und dabei kleine Infos einstreuten.

Von oben hatte ich einen grandiosen Blick auf die Landspitze und das Meer.

Gut einen Kilometer vor Grenen ging es nur noch zu Fuß weiter. Ich ging am Strand entlang, wo sehr viel los war. Auch die Landspitze, so sich Nord- und Ostsee treffen, war sehr viel los. Möglicherweise doch wegen der Hellerup-Woche.

Ich blieb dann gar nicht lange dort, sondern radelt gemütlich wieder zurück. Unterwegs kamen ich noch bei einem „Vippefyret“(also Wippfeuer) vorbei, einem Vorläufer der Leuchttürme. Jenes in Skagen ursprünglich von 1627, ist aber jetzt eine Rekonstruktion von 1913.

Zuletzt drehte ich noch eine kleine Runde durch die Stadt, ehe ich zum Campingplatz zurückkehrte.

Das war ein sehr schöner Abschluss meiner Zeit in Dänemark. Nun geht es also mit der Fähre nach Norwegen – mit einem lachenden und weinenden Auge, da ich mich auf Norwegen freue, aber auch Dänemark nicht so gern zurücklasse. Mehr zu meinen weiteren Plänen aber im nächsten Beitrag, da dieser bereits lange genug ist.

2 Comments

  • Moni

    Ja,das klingt wirklich nach einer guten Umplanung und einem würdigen Abschluss. Schön,dass dir Dänemark so gefallen hat! Diese Dünenlandschaften der letzten Tage sind wirklich,wie du so schön schriebst, exotisch für unsereins. Toll. Auch die Farben!

    • Judith

      Der Norden von Dänemark war einfach fantastisch! Wenn ich die Fähre nicht schon gebucht hätte, wäre ich dort vermutlich noch etwas länger geblieben.

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