Hærvejen 8: Fårup Sø – Kollemorten
Die Fakten
22,6 km 215 hm 156 hm
Start: Fårup Sø
Ziel: Kollemorten
Schwierigkeit: einfache Schotter- und Waldwege sowie Straßen
Heute gibt es zunächst noch einen Nachtrag von gestern Abend am See:

Heute startete ich meinen Tag ohne Frühstück (zumindest aber mit Tee), da ich mir das in Jelling gönnen wollte. Da das Museum dort erst um 10 öffnet, hatte ich auch keinen Stress. Über schöne Waldwege ging ich etwa drei Kilometer nach Jelling zu einer Bäckerei. Hier herrschte Selbstbedienung – man konnte sich das Frühstück einfach zusammenstellen und dann über ein Tablet bezahlen.



Danach stand die Besichtigung von Jelling auf dem Programm. Das königliche Jelling ist einer der wichtigsten archäologischen Fundstätten in Dänemark und gilt als Wiege des dänischen Königreichs. Hier befinden sich die berühmten Jellingsteine, zwei Runensteine aus dem 10. Jahrhundert. Den kleineren setzte Gorm der Alte, der als erster dänischer König gilt, für seine Frau Thyra. Hier findet sich außerdem erstmals das Wort „DanmarkaR“. Gorms Sohn und Nachfolger Harald Blauzahn ließ sich im Jahr 960 taufen und gab wohl danach den großen Jellingstein in Auftrag, der folgende Inschrift trägt: „Harald befahl, diesen Stein zu errichten zum Gedenken an Gorm, seinen Vater, und an Thyra, seine Mutter. Der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“
Die beiden Steine stehen vor der Kirche hinter Glas und leider sind die Inschriften und Bilddarstellungen durch den Lichteinfall nicht so gut zu erkennen.



In Jelling befinden sich außerdem zwei große Grabhügel und zwischen ihnen eine Steinkirche aus der Zeit um 1100.




Das Museum vermittelt die Geschichte der Wikingerzeit sowie von Jelling. Aktuell gibt es zudem eine Sonderausstellung über den Goldschatz von Vindelev.



Bis ich alles besichtigt und noch eingekauft hatte, war es bereits mittags und ich machte mich auf den Weg aus Jelling hinaus. Dabei konnte ich auch noch einen guten Blick auf die Rekonstruktion der Schiffssetzung werfen. Eine solche, also eine Steinsetzung im Umriss eines Schiffes, hatte ich ja schon in Bække gesehen, aber die in Jelling ist die größte je gefundene. Sie umschloss die Grabhügel und wird heute mit Platten im Boden sichtbar gemacht.

Nach so viel spannender Geschichte war die Wanderung erst mal ganz unspektakulär. Es ging viel über Straßen und Feldwege und nach einer guten Stunde machte ich eine Mittagspause, um Salat und Joghurt nicht noch länger mit mir herumschleppen zu müssen.


Danach ging der Weg weiter durch kleine Wälder und an Feldern vorbei. Einen Shelter in der Nähe von Givskud nutzte ich nochmal für eine kleine Pause. Hier gab es neben den Shelterhütten auch wieder einen Unterstand für Pferde.





Das Wetter war heute traumhaft, aber in der Sonne ganz schön warm. Daher waren die letzten 7 Kilometer des Tages etwas zäh, als es nun weitgehend ohne Schatten nach Kollemorten ging. Ich kam bei einem Kartoffelfeld zum Selbstausgraben vorbei. Wenn ich gewusst hätte, wie gut die Küche heute ausgestattet ist, hätte ich mir wohl ein paar fürs Abendessen ausgegraben.


Schließlich erreichte ich meine heutige Unterkunft, das Hærvejscenter Kollemorten, wo es Hütten und eine Zeltwiese gibt. Da ich letzte Nacht auf der Isomatte so miserabel geschlafen habe, habe ich spontan eine Hütte gemietet. Die sind auch sehr preiswert und zwar schlicht, aber der Platz als gesamtes ist toll ausgestattet mit Küche, Aufenthaltsraum, Dusche und vielen Sitzgelegenheiten.


Als ich auf meiner Veranda noch mit der Etappenplanung der nächsten Tage beschäftigt war (die sich nicht ganz so einfach gestaltet), kamen noch ein paar Radfahrer des Weges. Zwei fuhren doch noch weiter, aber einer schlug hier sein Zelt auf. Später kamen wir noch ins Gespräch und unterhielten uns noch lange übers Unterwegssein, über die dabei notwendige Reduzierung aufs notwendigste und über Norwegen. Daher ist mein Blog heute auch ziemlich spät dran.


4 Comments
Moni
Danke für diese interessante Geschichtsstunde! Wirklich einzigartig,was es da alles gibt. Ich weiß, Runensteine sind ja dein Fachgebiet, für mich ist das und auch diese Schiffssetzung zB Neuland. Toll.
Weils mir jetzt schon öfter auffällt: Außen an den Kirchen und Kirchtürmen sind oft so metallene Haken oder Kreuze drauf. Ist das was für die Statik?
Weterhin nun gutes Wetter und gute Füß!
Judith
Ja, die Jellingsteine waren so viel Thema im Studium, dass es etwas ganz besonderes war, sie endlich „live“ zu sehen. Das mit den Kirchen weiß ich leider auch nicht, ich habe dazu nichts gefunden.
Konstanze
Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Lucky Luke sehen würde, der zum Kartoffelnausgraben auffordert. *g*
Abgesehen von den letzten heißen Kilometern klingt dein Tag wirklich wunderbar! Zeit für ein entspanntes Frühstück, Zeit, um dich mit einem deiner Interessensgebieten zu beschäftigen, und trocken bist du auch noch geblieben! 🙂
Judith
Ich habe bisher auch noch nie einen Kartoffelacker zur Selbstbedienung gesehen. Aber nette Idee! 🙂
Ja, das stimmt, von dem etwas mühsamen Finale abgesehen, war das ein sehr schöner Tag.