Frühlings-Zelttour Tag 3: Von Hainfeld nach Lilienfeld
Die Fakten
20,8 km 671 hm 703 hm
Start: Auwerk Camping (nächster Bahnhof: Hainfeld mit R 54 nach Traisen, von dort R 55 nach St. Pölten)
Ziel: Lilienfeld (R 55 nach St. Pölten)
Schwierigkeit: steiler Pfad zum Gipfelkreuz des Staff, ansonsten leichte Wege
Meine zweite Nacht im Zelt brachte mir etwas mehr Schlaf als die erste und es war auch nicht mehr ganz so kalt. Sonne konnte ich diesmal in der Früh allerdings nicht genießen, da es ziemlich bewölkt war, und so musste ich das Zelt vor dem Abbau erst einmal trockenwischen, da es vom Tau sehr nass war.
An diesem Tag wollte ich eine „Lücke“ schließen: Als ich 2020 auf der Via Sacra gepilgert war, war ich von St. Veit an der Gölsen nach Lilienfeld mit dem Bus gefahren. Zunächst ging es aber über schon bekannte Wege, denn beim Abschnitt von Hainfeld von St. Veit folgte ich meinen damaligen Spuren. Es ging flach am Fahrradweg neben der Bahnstrecke entlang; dabei kam ich an einem Haus vorbei, wo anscheinend ein Herr der Ringe-Fan wohnt. 🙂


In Rohrbach an der Gölsen legte ich noch eine kleine Pause ein, um Cappuccino zu trinken (Instantkaffee ist einfach nicht das Wahre), ehe ich dann weiter dem Fahrradweg folgte. In der Sonne war es jetzt schon wieder ganz schön warm, daher freute ich mich über schattenspendende Wolken und Bäume.




In St. Veit an der Gölsen besichtigte ich kurz die Kirche, für die ich bei meiner damaligen Wanderung keine Zeit gehabt hatte. Die Pfarrkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde seither einige Male umgestaltet sowie renoviert.



Ab St. Veit gibt es zwei Wegvarianten: Der Originalweg der Via Sacra führt großteils auf dem Fahrradweg über Traisen nach Lilienfeld; die Bergvariante geht mit deutlich mehr Auf und Ab zur Staffhütte und dann weiter auf dem Waldmarkweg. Beim Parkplatz, wo sich die beiden Wege trennen, sammelte sich gerade eine sehr große Wandergruppe und ich legte einen Zahn zu, um nicht genau dahinter zu landen. Allerdings hatte ich sie nun im Nacken und wählte bald darauf bei einer Weggabelung den schmaleren Waldpfad. Meine Vermutung, dass die Gruppe auf dem Forstweg aufsteigen würde, bewahreitete sich und so hatte ich nun auf dem Weg wieder Ruhe.


Mittlerweile merkte ich deutlich, dass ich bereits den dritten Tag mit schwerem Rucksack unterwegs war. Der Aufstieg zur Staffhütte zog sich daher ziemlich, obwohl der Weg nicht besonders steil war. Im Wald war es wenigstens noch angenehm kühl, aber als der Weg später in der Sonne war, kam ich ordentlich ins Schwitzen. Dafür öffneten sich nun aber auch schöne Ausblicke.



Als ich bei der Staffhütte ankam, war dort ordentlich was los. Ich machte daher nur eine kurze Pause, um etwas zu trinken und das WC aufzusuchen und ging dann bald weiter. Nach kurzem Anstieg teilte sich der Weg wieder: rechterhand ging es am Staff vorbei, linkerhand ging es zum Gipfelkreuz am Staff. Ich entschied mich für den Aufstieg zum Staff, was ich aber schnell bereute. Der Weg war sehr steil und manchmal musste ich sogar die Hände zu Hilfe nehmen, was mit dem Rucksack alles ziemlich mühsam war. Und als ich oben ankam, wurde ich noch nicht einmal mit einem Ausblick belohnt, da der Gipfel dicht bewaldet ist. Später las ich die Etappenbeschreibung nochmal im Pilgerführer nach und stellte fest, dass die Via Sacra-Variante eigentlich unterhalb des Gipfels vorbeiführen würde …





Zum Glück war der Weg hinab deutlich angenehmer und bald darauf ging es erst einmal flach über weite Wiesen und durch schattige Wälder.



Der Wanderweg führte durch das Gehöft Hochreiter, das im Pilgerführer von 2019 noch sehr malerisch aussieht, mittlerweile aber ziemlich verfallen ist. Es scheint aber daran gearbeitet zu werden.

Vom Hochreiter ging es mit schönen Ausblicken zwei Kilometer bergab nach Außer-Wiesenbach. Da sich mittlerweile verräterische Wolken zusammenballten und für den späteren Nachmittag Gewitter angesagt waren, beschleunigte ich nun mein Tempo. Als ich mich der Straße näherte, hörte ich auch bereits leises Donnergrollen.


Nach dem Queren der Straße ging es allerdings wieder bergauf, was mich ein wenig ausbremste. Die zunehmend dunklen Wolken trieben mich trotzdem voran und so kam ich beim Anstieg erneut ins Schwitzen. Schließlich war aber dieser letzte Anstieg geschafft und es ging nun auf einem kleinen Waldweg bergab Richtung Lilienfeld, wo ich an einem verfallenen Gebäude bei passender Wolkenstimmung vorbeikam.



Das Stift Lilienfeld erreichte ich gerade bei einsetzendem Regen. Das Zisterzienserstift, das 1202 vom Babenbergerherzog Leopold VI. gegründet wurde, ist das größte mittelalterliche Kloster in Österreich. 2020 hatte ich hier bereits an einer Führung teilgenommen, daher suchte ich dieses Mal nur kurz die Stiftskirche auf. Die Kirche kann gratis besucht werden, allerdings lohnt sich die Teilnahme an einer Führung schon alleine wegen der Stiftsbibliothek.




Als ich wieder ins Freie trat, hatte der Regen richtig begonnen. Ich hatte also gerade noch das richtige Timing gehabt und rettete mich in eine Bäckerei, wo ich die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges verbrachte.
Fazit: Eine lohnenswerte, aber auch etwas anstrengende Etappe. Den Aufstieg zum Staff kann man sich meiner Meinung nach sparen. Die weitere Strecke nach Lilienfeld ist aber sehr schön und ich bin froh, dass ich meine Lücke nun gefüllt habe.

