Ostsee-Wanderung 4: Stralsund – Barhöft
Die Fakten
23,5 km 90 hm 86 hm
Start: Stralsund
Ziel: Barhöft
Da verbringt man die Nacht in einem leeren Pfarrhaus und dann kann man wegen Lärm nicht schlafen … Der kam aber natürlich nicht von drinnen, sondern von draußen und da es in dem Dachzimmer sehr warm war, wollte ich auch das Fenster nicht schließen. Irgendwann ging es dann mit Ohropax, aber eine erholsame Nacht war das leider nicht. Danach kam ich nur langsam in die Gänge, machte mir eine gemütliches Frühstück und hinterlegte schließlich Schlüssel samt Spende (das ist tatsächlich eine Pilgerherberge auf Spendenbasis) im Briefkasten. Und damit verließ ich nun auch erst mal alle Pilgerwege, die in dieser Gegend verlaufen.
Für mich ging es nun zunächst für einen Abstecher auf die vor Rügen gelegene Insel Dänholm, um von dort einen schönen Blick auf Stralsund zu ergattern. Auf dem Weg dorthin war es selbst am Morgen schon sehr heiß.
Der Abstecher wurde dann etwas länger als gedacht, da ich einen nah gelegenen Aussichtspunkt, der auf Open Street Maps verzeichnet war, nicht erreichen konnte – es führten nur gesperrte Privatstraßen dorthin. Daher ging ich bis zum Wassersportzentrum, wo ich dann doch noch mit einem schönen Stadtpanorama belohnt wurde.
Zurück in Stralsund hatte ich dann also bereits 6 Kilometer „Fleißaufgabe“ hinter mir und stärkte mich mit einem Eiskaffee (mit dem für Ostdeutschland so typischen Softeis), während ich weiter durch die Straßen der Stadt ging.
Als ich den Hafen hinter mir gelassen hatte, führte mich der Weg an der Sundpromenade entlang, wo es dank Meeresbrise kühler war. Ich passierte hier auch das Strandbad, wobei ich das Wasser nicht allzu einladend fand.
In Parow verließ ich vorerst das Meer. Ich kam an einigen reetgedeckten Häusern und einem kleinen Verkaufsstand vorbei, fand Brombeeren am Wegesrand und eine Mitfahrbank. Solche kamen mir an diesem und am nächsten Tag noch öfter unter: Man kann hier das Schild mit der jeweiligen Stadt auswählen, wo man hin möchte und muss dann hoffen, dass jemand in diese Richtung fährt und einen mitnimmt. Ähnliches kenne ich auch aus Österreich, habe aber nie ganz verstanden, wo hier ein Vorteil bzw. eine erhöhte Sicherheit im Vergleich zu herkömmlichem Autostoppen sein soll.
Die nächste Stunde ging es jetzt bei Sonne eine Straße entlang, was sich ein wenig zog. Offensichtlich sah das Wandern hier mit schwerem Rucksack auch von außen mühsam aus, da ich von mehreren Radfahrern bemitleidet wurde.
In der Nähe von Prohn ging es aber wieder zurück an die Küste und hier fand ich auch einen schattigen Platz für eine Rast. Danach ging es wechselweise durch Wälder und über Feld- und Fahrradwege, am Rande des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft entlang. Ein sehr schöner Abschnitt!
Am späten Nachmittag erreichte ich schließlich meine Unterkunft in Barhöft, die ich bereits als einzige einige Tage im Voraus gebucht hatte. Ich war davon ausgegangen, dass ich zu dem Zeitpunkt zwei Zeltnächte hinter mir hätte und nun ein Bett brauchen könnte. Durch die ungeplante Übernachtung in der Pilgerherberge in Stralsund waren es hingegen nun zwei Nächte hintereinander ohne Zelt. Das passte mir zwar nicht so ganz, aber ich freute mich trotzdem über mein gemütliches Zimmer. Als ich dann nochmal losging, um Barhöft zu erkunden und im Dorfladen einzukaufen, staunte ich nicht schlecht, als auf einmal zig Motorradfahrer in dieses kleine Dörfchen kamen. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass hier einmal die Woche ein Bikertreffen stattfindet. Na, ich hab vielleicht ein Timing! Ich deckte mich also nur rasch mit Snacks im Dorfladen ein und machte mich dann auf zum nahegelegenen Aussichtsturm, der mir einen schönen Blick auf die Insel Bock ermöglichte.
Auf dem Weg zurück nach Barhöft kam ich noch bei einer Aussichtsplattform vorbei, von der aus man vermutlich auch gut Vögel beobachten könnte.
Schließlich war am kleinen Strand von Barhöft das erste Mal Baden angesagt. Allerdings war das nicht ganz der Genuss, den ich mir erhofft hätte: Es ging ewig flach hinein, teils versank ich bis über die Knöchel im Schlamm und als ich dann losschwamm, verhedderte ich mich in den zahlreichen Wasserpflanzen. Es gibt wohl einen Grund, weshalb Barhöft (von den wöchentlichen Bikern abgesehen) ein verschlafenes Dörfchen und kein Touristenmagnet ist. 😉
Fazit: Wieder eine abwechslungsreiche Strecke und mit Barhöft gab es ein idyllisches Örtchen als Ziel. Das Badevergnügen blieb zwar leider aus, aber dafür hatte ich den kleinen Strand fast ganz für mich alleine.
2 Comments
Karin Schickmayr
Liebe Judith,
ich habe gerade deine letzten Tagesberichte nachgelesen. Es hört sich nach einer sehr schönen Wanderung mit netten Begegnungen an. Die Bilder sind auf jeden Fall herrlich, da komme ich gleich wieder ins Träumen. Schade nur, dass die Nacht im Pfarrhof so gestört war. Ich bewundere ja bei deinen Erzählungen immer wieder, wie du dich auch durch Hindernisse und kilometerlange Umwege nicht abschrecken lässt, um bestimmte Punkte zu erreichen, die du auf deiner Liste hast. Ich glaube, ich würde da oft denken: ach was soll´s, dann lass ich das eben und würde einfach Richtung Tagesziel weitergehen. Wie gesagt, da bewundere ich wirklich deine Konsequenz und dein Durchhaltevermögen!
Judith
Manchmal überlege ich natürlich schon, ob ich einen Umweg oder ein Ziel lieber bleiben lasse. Aber wenn ich bereits einen Umweg gemacht habe, dann mache ich lieber noch einen weiteren, damit es nicht „umsonst“ war. Und ich habe auch eine gewisse Sturheit bei diesen Dingen. 😉
Die nächsten Etappen gibt es dann nochmal richtig schöne Meerblicke, die hoffentlich weiter zum Träumen anregen!