Weitwanderwege

Wiener Wallfahrerweg 4: Rohr im Gebirge – St. Aegyd am Neuwalde

Am vierten Tag gab es mit nur 20 Kilometern und knapp 500 Höhenmetern, die sich auf ein paar kürzere Anstiege verteilten, eine kleine Verschnaufpause. Abwechslungsreiche Wege und schöne Ausblicke machten diese Etappe zu einem richtigen Vergnügen.

Die Fakten
20,7 km 472 hm 569 hm
Start: Rohr im Gebirge
Ziel: St. Aegyd am Neuwalde

Nach dem sehr anstrengenden dritten Tag hätte ich einen guten Erholungsschlaf brauchen können, aber dieser sollte mir nicht vergönnt sein. Zuerst konnte ich trotz meiner Müdigkeit lange nicht einschlafen und dann wurde ich um etwa 2:00 sehr unsanft aus dem Schlaf gerissen: Feueralarm. Kurz hoffte ich noch, dass er gleich wieder aufhören würde, aber das war leider nicht der Fall und so ging ich zusammen mit den anderen müden Hotelgästen nach draußen. Es dauerte zwar nicht lange, bis die Feuerwehr kam, aber trotzdem hieß es noch etwa 20 Minuten dauern, ehe es Entwarnung gab.

Nach diesem Intermezzo fiel es mir sehr schwer wieder einzuschlafen. Und als ich dann endlich wieder einschlief, war es erneut nur für eine kurze Zeit: Um 5:00 weckte mich ein Gewitter und so richtig einschlafen konnte ich danach nicht mehr, ich döste nur noch halb vor mich hin.

Leider ging es auch am Morgen und nach dem Frühstück noch mit Regengüssen und Gewittern weiter. Da die heutige Etappe nicht allzu lang war, konnte ich mir einen späteren Start erlauben und wartete erst mal bis 10:00. Da ich um diese Zeit auschecken musste, machte ich mich trotz Regen auf und ging noch schnell zum Supermarkt, um mich mit Snacks für diesen und den nächsten Tag einzudecken. Und hurra: Nach dem Einkauf hatte der Regen aufgehört.

Über nasse Wiesen und Feldwege ging es in die Kalte Kuchl, wo sich bereits wieder die Sonne herauswagte.

Bei der Kalten Kuchl gab es eine Kapelle und eine Art kleines Freilichtmuseum über die Geschichte der Via Sacra und des Wallfahrerweges. Auch ein Pilgerbuch gab es hier, in das ich mich eintrug. Dabei fiel mir auf, das sich unmittelbar vor mir zwei Personen eingetragen hatten, die von Breitenfurt bei Wien losgegangen waren und sich wohl nicht allzu weit vor mir befinden dürften.

Danach ging es zuerst auf kleinen Wegen, später auf einer breiten Forstraße durch den Wald. Da ich weit und breit an keiner Bank vorbeikam, setzte ich mich schließlich auf einen Felsen für eine kleine Mittagspause.

Nach dieser kleinen Stärkung führte der Weg zuerst sanft, dann steil durch den Wald aufwärts. Für ein kurzes Stück ging es auf einem sehr unwirtlichen Weg einen Hang hinauf, aber als ich oben ankam, stellte ich fest, dass ich wohl unabsichtlich eine Abkürzung genommen hatte und es auch einen gemütlicheren Weg gegeben hätte. Oben ging es deutlich angenehmer weiter über einen Hügelrücken, bis ich bei der Maria-Hilf-Kapelle am höchsten Punkt des Tages ankam.

Der nächste Ausblick war ebenfalls erfreulich, denn beim Wegweiser, der in einen sehr stimmungsvollen Wald hineinwies, war bereits mein Nachtquartier angeschrieben.

6,5 Kilometer lagen also noch vor mir und für den späten Aufbruch lag ich sehr gut in der Zeit. Da am Nachmittag erneut Gewitter angesagt waren, war ich an diesem Tag ziemlich flott unterwegs. Für ein paar Fotopausen nahm ich mir aber doch Zeit, da ich an diesem Tag wirklich mit sehr schönen Landschaften verwöhnt wurde.

Als ich in St. Aegyd angekommen war und es nicht nach Unwettern aussah, machte ich erst noch eine Kaffeepause gleich am Ortseingang, ehe ich zu meiner Unterkunft weiterging. Dabei begegnete ich noch einer Gruppe burgenländischer Pilgerinnen, die sich schon etwas müde durch die Ortschaft schleppten und mir erzählten, dass sie einige längere unfreiwillige Umwege gegangen waren.

Als ich beim Gasthof zum Niederhaus eincheckte, sah ich im Gastgarten bekannte Gesichter: Bernd und Verena, das Vater-Tochter-Gespann, das seit gestern auch die Mutter als „Begleitfahrerin“ mit dabei hatte. Als ich mich kurz zu ihnen setzte, erzählten sie mir, dass sie wegen des schlechten Wetters einen Teil mit dem Auto abgekürzt hatten und dann in St. Aegyd Franz und Ernst, meine beiden Wandergefährten vom Vortag, getroffen hatten. Die beiden hatten wegen der Gewitter leider abbrechen müssen. Da Ernst am nächsten Tag wieder arbeiten musste, hätten sie nämlich an diesem Tag gut 40 Kilometer bis Mariazell bewältigen müssen, was durch die morgendlichen Unwetter nicht mehr machbar war. Sehr schade, dass die beiden es nicht mehr bis Mariazell geschafft hatten und auch schade, dass ich sie in St. Aegyd verpasst hatte.

Dafür verabredete ich mich aber mit meinen anderen Bekannten zum Abendessen und hatte also an diesem Abend erneut Gesellschaft. Irgendwie ist so ein Pilgerweg schon ein kleiner Mikrokosmos für sich.

2 Comments

  • Konstanze

    Oh, was für eine scheußliche und ereignisreiche Nacht. Das klingt wirklich nicht, als ob du mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück bekommen hättest! Oo

    Immerhin war die Etappe anscheinend sehr schön (wunderschöne Ausblicke!) und die unfreiwillige Abkürzung ist definitiv besser als einige unfreiwillige Umwege. *g* Schön, dass du so viele Wanderbekanntschaften gemacht hast und am Abend wieder Gesellschaft beim Essen hattest. Ich hoffe, dass die Nacht dann besser war als die hier beschriebene. 🙂

    • Neyasha

      In der nächsten Nacht wurde ich zwar zum Glück nicht nochmal von einem Feueralaram aus dem Bett gerissen, aber so viel besser war sie leider trotzdem nicht. Dafür gab es aber tagsüber wieder schöne Ausblicke.

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